Mittwoch, 19. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 5 - Leipzig & Dessau

Der Abschied aus Kahla fiel nicht sonderlich schwer, gegen 9:30 Uhr ging es weiter zunächst in Richtung Leipzig, wohl eine der traditionsreichsten deutschen Städte in Sachen in Fußball und das trotz dem Dosen-Verein aus der Bundesliga. Mein Schwerpunkt lag heute auf den zwei bekanntesten Vereinen der Stadt, Lokomotive und Chemie Leipzig. Die beiden Vereine verbindet eine jahrzehntelange sportliche Rivalität und auch die beiden Fangruppen geraten immer wieder aneinander, nicht umsonst gilt das Leipziger Stadtderby als das brisanteste Stadtduell Ostdeutschlands. Los ging es im Bruno-Plache-Stadion bei Lok und zum erstaunen war der Ground auch hier wieder zugänglich. Ich beschränkte mich aber erneut auf Handyfotos, da das Stadion sich momentan ohnehin im Umbau befindet und Drittliga-Tauglich gemacht werden soll.
Auf dem Weg von Probstheida (Lok) nach Leutzsch (Chemie) passierte ich auch das krasse Gegenstück zu den beiden Vereinen, die große Arena von Rasenball Leipzig, in welche sich an den Wochenende immer wieder mehrere 10000 Menschen einfinden, obwohl es in direkter Nachbarschaft gleich zwei Vereine mit wahrer Tradition gibt. Unbegreiflich.
Auch der Alfred-Kunze-Sportpark war offen und eigentlich frei zugänglich. Gegen 14 Uhr in etwa wollte ich die Anlage betreten, sah aber schon das tatsächlich an beiden Eingängen jeweils zwei abgestellte Späher der Chemie Fanszene herumlungerten. Ich wurde dann auch direkt angesprochen, wo ich den herkommen würde und was ich hier vor hätte. "Dieser Bereich sei nur für Chemiker", hieß es. Ich finde es schon heftig, das einige Fanszenen scheinbar auch unter der Woche meinen ihre Kurve sauber halten zu müssen. Nach einem doch recht fairen Gespräch schienen sie mir zu glauben, dass ich tatsächlich Neutral bin und keiner verfeindeten Gruppe oder ähnlichem angehöre. Ich gab an, dass ich mich vor allem für die Klebeaktivitäten der Vereine interessieren würde und mir gerne die Chemie Motive mal angucken würde. Ich glaub das fanden die Kollegen sogar ganz cool und verrieten mir dann sogar noch eine Stelle in der Stadt wo sie auch viel in Sachen Aufkleber unterwegs waren. So durfte ich dann tatsächlich auch die heilige Kurve betreten und konnte meinem Hobby, unter wachsamen Augen doch noch nachgehen. Danke dafür.
Nach dem die Aktion beendet war sollte es natürlich auch noch ein Livespiel geben, dazu ging es dann aber wieder aus Leipzig raus und Richtung Dessau. Dort sollte am Abend tatsächlich mein erstes Pflichtspiel der Saison 2020/21 stattfinden, den die Verbandsliga Sachsen-Anhalt begann bereits am Wochenende und startete gleich mit einer Englischen Wochen. Anpfiff war bereits um 18 Uhr, auch wegen fehlender Flutlichtanlage im Stadion am Schillerpark. Bevor es dort aber rein ging gab es erst noch etwas zu essen, wieder keine Currywurst, diesmal gab einen Teller Asia-Nudeln bei einem Japaner.
Gegen 17 Uhr erreichte ich dann das Stadion und mir wurde am Kassenhäuschen zur ersten verkauften Karte für die Saison 2020/21 gratuliert, das nummerierte Ticket wird bestimmt irgendwann einmal zur Rarität. Den SV Dessau 05 kann man getrost als Traditionsverein bezeichnen, wurde er doch 1949 der allererste FDGB-Pokalsieger, dem Pendant der DDR zum DFB Pokal. Damals spielte man unter dem Namen Waggonbau Dessau, wie so oft in der DDR änderte sich der Name mehrfach. So spielte man in der DDR Oberliga als BSG Motor Dessau und war insgesamt fünf Spielzeiten teil der höchsten DDR-Spielklasse.  Bis Ende der 1960er Jahre hielt man sich nur in der zweiten Spielklasse bevor man von der großen Fußballbühne verschwand. Nach der Wende machte man noch einmal durch ein Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern auf sich aufmerksam. Der Rekordmeister kam 2005 zum 100-jährigen Vereinsjubiläum der SV Dessau und gewann mit 10:1. Das heutige Spiel gegen SSC Weißenfels war ein umkämpftes 0:0 und wurde von genau 197 Zuschauern verfolgt. Auf der Homepage der Gastgeber appellierte man vorher die Maskenpflicht und so weiter einzuhalten. In der Halbzeit strömten sämtliche Zuschauer in das Vereinsheim um sich mit Getränken einzudecken. Keine Sau trug eine Maske und Abstand konnte man in den engen Räumlichkeiten des Vereinsheims sowieso nicht halten. Alles so wie früher, gefällt mir eigentlich. Nur hab ich doch die Sorge, dass es irgendwann zu einem Heimspiel eine Kontrolle des Gesundheitsamtes/Ordnungsamt geben könnte und dann könnte es Ärger geben. Wäre schade, denn es machte Spaß endlich mal wieder ein Spiel zu sehen, bei dem es um mehr als nur die Ehre ging.
Nun befinde ich mich im nächsten Hotel, in welchem ich diesmal aber nur eine Nacht verbringen werde. Die Pläne für morgen stehen auch schon grob, allerdings ist für die nächsten zwei Tage eine erneute Hitzewelle angesagt. In dem Hotel für diese Nacht habe ich einen Ventilator, den wird es im nächsten Stopp dann wohl eher nicht mehr geben. 

Bruno-Plache-Stadion von Lok in Probstheida
Alfred-Kunze-Sportpark von Chemie in Leutzsch
Erstes Pflichtspiel der Saison 2020/21 in Dessau
Offiziell 197 Zuschauer im Stadion am Schillerpark
Heute in der Kantine: Asia-Nudeln

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