Dienstag, 7. September 2021

Groundhopping - August 2021

Wieder mal ein bunter Fußballmonat, in dem immerhin eine Liga wieder komplettiert werden konnte. Die Regeln werden durch neue Schutzverordnungen mittlerweile aber wieder undurchsichtig und von allen Vereinen auch verschiedenen interpretiert. Dabei sollte die aktuelle Schutzverordnung zumindest in Nordrhein-Westfalen auf den Amateur-Fußball keine Auswirkung haben, solange der Sport unter freiem Himmel stattfindet und nicht mehr als 2.500 Zuschauer kommen sollte es zu keinerlei Beschränkungen im Spielbetrieb kommen. Keine 3G-Regel, keine Kontaktnachverfolgung, weder für Zuschauer noch für Spieler. Die aktuelle Vorlage läuft irgendwann im September wieder aus und wird dann sicherlich wieder angepasst. Mal gucken ob es möglich sein wird nach zwei Jahren wieder einmal eine komplette Saison im Amateurfußball durchspielen zu können...

#01 - 1. August 2021 - SSVg Velbert gg SV Bergisch Gladbach - 1:3
Testspiel - Stadion Velbert, Velbert - 90 Zuschauer


Das Stadion Velbert ist seit gut einem Jahr die neue Heimat der SSVg Velbert und Teil eines hoch modernen Sportzentrums. Am 29. August 2020 wurde das neue Stadion mit einem Freundschaftsspiel der Velberter gegen den Wuppertaler SV eingeweiht, damals waren nur ausgewählte 300 Zuschauer zugelassen und auch bis zum Saisonabbruch was es quasi unmöglich als ausstehende Person ein Spiel im neuen Stadion zu streifen. Kurz vor dem einjährigen Jubiläum ergab sich dann endlich die Möglichkeit, als ein Testspiel zwischen Velbert und Bergisch Gladbach 09 im "Stadion Velbert" angesetzt wurde. Die Bauzeit betrug ein gutes Jahr und es entstand ein Stadion mit einer Kapazität von 2.800 Plätzen, welche sich auf eine überdachte Sitzplatztribüne und eine unüberdachte Stehplatztribüne auf der Gegengerade verteilen. Die beiden Hinter-Tor-Seiten sind nicht ausgebaut, könnten aber bei Bedarf erweitert werden und so die Gesamtkapazität auf 5.000 Plätze erhöhen. Die Sitzschalen der Tribüne ergeben nebenbei den Schriftzug "Velbert". Die moderne Infrastruktur mit einem großen Parkplatzsystem um die Sportanlage und er neuen Flutlichtanlage sorgen dafür, dass die Spielstätte die Anforderungen für einen Spielbetrieb in der Regionalliga erfüllt. Das hat auch der KFC Uerdingen mit bekommen, welcher seine Spiele in der neuen Saison in Velbert austragen wird. Nach Duisburg, Düsseldorf und Lotte also wieder ein neues Exil für den Krefelder Kult-Klub.
Die alte Spielstätte der SSVg das "Stadion Sonnenblume" ist seit der Eröffnung des neuen Stadions verlassen und könnte bald abgerissen werden. Die neue Heimat bietet den Velbertern aber ein wirklich hochmodernes Sportzentrum, mit angeschlossenem Trainingsgelände und Kunstrasenplatz für die Nachwuchsmannschaften. Ziel mit einer solchen Anlage kann eigentlich nur die schnelle Rückkehr aus der Oberliga in die Regionalliga sein. Teil dieser war die SSVg zuletzt in der Spielzeit 2015/16.


#02 - 3. August 2021 - 1. FC Gummersbach gg TV Klaswipper - 1:5
Kreispokal Berg - 2. Runde - Stadion Lochwiese, Gummersbach - ca. 25 Zuschauer


Gummersbach ist bekannt für den Handball. Fußball spielt in der Kreisstadt nur eine Nebenrolle. Dabei war der heutige 1. FC Gummersbach lange Teil des aus dem Handball bekannten VfL Gummersbach. Der erste Fußballverein entstand im Januar 1910 unter dem Namen FC Teutonia Gummersbach. Nach mehreren Fusionen ging man im Jahr 1937 in den VfL Gummersbach auf. In den 1970er Jahren stand man kurz vor dem Aufstieg in die Verbandsliga, verpasste den großen sportlichen Erfolg aber immer wieder, während die Handballabteilung ein Abonnement auf den Deutschen Meistertitel zu haben schien. Der Fußball war eindeutig eine Randsportart in Gummersbach. Als die Handballabteilung zur Jahrtausendwende in finanzielle Schwierigkeiten geriet, spaltete sich die Fußballabteilung ab und spielt seit März 2000 unter den Namen 1. FC Gummersbach. Spielstätte ist das Stadion Lochwiese im Schatten des Kreishauses. Der Kunstrasenplatz besitzt auf seiner Längsseite eine ausgebaute Stehstufentribüne. Auch in der Lochwiese spielte früher Handball die Hauptrolle, bei Feldhandballspielen sollen bis 20.000 Zuschauer vor Ort gewesen sein, damals war auch noch die Gegengerade ausgebaut. Heute finden sich bei Heimspiel des Kreisliga-C-Ligisten selten mehr als 50 Zuschauer ein. Es soll wohl Pläne geben, dass der 1. FC wieder zu seinem Stammverein zurückkehren könnte. Bisher sind dies aber nur Gerüchte.

#03 - 8. August 2021 - SV Langendreer 04 gg SV Höntrop - 4:2
Testspiel - Stadion am Hessenteich, Bochum - ca. 40 Zuschauer


Wieder mal ein sehenswerter Platz im Ruhrgebiet. Das "Stadion am Hessenteich" in Bochum-Langendreer war einen Besuch wert. Blickfang des Platzes ist die überdachte Stehplatztribüne, welche an der Seite groß mit dem Namen der Hausherren bedruckt ist. Die Gegengerade ist ebenfalls mit Stehstufen ausgebaut, diese müssen aber ohne Überdachung auskommen. Der Rasenplatz ist von einer Aschelaufbahn umgeben. Vor der Tribüne steht zu dem eine Werbebande, die aber ohne Sponsor auskommt, stattdessen nur die Mannschaft mit den Worten "04er geben niemals auf, sie kämpfen" Motivation spenden soll. Zuhause am Hessenteich ist der Kreisligist "SV Langendreer 04", welcher in den 1920er Jahren einer der Vorzeigeklubs im Pott war und lange Zeit erstklassig spielte. Mit Einführung der Gauligen in den 1930er Jahren verschwand der Bochumer Stadtteil Klub aber langsam von der Bildfläche. Ende der 50er hatte man dann ein längeres Intermezzo in der drittklassigen Verbandsliga und schaltete in der Qualifikation zum DFB Pokal mit Borussia Dortmund sogar den damals amtierenden Deutschen Meister aus. Das letzte mal für Aufmerksamkeit sorgte man in Langendreer mittlerweile vor mehr 20 Jahren, als man in der Spielzeit 1998/99 für ein Jahr in der viertklassigen Oberliga Westfalen spielte, nach einem Jahr aber aus dieser Liga schon wieder abstieg. Mittlerweile gibt es im Stadion am Hessenteich, welches eine Kapazität für 7.000 Zuschauer hat, nur noch Kreisliga A Fußball zu sehen.

#04 - 10. August 2021 - SV Schönenbach gg SV Frielingsdorf - 0:2
Kreispokal Berg - Viertelfinale - Lademacher Waldarena, Waldbröl - ca. 100 Zuschauer


Irgendwo mitten im nirgendwo versteckt sich die "Lademacher Waldarena" des SV Schönenbach. Ein ambitionierter Teilnehmer der Kreisliga A, welcher bisher in seiner gesamten Vereinsgeschichte noch nie den Sprung in eine höherklassige Liga schaffte. Die Spielstätte liegt abgelegen auf einem Feld, am Ende einer etwa ein Kilometer langen Straße welche den Namen "Lademacher-Waldarena-Weg" trägt. Benannt ist die Arena nach Hartmut Lademacher, einem Unternehmer und Multimillionär welcher den Verein schon länger finanziell unterstützt und daher als Mäzen der Schönenbacher bezeichnet werden kann. Lademacher kommt gebürtig aus Windeck und hatte in den 1990er Jahren schon die Handball-Abteilung des VfL Gummersbach mit seinem Geld unter die Arme gegriffen. Auch den Bau des nach ihm benannten Stadions subventionierte Lademacher mit einer beträchtlichen Summe. Es entstand ein Kunstrasenplatz mit angeschlossenem Vereinshaus. Wirklicher Ausbau fehlt auf dem Platz allerdings. Im von mir besuchten Spiel gegen den SV Frielingsdorf kam für Schönenbach das Aus im Kreispokal und damit verpasste man eine erneute Qualifikation für den Landespokal, für welchen man sich erstmals und bisher auch zum einzigen mal mit dem dritten Platz im Kreispokal 2017 qualifiziert hatte. Damals erreichte man nach einem Sieg über den FC Hürth immerhin die zweite Runde.  

#05 - 15. August 2021 - FC Schalke 04 II gg 1. FC Köln II - 1:2
Regionalliga West - 1. Spieltag - Neues Parkstadion, Gelsenkirchen - 350 Zuschauer


Mit dem Besuch des "Neuen Parkstadion" auf Schalke ist die Regionalliga West wieder komplett. Es ist tatsächlich ein historischer Ort an dem der Schalker Nachwuchs nun seine Heimspiele austrägt. Bis 2008 stand an selber Stelle noch das original Parkstadion, in welchem Schalke im Jahr 2001 für 3 Minuten Deutscher Meister war. Zwischen 2004 und 2008 wurde das Original schrittweise abgerissen. Schon damals gab es den Plan auf dem Areal das Trainingsgelände der Schalker zu erweitern. Ab 2015 folgten dann erste Arbeiten und nach 5 Jahren war das Großprojekt abgeschlossen. Das "Neue Parkstadion" stand nun in mitten zahlreicher Trainingsplätze, einem Leistungszentrum und neuen Parkhäusern. Zur Erinnerung an alte Zeiten lies man den Nordöstlichen Flutlichtmast stehen. Früher passten in das Parkstadion über 70.000 Zuschauer, der Neubau bietet nur noch bescheidene 2.999 Plätze. Die Zuschauerplätze befinden sich auf der ehemaligen Gegengerade, dessen Tribüne noch teilweise im Original erhalten blieb. Die Eröffnung fiel coronabedingt kleiner Aus als geplant. Zunächst war ein Spiel der ersten Schalker Mannschaft gegen Zenit St. Petersburg für den 29.3.2020 angesetzt, dies wurde auf Grund der gerade startenden Pandemie abgesagt. Eine Eröffnung im kleineren Rahmen gab es dann am 15.8.2020 als Schalke gegen den SC Verl antrat. Die letzte Regionalliga-Saison spielte die Knappenschmiede dann vor leeren Rängen, nun waren zum Start in die Saison 2021/22 erstmals Zuschauer zu gelassen, so haben die Groundhopper nun die Gelegenheit ihre Regionalliga Statistik wieder aufzufüllen.

#06 - 21. August 2021 - Rot-Weiß Lüdenscheid gg TuS Ennepetal - 1:3
Westfalenpokal - 1. Runde - Nattenbergstadion, Lüdenscheid - 150 Zuschauer


Endlich rollte der Ball mal wieder im Lüdenscheider Nattenbergstadion. Ein echter Leckerbissen für den Stadionliebhaber, entsprechend groß war der Auflauf an Groundhoppern obwohl parallel noch ein großes Hopperevent auf Helgoland stattfand. Das Nattenbergstadion wurde 1972 eröffnet, der Heimatverein Rot-Weiß-Lüdenscheid befand sich gerade im Aufschwung und sollte zwischen 1977 und 1981 vier Spielzeiten in der damals noch zweigeteilten 2. Bundesliga spielen. Damals verfügte das Stadion noch über 17.000 Plätze, 2009 wurden die Stehplätze in den Kurven und auf der Gegengerade zurück gebaut und durch einen Graswall ersetzt, seit dem ist das Fassungsvermögen auf rund 7.102 Plätze geschrumpft. Die Sitzplatztribüne, welche sich über die gesamte Gerade zieht, steht nach wie vor. Blickfang sind aber die vier Flutlichtmasten, die mit einer eigenartigen Konstruktion daher kommen. Regelmäßig bespielt wird der Rasenplatz im Nattenbergstadion schon länger nicht mehr. Die Rot-Weißen Lüdenscheider spielten zuletzt nur noch auf dem benachbarten Kunstrasenplatz. Regelmäßig wurde hier zuletzt vor dem Umbau im Jahr 2009 gespielt, seit dem fanden auf dem Hauptplatz nur noch eine handvoll auserwählte Spiele statt. Umso überraschender kam die Meldung, dass die Erstrundenpartie im Westfalenpokal zwischen RWL und TuS Ennepetal im Stadion ausgetragen werden sollte. Entsprechend schnell waren die Wochenendpläne geschmiedet. Über den Ground gibt es noch viele interessanten Geschichten zu erzählen, vielleicht gibt es in Zukunft ein ausführliches Feature im Rahmen der Beiträge über Historische Grounds. Wird aber noch dauern, da ich dafür noch mal in Richtung Lüdenscheid fahren müsste, um den Nattenberg mit meiner Spiegelreflex-Kamera abzulichten. Ist die Frage, wann das möglich sein wird.

#07 - 22. August 2021 - SV Beuel 06 gg TuS Buisdorf - 1:3
Bezirksliga Mittelrhein - Staffel 2 - 3. Spieltag - Franz-Elbern-Stadion, Bonn - 100 Zuschauer


Im Franz-Elbern-Stadion in Bonn auf der rechten Rheinseite ist SV Beuel 06 beheimatet. Dieser Sportverein entstand ist im Jahr 1924 als sich zwei Beueler Stadtteilvereine zur einer Fusion entschieden. Zwischen den beiden Weltkriegen erlebte der Verein seine erfolgreichste Zeit und war Teil der erstklassigen Gauliga, welche man in der Spielzeit 1937/38 als Erster beendete und offiziell zum Mittelrheinmeister wurde. Die Entscheidung fiel allerdings erst am Grünen Tisch, da die Bonner gegen eine Spielwertung in Berufung gegangen waren und dadurch im Nachhinein zwei Punkte gut geschrieben bekamen und noch an Alemannia Aachen vorbeizogen. Die Mittelrheinmeisterschaft hätte eigentlich die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bedeutet, diesen Platz bekamen aber die Aachener da dem Bonner Protest erst zwei Tage nach Meldeschluss stattgegeben wurde. Nach Ende der zweiten Weltkrieges konnten die Grün-Weißen Beueler die Teilnahme an der neu gegründeten Oberliga West nicht finanzieren und verschwanden von der überregionalen Fußballfläche.
Heimspielstätte ist das 1936 eingeweihte Franz-Elbern-Stadion, ein Name der auf die vorhandene Tradition des Vereins verweisen soll. Benannt nach dem achtfachen Nationalspieler Franz Elbern, der während seiner aktiven Zeit für den SV Beuel engagiert gewesen ist und auch Teil der Meistermannschaft von 1938 war. Der Rasenplatz ist in einem ziemlich verwittertem Zustand, Ausnahme ist eine Reihe von Betonstehstufen auf einer Gerade, welche noch ziemlich neu wirken. Die Stufen in den Kurven und auf der Gegengerade sind ziemlich überwuchert und kaum noch zu erkennen. Nur die erste Mannschaft trägt ihre Spiele auf dem Rasenplatz aus, der allerdings ohne Flutlichtanlage auskommt. Die Reservemannschaften spielen auf dem direkten benachbarten Kunstrasenplatz.

#08 - 29. August 2021 - SV Kendenich gg SC Glessen 3 - 2:5
Kreisliga D Rhein-Erft - Staffel 7 - 4. Spieltag - Stadion Hürth, Hürth - ca. 40 Zuschauer


Zum Monatsende gab es dann noch mal einen echten Leckerbissen in Hürth zu streifen. Der SV Kendenich spielt diese Saison im altehrwürdigen Stadion Hürth, welches damit nach einigen Jahren Pause wieder Schauplatz von Fußballspielen ist. Nach dem dies bekannt wurde, setzte ich mir den Platz ganz oben auf meine To-Do-Liste und Ende August war es dann soweit. Am 4. Spieltag der Kreisliga D Rhein-Erft empfing Kendenich die dritte Mannschaft des SC Glessen, etwa 40 Zuschauer fanden trotz Dauerregen und früh herbstlichen kühlen Temperaturen den Weg ins Stadion im Ortsteil Alt-Hürth. Zuletzt trug der aktuelle Mittelrheinligist FC Hürth hier vor einigen Jahren seine Ligaspiele aus bevor man 2015 in den salus-Park umzog, nun lag der Ground für eine Zeit lang aber fußballerisch brach, verfiel dabei aber nicht. Der Rasenplatz befindet sich weiterhin in gutem Zustand und darf nun wieder das rollende Leder willkommen heißen. Blickfang ist aber nicht das Spielfeld sondern die Haupttribüne im Elascon Baustil, welche aus den 1930er Jahren stammt. Daneben gibt es Ausbau in Form von Betonstufen, welche sich auch auf der Gegengerade befinden. So mancher höherklassiger Verein würde sich nach einem solchen Ground wie dem Stadion Hürth mit Sicherheit die Finger lecken, stattdessen wird vermutlich bald nur noch auf Kunstrasenplätzen ohne Ausbau gespielt. Aber schön, dass es ihn ab und an immer wieder noch gibt. Das klassische Stadion. In direkter Nachbarschaft des Stadions liegt die Hürther Radrennbahn, welche zwischen 1938 und 1990 Schauplatz vieler internationaler Bahnradrennen war. Heute kann die Anlage als Lost Ground bezeichnet werden, ist komplett umzäunt und darf nicht mehr betreten werden.