Donnerstag, 27. August 2020

Corona-Testspiel-Hopping 2020

Lange Zeit ging nichts, ab Anfang Juli fanden dann aber wieder vermehrt Testspiele statt. Die Sehnsucht nach dem rollenden Ball war da und so besuchte ich im Juli/August vereinzelt ein paar Spiele.

#01 - 5. Juli 2020 - Blau-Weiß Grümerbaum gg SG Stephanus Holsterhausen - 5:6
BZA Am Nordbad, Bochum - ca. 90 Zuschauer


Das erste Spiel nach mehr als vier Monaten Zwangspause fand für mich bei "Blau-Weiß Grümerbaum" in Bochum statt. Keine bewusste Entscheidung, ich klickte mich vielmehr durch den Groundhopping Kalender und sah, dass die Begegnung zwischen Grümerbaum und der SG Stephanus Holsterhausen eine der wenigen war welche auf einem Naturrasenplatz ausgetragen werden sollte. So ging die Reise also Richtung Bochum, die Zuschauerzahl war auf 100 Leute begrenzt. Am Eingang musste man sich samt Adresse und Telefonnummer anmelden, sollte die Liste voll werden, würden keine weiteren Zuschauer mehr rein gelassen. Ganz ausverkauft war die Begegnung offensichtlich nicht, trotzdem wären ohne Corona wohl kaum die geschätzten 90 Zuschauer in die "BZA Am Nordbad" gekommen. Die Masse war heiß endlich wieder was erleben zu dürfen, entsprechend groß war der Andrang bei einem Verein der sonst einer Zuschauerdurchschnitt von weit unter 50 hat. Auch die Spieler waren höchst motiviert und Testspiel hieß es eigentlich nur auf dem Papier. Es wurde hier richtig um den Sieg gekämpft, keine Geschenke verteilt. Der Sportplatz selber ist trotz Rasenplatz reichlich unspektakulär und kommt ohne Ausbau daher, zum ersten Spiel nach Corona eröffnete der Verein allerdings die "Hermann-Stör-Tribüne", was aber nicht mehr als ein Vordach des Vereinsheim ist, bei Regen können die Zuschauer nun also auch ihr Bierchen im trockenen trinken.

#02 - 12. Juli 2020 - FC Kray gg Rather SV - 1:2
KrayArena, Essen - ca. 100 Zuschauer


Ein Besuch beim FC Kray in Essen war unter anderen Voraussetzungen geplant, der Verein war in der abgebrochenen Saison ein Teil der Oberliga Niederrhein und die KrayArena fehlte mir noch um diese Liga wieder zu komplettieren. Auf Grund des Saisonabbruchs musste ich dann gezwungenermaßen auf den Testkick gegen den Rather SV ausweichen und hatte dadurch doch noch die Möglichkeit die Oberliga Niederrhein wieder voll zu machen. Nach wie vor waren maximal 100 Zuschauer bei Veranstaltungen zugelassen, diese werden es in etwa auf gewesen sein, eine offizielle Zuschauerzahl wurde nicht veröffentlicht. Etwa 40 Minuten vor dem Anstoß kam man jedenfalls problemlos für 2€ Eintritt auf die Anlage. Die Abstandsregeln konnten hier ohne große Mühe eingehalten werden, der Ground besitzt eine überdachte Sitzplatztribüne als Ausbau, die etwa zur Hälfte gefüllt war. Um das Spiel vom Balkon des Vereinsheim zu verfolgen musste man sich schon im Vorfeld anmelden, da hier der Platz stark begrenzt war. Eine Woche später wurde in NRW das Zuschauermaximum übrigens auf 300 Personen angehoben.
Der FC Kray entstand in seiner heutigen Form im Jahr 1987 durch die Fusion von DJK und SV Kray. Große Aufmerksamkeit bekam man im Jahr 2012 als man erstmals in die Regionalliga West aufsteigen konnte. Die Aufstiegsspiele gegen den KFC Uerdingen gelten bis heute als das große Vereinshighlight, welches man leider nicht in der heimischen Kray-Arena austragen durfte. Auf Grund des hohen Zuschaueraufkommens, auch von Rot-Weiss Essen Fans, musste das Rückspiel im Uhlenkrugstadion ausgetragen werden. Insgesamt (mit einer Unterbrechung) drei Spielzeiten verbrachte man in der viertklassigen Regionalliga, auch hier durfte man nur vereinzelnd Spiele in Kray austragen. Überwiegend spielte man wieder im Uhlenkrug und teilweise sogar im großen Stadion Essen. Seit dem Regionalliga Abstieg 2016 erlebte der Verein einen herben Absturz und man wurde innerhalb einer Saison in die Landesliga durch gereicht. Zur Saison 2019/20 kehrte man dann in die Oberliga zurück, zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs lang man hier im gesicherten Mittelfeld. Die neue Saison in der Oberliga Niederrhein wird mit 23 teilnehmenden Mannschaften sicherlich eine ganz besondere Herausforderung für den Verein, Mitte Juli wurde aber über eine eventuelle Aufsplittung in zwei Staffeln nachgedacht.

#03 - 19. Juli 2020 - VfB Altena gg TuS Neuenrade - 3:1
Reineckestadion, Altena - ca. 150 Zuschauer


Auf ins Sauerland. Die Corona-Regeln wurden weiter langsam gelockert, offiziell durften nun bis zu 300 Zuschauer Sportveranstaltungen unter freiem Himmel beiwohnen, das ganze natürlich nur unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände. Tatsächlich kamen etwa 150 Menschen zu einem Testspiel des VfB Altena, allgemein haben die Amateurvereine im Sauerland einen größeren Zuschauerzulauf als in den großen Ballungsgebieten. Größtenteils natürlich Rentner, also vermutlich auch der ein oder andere der "Risikogruppe" für die, die ganzen Maßnahmen ja ursprünglich mal eingeführt wurden. Im Reineckestadion konnte man die Abstandsregeln eigentlich problemlos einhalten, vor dem Vereinsheim gab es eine begrenzte Anzahl an Sitzgelegenheiten, da ich frühzeitig auf der Anlage war benutzte ich eine von diesen, wie vorgesehen habe ich einen Stuhl zum Nachbar freigelassen. Auch alle anderen Zuschauer hielten sich an diese Regeln. Irgendwann kurz vor Anstoß kam dann aber ein rüstiger Rentner und setzte sich einfach direkt neben mich. Ich meine hätte er wenigstens gefragt, ob er meinen Platz benutze können, wäre ich natürlich aufgestanden. Aber scheinbar pfeift vor allem ein Großteil der sogenannten Risikogruppe auf die Empfehlungen, ganz nach dem Motto "Heiter weiter!". Achtet mal darauf wie viele ältere Herrschaften beispielsweise am Rheinboulevard in den dortigen Bars sitzen und auf sämtliche Abstandsregeln scheißen oder im Supermarkt ihre Gesichtswindel falsch und teilweise überhaupt nicht tragen. Dieser Vorfall in Altena machte mich sauer, ich räumte dann aber kommentarlos meinen Platz. Der austragende Verein ist dafür verantwortlich das die Regeln eingehalten werden und das Konzept setzte der VfB Altena wirklich gut um. Der Stadionsprecher gab mehrfach über ein Mikrofon die Hinweise durch, schade dass sich die ältere Generation nicht dran halten konnte.
Der VfB Altena ist ein Verein mit eher unspektakulärer Geschichte, 1912 gegründet war man 1978 Gründungsmitglied der Oberliga Westfalen. Insgesamt drei Spielzeiten verbrachte man in der damals noch drittklassigen Liga, in diese Sphären stach der Verein aber nie mehr hervor. Heutzutage spielt man schon jahrelang nur noch in der Kreisliga A. Das Reineckestadion kann sich aber durch aus sehen lassen, ein reines Fußballstadion ohne Laufbahn und der komplette Stadionumlauf versehen mit einer ausgebauten stufenartigen Traverse. Sitzplätze wie schon erwähnt eher Mangelware, auf der Gegengerade sind zusätzlich zu den Plätzen vor dem Vereinsheim noch ein paar Parkbänke aufgestellt. Auch ein Eingangstor inklusive Vereinsnamen gibt es, für den Amateurplatz-Romantiker lohnt sich eine Reise nach Altena also in jedem Fall.

#04 - 26. Juli 2020 - SV Eilendorf gg TuS Blau-Weiß Königsdorf 1900 - 1:6
Delheid & Frommhold Arena, Aachen - ca. 80 Zuschauer


Mit dem Besuch beim FC Kray wurde zwei Wochen zuvor die Oberliga Niederrhein wieder komplettiert, auch in der Mittelrheinliga fehlte mir nur ein Ground um die Liga wieder voll zu machen. Leider hieß es auch beim SV Eilendorf: Test- statt Pflichtspiel. Der Aachener Stadtteilverein verlieh der sonst recht langweiligen Mittelrheinliga aber neuen Glanz und kommt mit einer langen Vereinsgeschichte daher. Als man 1914 gegründet wurde trug man den Namen "FC 1914 Hindenburg", nach Ende der Ersten Weltkrieges wechselte man zum heutigen Vereinsnamen "Sportverein 1914 Eilendorf". Heimstätte ist die "Delheid & Frommhold Arena" an der Halfenstraße, hier ist man bereits seit 1928 zu Hause. Der Komplex verfügt sowohl über einen Rasen- als auch Kunstrasenplatz, während der abgebrochenen Mittelrheinligasaison wechselte man je nach Wetterlage nahezu wöchentlich den Belag und spielte nicht durchgehend auf dem Naturrasen auf welchem das Testspiel gegen Blau-Weiß Königsdorf stattfand. Einen Ausbau gibt es auch der Gegengerade in Form von zwei Steinstufen, die sich über die gesamte Spielfeldhälfte hinweg zieht. Auf der Hauptgeraden gibt es auf der linken Seite eine kleine Fünf-Stufen-Traverse, weiterer Ausbau wird vergebens gesucht. Die heutige Form des kleinen Stadions soll es seit 1972 geben, damals eröffnete man das neue "Stadion an der Halfenstraße", welches heute den Namen eines Sponsors trägt, mit einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Malaysia. 3500 Zuschauer sollen damals vor Ort gewesen sein und das Spiel gegen die Teilnehmer des Olympischen Fußballturniers von München 1972 verfolgt haben. Das größte Spiel der Vereinshistorie war wohl das Aufeinandertreffen gegen die große Alemannia in der ersten Runde des Mittelrheinpokals 2012/13. Das Spiel wurde aus Sicherheitsgründen in den Tivoli verlegt, wo der SVE als Gastgeber 0:5 verlor. 2014 stieg der Verein dann erstmals in die Mittelrheinliga auf, in welche man zur Saison 2019/20 zurückkehrte nach dem man zwischenzeitlich wieder in die Landesliga abgestiegen war. Als die Saison abgebrochen wurde war man abgeschlagener Tabellenletzter und war faktisch abgestiegen, auf Grund der bekannten Situation gab der Fußballverband aber bekannt das es keine Absteiger geben wird und die Liga zur neuen Saison von 16 auf nunmehr 18 Teams aufgestockt wird. Eilendorf bekommt als sprichwörtlich die zweite Chance und will es nun wohl besser machen als zuletzt. Das Testspiel gegen Königsdorf versprach aber nichts Gutes und ging mit 1:6 deutlich verloren.

#05 - 29. Juli 2020 - Wuppertaler SV gg Germania Ratingen 04/19 - 3:1
Bezirkssportanlage Uellendahl, Wuppertal - 300 Zuschauer (ausverkauft)


Wenn vom Papier her die großen Namen spielen scheint das Zuschauerlimit dann doch schnell erreicht zu sein, das Testspiel des ehemaligen Bundesligisten Wuppertaler SV gegen Germania Ratingen war jedenfalls mit 300 Zuschauern offiziell ausverkauft und als die Anwesenheitsliste voll war, wurden auch keine weiteren Menschen mehr in das Stadion gelassen. Spielort war nicht das Stadion am Zoo sondern die BZA Uellendahl im Norden der Schwebebahnstadt. Hier spielen sonst die Nachwuchskicker des WSV in der Junioren Bundesliga, der Naturrasenplatz verfügt über einen sparsamen Ausbau auf der Gegengerade in Form von Stehstufen, darüber befindet sich ein Graswall mit ein paar Parkbänken von denen sich die Spiele ebenfalls verfolgen lassen. Bekannt wurde die Sportanlage aber eher als die Deutsche Nationalmannschaft sich hier auf den Weltmeistertitel im Jahr 1990 vorbereitete und die BZA Uellendahl als Trainingsplatz nutzte, daran erinnert vor dem Ground auch eine kleine Infotafel der Fußballroute NRW. Während der Europameisterschaft 1988, die in Deutschland ausgetragen wurde, war Uellendahl das feste Trainingszentrum der Nationalmannschaft aus Dänemark.

#06 - 2. August 2020 - Teutonia Schalke-Nord gg ETuS Bismarck 1931 - 3:0
Glückauf-Kampfbahn, Gelsenkirchen - ca. 60 Zuschauer 


Die Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen-Schalke hat 100% Kultfaktor, ist es doch die ursprüngliche Spielstätte des Bundesligisten Schalke 04. Heutzutage wird das Stadion von Teutonia Schalke-Nord hauptsächlich bespielt. Das Spielfeld ist mittlerweile ein Kunstrasenplatz, aber die denkmalgeschützte Haupttribüne vermittelt noch den Flair alter Tage. Ich möchte gar nicht zu viel über die Geschichte des Grounds erzählen, denn schnell fiel die Entscheidung die Glückauf-Kampfbahn erneut zu besuchen und diese dann ausführlich ab zu fotografieren, um dem Stadion einen Artikel in der Rubrik "Historische Grounds" zu widmen. Einen konkreten Fahrplan hierfür gibt es momentan zwar noch nicht, aber da wird in naher Zukunft in jedem Fall was kommen. In der Zwischenzeit kann ich einen Besuch hier in jedem Fall empfehlen, Teutonia Schalke nahm den Spielbetrieb mit Beginn der Corona-Testspiel-Phase wieder auf, in der Saison 2019/20 hatte man sich bereits vor Saison aus der Kreisliga A zurückgezogen und bestritt daher auf Liga-Ebene kein einziges Spiel. Vermutlich wird man ab der neuen Saison einen Neubeginn in der Kreisliga B wagen können.

#07 - 9. August 2020 - SV Bergisch Gladbach 09 gg Borussia Freialdenhoven - 4:6
Sportplatz Weidenstraße, Rheinbach - 25 Zuschauer


Der Regionalligist SV Bergisch Gladbach 09 bereitete sich in Rheinbach mit einem Kurz-Trainingslager auf die neue Saison vor. Auf der Anlage von "Schwarz-Weiß Merzbach" wurden gleichzeitig auch zwei Vorbereitungsspiele ausgetragen. Samstags war der 1. FC Düren zu Gast und sonntags ging es gegen Borussia Freialdenhoven. Der Kunstrasenplatz in Merzbach verfügt auf der Hauptgeraden über eine zweistufige Traverse, die von den wenigen anwesenden Zuschauern als Sitzmöglichkeit genutzt wurde. Am Eingang wurden aus dem Vereinsheim Kaltgetränke verkauft, ansonsten war nicht viel gebacken. In der Halbzeit kam außerhalb des Stadions ein Eiswagen vorgefahren, der so ebenfalls wenigstens ein kleines Geschäft machen konnte.
Auf dem Platz sah man Bergisch Gladbach den Kräfteverlust am Ende des Trainingswochenendes deutlich an und so endete die Partie mit einem eher untypischen 4:6 für Freialdenhoven. In der abgebrochenen Regionalliga-Saison spielten die 09er keine Rolle und lagen abgeschlagen im Tabellenkeller, durch den Saisonabbruch bekommt man allerdings eine neue Chance sich zu beweisen.

Nach dem Spiel in Rheinbach ging es auf einen neuntägigen Roadtrip durch Thüringen und Sachsen Anhalt. Hierbei besuchte ich täglich eine Partie, allerdings waren hier auch schon die ersten Pflichtspiele der Saison 2020/21 mit dabei. Über die Begegnungen habe ich in täglichen Blogbeiträgen schon berichtet, hier noch mal eine Auflistung der Spiele.
  • 15. August 2020 - SG Marksuhler SV gg SV Wernshausen - 1:2
    Testspiel - Sportplatz Weihersgrund, Marksuhl - 100 Zuschauer

    Spiel nach 75 Minuten abgebrochen nach rassistischen Beleidigungen von Zuschauerseite
  • 16. August 2020 - SG EFC Ruhla 08 gg SG Herleshausen/Nesselröden/Ulfegrund - 3:3
    Testspiel - Stadion Mittelwiese, Ruhla - 40 Zuschauer
  • 18. August 2020 - SV 08 Rothenstein gg BSG Chemie Kahla - 1:6
    Testspiel - Sportplatz Zum Helenenstein, Rothenstein - 85 Zuschauer
  • 19. August 2020 - SV Dessau 05 gg SSC Weißenfels - 0:0
    Verbandsliga Sachsen-Anhalt - 2. Spieltag - Stadion Schillerpark, Dessau - 197 Zuschauer
  • 20. August 2020 - Holzweißiger SV gg VfB Preußen Greppin - 4:0
    Testspiel - Stadion der Bergarbeiter, Bitterfeld-Wolfen - 15 Zuschauer
  • 21. August 2020 - BuSG Aufbau Eisleben gg SV Eintracht Kreisfeld - 0:4
    Kreispokal Mansfeld Südharz - 1. Runde - Sportanlage Helfta, Eisleben - 210 Zuschauer
  • 22. August 2020 - FSV Barleben gg SV Fortuna Magdeburg - 2:1
    Landespokal Sachsen-Anhalt - 1. Runde - Sportplatz am Anger, Barleben - 170 Zuschauer
  • 23. August 2020 - VfB Germania Halberstadt gg Bischofswerdaer FV 08 - 2:3
    Regionalliga Nordost - 2. Spieltag - Friedensstadion, Halberstadt - 362 Zuschauer
Ab sofort sind keine weiteren Besuche bei Testspielen eingeplant, stattdessen werden vermutlich nur noch Pflichtspiele besucht. Da für die neue Saison kein neues Ligen-Projekt geplant ist, wird es einmal im Monat einen Beitrag zu den jeweils besuchten Spielen geben.

Sonntag, 23. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 9 - Halberstadt

Tag 9 und gleichzeitig auch der erste Tag der Tour, welcher in nur einer Stadt verbracht wurde. Bereits gestern Abend wurde ja in Halberstadt bereits das Hotel bezogen wodurch heute ein eher entspannter Tag an stand. Der einzige Programmpunkt war eigentlich nur das Heimspiel von Germania Halberstadt, welches schon um 13:30 Uhr angepfiffen werden sollte. Nach dem Frühstück im Hotel ging es erst mal kurz in die Altstadt sich ein wenig die Sehenswürdigkeiten angucken, danach wurde aber schon ziemlich schnell der Weg in Richtung Friedensstadion eingeschlagen.
Der VfB Germania Halberstadt spielt in der Regionalliga Nordost, welche bereits am letzten Wochenende als erste Regionalliga den Spielbetrieb aufgenommen hatte. Hier scheinen die Vereine unterer größerer Beobachtung zu stehen, als die reinen Amateurvereine die ich in den vergangenen Tagen besucht habe. In Halberstadt ist die Zuschauerzahl auf 900 begrenzt, was kein großes Problem ist, da man diese Zahl letzte Saison selbst in Topspielen nur selten erreichte. Zutritt bekam man aber nur mit einem ausgefüllten Anmeldebogen und auch die verschiedenen Blöcke wurden strickt voneinander getrennt. Man musste quasi seinen Platz einnehmen und durfte sich dann eigentlich nicht mehr bewegen. Nur dem Spiel zusehen war erlaubt, alles andere sollte unterlassen werden. Der Stadionsprecher wies auch mindestens fünf mal auf die einzuhaltenden Regeln hin, "es ginge um die Zukunft des Fußball", war sein Appell. Sollte man feststellen, dass das Hygienekonzept nicht funktioniert würden dem Verein in Zukunft Geisterspiele drohen. Daher die verständliche Bitte sich an alle Regeln zu halten und durch die Trennung der Blöcke lief dies auch weitgehend reibungslos ab. Ein fast perfekter Tag für den Fußball in Halberstadt, nur das die Germania das Spiel gegen Bischofswerda mit 2:3 verlor und dadurch mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet ist.
Die Geschichte des heutigen VfB Germania Halberstadt geht ins Jahr 1900 zurück als der FC Germania Halberstadt gegründet wurde. Später spielte man als Lokomotive Halberstadt insgesamt acht Spielzeiten in der zweitklassigen DDR-Liga, ins Oberhaus des DDR-Fußballs konnte der Verein aber nie vorstoßen. Den größten Erfolg feierte man im wiedervereinigten Deutschland mit der zweimaligen Qualifikation für den DFB Pokal. 2017 verlor man gegen den SC Freiburg, letzte Saison war Union Berlin in der ersten Runde zu Gast im Harz. In der Regionalliga spielt Halberstadt, mit einem Jahr Unterbrechung, seit 2011. Dafür wurde auch die Spielstätte umgebaut, das Friedensstadion im Süden der Stadt existiert seit 1937, seit 2012 verfügt es über eine Haupttribüne mit 500 überdachten Sitzplätzen. Auf einem von diesen saß ich heute beim Spiel, leider wurde mir auch noch ein Platz in der ersten Reihe zugewiesen. Wodurch ich eigentlich keinen perfekten Überblick über das Spielfeld hatte, durch die Leichtathletik Laufbahn ist das Spielfeld von der Tribüne ohnehin noch weiter weg. Aber man kann es sich in dieser Zeit halt nicht anders aussuchen und ich bin froh, dass es überhaupt wieder die Möglichkeit gibt ein Spiel der 4. Liga im Stadion zu sehen. Mal sehen wie das bei der Regionalliga West sein wird, die Anfang September startet.
Nach Spielende gab es dann noch zwei Cheeseburger auf die Hand, weil ich mir die erneute Suche nach einem Restaurant sparen wollte. In einer Tankstelle holte ich mir noch eine Tüte Haribo für den Abend vor dem TV, soll ja Fußball heute Abend laufen sagt man... Morgen geht es dann wieder auf die Straße und zwar zurück nach Hause.

Halberstadt, im Hintergrund der Dom
Zweiter Spieltag der Regionalliga Nordost
Aufgenommen nach Spielende: Die Haupttribüne des Friedensstadion
Cheeseburger auf die Hand

Samstag, 22. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 8 - Magdeburg & Barleben

Die Wettervorhersage scheint sich geirrt zu haben, der angekündigte Regen blieb aus, stattdessen war mehr oder wenig erneut ganztägig die Sonne draußen. Die Temperaturen waren heute im Vergleich zu gestern aber ein wenig angenehmer. Etwas später als eigentlich geplant ging es ins Auto und auf den Weg nach Magdeburg. Vom Hotel in der Nähe von Halle war das eine knappe Stunde Fahrzeit, das Navi war programmiert auf Heinz-Krügel-Platz, dem Standort der MDCC-Arena, dem Hause des 1. FC Magdeburg. Vom Stadion bekam man mehr zu sehen als zuletzt in Halle, es blieb aber bei der Außenansicht, da der Innenraum logischerweise verschlossen war. Der Fokus lag aber sowieso auf den Klebeaktivitäten der Fanszene und die waren sehr aktiv. Jede Laterne und jedes Verkehrsschild in Umgebung des Stadions sind von oben bis unten mit Stickern zugekleistert. Auch ein paar coole Motive dabei, wie bei allen Stadien während der Tour. Die Ergebnisse gibt es in nächster Zeit hier im Blog zu betrachten. Nach dem die Fußtour um das Stadion abgeschlossen war, habe ich auch noch eben am Magdeburger Dom vorbei geschaut um noch ein bisschen Kultur mitzunehmen. Die Zeit war aber begrenzt, den für 15 Uhr war ein Spiel geplant. Der eigentliche Plan war ein Heimspiel des SV Irxleben zu besuchen, als ich dort ankam musste ich aber feststellen, das der Hauptplatz gesperrt war und das Spiel auf dem Nebenplatz stattfinden sollte. Diese Tatsache machte mich nicht mehr an, wodurch ich kurzer Hand zu einem anderen Spiel fuhr. Die Auswahl war groß da in Sachsen-Anhalt heute die erste Runde des Landespokal gespielt wurde. Von Irxleben ging es etwa 10 Kilometer weiter zum FSV Barleben.
Hier sah ich eine äußerst spannende Partie. Barleben hatte Fortuna Magdeburg zu Gast, beide spielen in der Verbandsliga wodurch man im Vorfeld von einem Pokalspiel auf Augenhöhe sprechen konnte. Auf dem Platz entwickelte sich mit der Spielzeit auch ein kleines Drama. In der 20 Spielminute flog der Torwart von Fortuna Magdeburg nach einer Notbremse mit Rot vom Platz. Es gab keinen Ersatztorwart, somit musste ein Feldspieler ins Tor und versuchen dieses 70 Minuten sauber zu halten. Das gelang ziemlich lange und in der 80 Minute ging der Gast sogar mit 0:1 in Führung. In den Schlussminuten konnte der FSV Barleben die Überzahl aber doch noch ausnutzen und mit zwei Toren kurz vor Schluss das Spiel noch in der regulären Spielzeit drehen. Verlängerung und eventuelles Elfmeterschießen gerade noch verhindert und das Ticket in die zweite Runde des Landespokals gebucht.
Der Verein, der zu DDR-Zeiten noch Motor Barleben hieß, stand schon zwei mal im Halbfinale des Sachsen-Anhalt Pokals. 2016 schied man hier gegen die großen Nachbarn vom 1. FC Magdeburg aus. Das damalige Spiel wurde allerdings nicht auf dem heimischen Sportplatz am Barleber Anger ausgetragen, sondern in das größere Heinrich-Germer Stadion Magdeburg selbst verlegt. Knapp 3500 Zuschauer verfolgten das Spiel damals live vor Ort, heute waren es mit 170 Zuschauern etwas weniger. Der Rasenplatz verfügt über keinerlei Ausbau, auf der Gegengerade lässt sich das Spiel aber von einem Graswall verfolgen, wodurch man einen guten Blick auf das gesamte Spielfeld.
Nach Ende der Begegnung ging es in Richtung Halberstadt ins nächste Hotel. Die Stadt zieht sehr schön aus, heute Abend war ich schon kurz gucken als ich auf der Suche nach etwas essbarem war. Bei einem Chinesen bin ich fündig geworden. Morgen werde ich mir die Stadt dann noch ein wenig genauer angucken.

Das Zuhause des 1. FC Magdeburg
Blick auf dem Magdeburger Dom
Sportplatz am Barleber Anger
170 Zuschauer bei der Partie im Landespokal
Ente Süß-Sauer

Freitag, 21. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 7 - Bad Lauchstädt & Eisleben

Die angekündigte Hitzewelle in Sachsen und Sachsen-Anhalt sorgte heute für einen ruhigen Tag, bis zu 37 Grad wurden es. Nach dem Frühstück war die Luft noch einigermaßen auszuhalten und ich drehte schnell eine Runde zu Fuß durch das Örtchen in dem ich gerade nächtige. Bad Lauchstädt ist der klassisch ruhige Kurort, der außer dem Kurpark und einem Freibad nicht viel zu bieten hat. Ab zwölf Uhr wurde die Hitze so heftig, dass ich mich bis 15 Uhr ins Hotelzimmer zurück zog, welches überraschenderweise auch ohne Klimaanlage verhältnismäßig kühl blieb. Nach der längeren Mittagspause ging es dann in dem zum Hotel dazugehörigen Restaurant etwas essen, diesmal gab es Putensteak Hawaii. Die Speisekarte ist sehr übersichtlich und das spricht ja meistens für Qualität und tatsächlich macht man hier mit dem Essen nichts falsch. Die Gaststätte bietet zwischen 11 und 21 Uhr durchgängig warme Küche an und scheint auch gut frequentiert zu sein.
Nach abgeschlossener Mahlzeit ging es dann ins Auto Richtung Lutherstadt Eisleben, von hier etwa eine halbe Stunde Fahrzeit. Alles entspannt, um 18 Uhr fand in der Sportanlage im Stadtteil Helfta eine Erstrundenpartie des Kreispokals Mansfeld-Südharz statt. Wieder ein Pflichtspiel, eventuell sogar mit Verlängerung und Elfmeterschießen, dazu sollte es aber nicht kommen. Die Gastgeber vom "BuSG Aufbau Eisleben" verloren deutlich mit 0:4 gegen Eintracht Kreisfeld die damit in die zweite Runde des Pokals einziehen. Hier im Osten gibt es kaum Kunstrasenplätze, dafür fehlt es aber fast überall an Flutlichtanlagen, auch in Eisleben. Deshalb war die Anstoß-Zeit erneut auf 18 Uhr terminiert, es wird mittlerweile schon wieder deutlich spürbarer dunkel weshalb ein späterer Beginn kaum mehr möglich ist. Die Sportanlage Helfta war heute sehr gut besucht, laut offiziellen Angaben sollen 210 Zuschauer anwesend gewesen sein, ich glaub dass man da sogar noch einige hinzu zählen kann. Der Sportplatz selber weiß ziemlich zu überzeugen, verfügt über eine überdachte Sitzplatztribüne mit etwa 100 Plätzen. Blickfang ist aber ganz klar ein alter Trabant in Vereinsfarben der erhöht hinter einer der beiden Torseiten thront. Schöne Idee.
Nach Spielende wollte ich eigentlich im Zentrum von Eisleben noch ein Eis zur Abkühlung essen, da es auch um 20 Uhr immer noch 30 Grad hatte. Aus dem Eis in Eisleben sollte aber nichts werden. Die Stadt ist tot, Freitagabend und nichts gebacken. Alles geschlossen und kein Mensch auf der Straße, immerhin das Haus in dem Martin Luther gestorben sein soll konnte ich noch entdecken und mir von außen angucken. Auf dem Rückweg zum Hotel dann aber noch an einer Tanke gehalten und da ein Eis aus der Tiefkühltruhe gezogen. Morgen wieder Reisetag, es geht in Richtung Magdeburg. Laut Wettervorhersage soll es ab morgen abkühlen und auch nass werden, mal gucken was kommt.

Kurpark in Bad Lauchstädt
Trabant im Stadion von Aufbau Eisleben
Ein Blick den Ground samt Tribüne
Viel los an einem Freitagabend in Eisleben
Sterbehaus von Martin Luther
Putensteak Hawaii

Donnerstag, 20. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 6 - Halle & Holzweißig

Das Hotel der letzten Nacht war richtig gut, privat geführt, freundlicher Service, schnelles Internet, gute Dusche und auch das Frühstück am Morgen war ansprechend. Schade, dass ich nach nur einer Nacht schon wieder Abschied nehmen musste. Dort hätte ich es auch noch länger ausgehalten. Vom Hotel aus ging es heute zunächst nach Halle, auf der Fahrt dorthin musste die Elbe mit einer Autofähre überquert werden. Danach ging es dann über eine schöne ländliche Strecke direkt rein nach Halle an der Saale, erster Stopp war hier der Erdgas Sportpark wo der Hallescher FC zu Hause ist. Im Vergleich zu den letzten Tagen leider ein ziemlicher Reinfall, ist es doch erst 2011 eröffnet wurden und damit eine ziemlich moderne Arena. Dazu bekommt man von außen kaum was zu sehen, da die Außenmauer des alten "Kurt Wabbel Stadions" unter Denkmalschutz steht und damals nicht mit abgerissen wurde. Die Mauer verdeckt das neue Stadion und sorgt dafür dass man draußen kaum einen Blick erhaschen kann. Etwa 2,5 Kilometer weiter liegt die Innenstadt von Halle, die ich mir dann auch noch anguckte. Der Marktplatz soll einer der größten Deutschlands sein, haute mich aber nicht vom Hocker. Im Hintergrund sollen der Rote Turm und die Marktkirche das Bild verschönern, ob das gelingt muss jeder selbst entscheiden. Für den Rückweg zum Stadion, wo mein Auto stand, mietete ich mir dann einen von den City E-Rollern und machte mich so auf den Rückweg. Dann ging es erst mal in das neue Hotel für die kommenden zwei Nächte, bevor es natürlich am Abend wieder Live-Fußball gab.
Die Internet Verbindung hier scheint wieder deutlich weniger mit zuspielen, wodurch ich gar nicht sagen kann wann dieser Artikel genau online geht. Getippt wird er jedenfalls Donnerstagabends nachdem ich vom Spiel zurück war. Dieses fand in Bitterfeld-Wolfen statt, etwa 25 Kilometer östlich von Halle und auf meinem Weg dahin entdeckte ich doch tatsächlich einen Imbiss am Straßenrand, da ich natürlich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte wurde selbstverständlich rechts ran gefahren und die erste Currywurst der gesamten Tour verspeist und das am sechsten Tag... Das Ergebnis gibt es in Kürze unter Currywurst-Hopping zu bestaunen, ich nehme schon mal so viel vorweg und sage, dass eine Thüringer Rostbratwurst in Verbindung mit Currysauce eher gewöhnungsbedürftig schmeckt. Das Spiel des Tages fand dann im "Stadion der Bergarbeiter" statt, der Name klingt spektakulärer als der Ground letztendlich ist. Es handelt sich um einen Rasenplatz mit Aschelaufbahn, auf einer Seite gibt es einen Ausbau in Form einer Stufentraverse, mehr lies sich nicht finden. Das Freundschaftsspiel zwischen dem Gastgeber Holzweißiger SV und VfB Preußen Greppin verfolgten 15 Zuschauer live im Stadion und sahen einen 4:0 Sieg der Heimmannschaft. Für mich hieß es hier nur Ground abhacken und zurück ins Hotel. Morgen soll es hier 37 Grad warm werden, wodurch eher ein ruhiger Tag anstehen wird. Abends muss aber natürlich wieder ein Spiel sein, wohin es geht werde ich gleich hoffentlich, trotz langsamen Internet noch austüftelten können.

Nicht viel zu sehen am Stadion in Halle
Marktplatz in Halle
Stadion der Bergarbeiter in Bitterfeld-Wolfen
Heimspielstätte des Holzweißiger SV
Gesucht und gefunden: Currywurst

Mittwoch, 19. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 5 - Leipzig & Dessau

Der Abschied aus Kahla fiel nicht sonderlich schwer, gegen 9:30 Uhr ging es weiter zunächst in Richtung Leipzig, wohl eine der traditionsreichsten deutschen Städte in Sachen in Fußball und das trotz dem Dosen-Verein aus der Bundesliga. Mein Schwerpunkt lag heute auf den zwei bekanntesten Vereinen der Stadt, Lokomotive und Chemie Leipzig. Die beiden Vereine verbindet eine jahrzehntelange sportliche Rivalität und auch die beiden Fangruppen geraten immer wieder aneinander, nicht umsonst gilt das Leipziger Stadtderby als das brisanteste Stadtduell Ostdeutschlands. Los ging es im Bruno-Plache-Stadion bei Lok und zum erstaunen war der Ground auch hier wieder zugänglich. Ich beschränkte mich aber erneut auf Handyfotos, da das Stadion sich momentan ohnehin im Umbau befindet und Drittliga-Tauglich gemacht werden soll.
Auf dem Weg von Probstheida (Lok) nach Leutzsch (Chemie) passierte ich auch das krasse Gegenstück zu den beiden Vereinen, die große Arena von Rasenball Leipzig, in welche sich an den Wochenende immer wieder mehrere 10000 Menschen einfinden, obwohl es in direkter Nachbarschaft gleich zwei Vereine mit wahrer Tradition gibt. Unbegreiflich.
Auch der Alfred-Kunze-Sportpark war offen und eigentlich frei zugänglich. Gegen 14 Uhr in etwa wollte ich die Anlage betreten, sah aber schon das tatsächlich an beiden Eingängen jeweils zwei abgestellte Späher der Chemie Fanszene herumlungerten. Ich wurde dann auch direkt angesprochen, wo ich den herkommen würde und was ich hier vor hätte. "Dieser Bereich sei nur für Chemiker", hieß es. Ich finde es schon heftig, das einige Fanszenen scheinbar auch unter der Woche meinen ihre Kurve sauber halten zu müssen. Nach einem doch recht fairen Gespräch schienen sie mir zu glauben, dass ich tatsächlich Neutral bin und keiner verfeindeten Gruppe oder ähnlichem angehöre. Ich gab an, dass ich mich vor allem für die Klebeaktivitäten der Vereine interessieren würde und mir gerne die Chemie Motive mal angucken würde. Ich glaub das fanden die Kollegen sogar ganz cool und verrieten mir dann sogar noch eine Stelle in der Stadt wo sie auch viel in Sachen Aufkleber unterwegs waren. So durfte ich dann tatsächlich auch die heilige Kurve betreten und konnte meinem Hobby, unter wachsamen Augen doch noch nachgehen. Danke dafür.
Nach dem die Aktion beendet war sollte es natürlich auch noch ein Livespiel geben, dazu ging es dann aber wieder aus Leipzig raus und Richtung Dessau. Dort sollte am Abend tatsächlich mein erstes Pflichtspiel der Saison 2020/21 stattfinden, den die Verbandsliga Sachsen-Anhalt begann bereits am Wochenende und startete gleich mit einer Englischen Wochen. Anpfiff war bereits um 18 Uhr, auch wegen fehlender Flutlichtanlage im Stadion am Schillerpark. Bevor es dort aber rein ging gab es erst noch etwas zu essen, wieder keine Currywurst, diesmal gab einen Teller Asia-Nudeln bei einem Japaner.
Gegen 17 Uhr erreichte ich dann das Stadion und mir wurde am Kassenhäuschen zur ersten verkauften Karte für die Saison 2020/21 gratuliert, das nummerierte Ticket wird bestimmt irgendwann einmal zur Rarität. Den SV Dessau 05 kann man getrost als Traditionsverein bezeichnen, wurde er doch 1949 der allererste FDGB-Pokalsieger, dem Pendant der DDR zum DFB Pokal. Damals spielte man unter dem Namen Waggonbau Dessau, wie so oft in der DDR änderte sich der Name mehrfach. So spielte man in der DDR Oberliga als BSG Motor Dessau und war insgesamt fünf Spielzeiten teil der höchsten DDR-Spielklasse.  Bis Ende der 1960er Jahre hielt man sich nur in der zweiten Spielklasse bevor man von der großen Fußballbühne verschwand. Nach der Wende machte man noch einmal durch ein Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern auf sich aufmerksam. Der Rekordmeister kam 2005 zum 100-jährigen Vereinsjubiläum der SV Dessau und gewann mit 10:1. Das heutige Spiel gegen SSC Weißenfels war ein umkämpftes 0:0 und wurde von genau 197 Zuschauern verfolgt. Auf der Homepage der Gastgeber appellierte man vorher die Maskenpflicht und so weiter einzuhalten. In der Halbzeit strömten sämtliche Zuschauer in das Vereinsheim um sich mit Getränken einzudecken. Keine Sau trug eine Maske und Abstand konnte man in den engen Räumlichkeiten des Vereinsheims sowieso nicht halten. Alles so wie früher, gefällt mir eigentlich. Nur hab ich doch die Sorge, dass es irgendwann zu einem Heimspiel eine Kontrolle des Gesundheitsamtes/Ordnungsamt geben könnte und dann könnte es Ärger geben. Wäre schade, denn es machte Spaß endlich mal wieder ein Spiel zu sehen, bei dem es um mehr als nur die Ehre ging.
Nun befinde ich mich im nächsten Hotel, in welchem ich diesmal aber nur eine Nacht verbringen werde. Die Pläne für morgen stehen auch schon grob, allerdings ist für die nächsten zwei Tage eine erneute Hitzewelle angesagt. In dem Hotel für diese Nacht habe ich einen Ventilator, den wird es im nächsten Stopp dann wohl eher nicht mehr geben. 

Bruno-Plache-Stadion von Lok in Probstheida
Alfred-Kunze-Sportpark von Chemie in Leutzsch
Erstes Pflichtspiel der Saison 2020/21 in Dessau
Offiziell 197 Zuschauer im Stadion am Schillerpark
Heute in der Kantine: Asia-Nudeln

Dienstag, 18. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 4 - Kahla & Rothenstein

Das Hotel mitten im Nirgendwo bot ein klassisches Frühstücks-Büfett an, das heißt man konnte sich an einer zentralen Stelle das nehmen was man wollte und bekam diesmal nicht alles an den Tisch gebracht. Die Variante hier gefällt mir deutlich besser und so konnte ich wiederum gut gestärkt zum ersten Teil des Tages aufbrechen. Zunächst stand erst mal eine etwa 10 Kilometer lange Wanderung auf dem Programm, ganz entspannt ging es zum Aussichtspunkt Dohlenstein, von dem man die komplette Ortschaft Kahla bestaunen kann. Gegen 9:30 Uhr erreichte ich diesen Punkt und Kahla lag unter einer dichten Nebenwolke, es folgte ein beeindruckendes Naturschauspiel und man konnte förmlich dabei zu gucken wie die Nebelwand sich innerhalb von fünf Minuten komplett auflöste und man den perfekten Blick auf die Kleinstadt werfen konnte, welche übrigens einen eher unschönen Ruf hat, man lese sich dazu mal den Wikipedia-Artikel über die Stadt durch. Auch den "Sportplatz am Dohlenstein" konnte man von oben erkennen, dies war der Start- und Endpunkt meiner Wanderung und zeitgleich auch wieder ein ehemaliger DDR-Liga Ground, leider bei weitem nicht nicht fotogen wie die Plätze zuvor in Tiefenort und Ruhla wodurch ich auf meine Spiegelreflex-Kamera verzichtete und nur mit meinem Smartphone ein paar Aufnahmen machte. Die Anlage war glücklicherweise geöffnet, wodurch ich problemlos eine Runde über das Areal drehen konnte.
So unspektakulär wie das Stadion aussieht, ist die Geschichte der Hausherren umso bemerkenswerter. Heute spielt man als BSG Chemie Kahla in der Landesklasse Thüringen, der Grundstein für den heutigen Verein wurde 1910 gelegt als die SV Kahla gegründet wurde. Diese SV wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst und es entstand Rot-Weiß Kahla, welche wiederum zur BSG Keramik Kahla wurde, bevor man 1950 den Namen Chemie Kahla wählte. Chemie verbrachte eine Spielzeit in der zweitklassigen DDR-Liga, stieg aber am Ende der Saison 1954/55 als letzter wieder ab und kehrte nie wieder in diese Spielkasse zurück. Mit der Wende kehrte man zum ursprünglichen Namen zurück und feierte als SV 1910 Kahla mit dem Sieg des Landespokal Thüringen 1991, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Dadurch qualifizierte man sich auch für die Teilnahme am DFB Pokal und bekam hier auch noch Rot-Weiss-Erfurt zu gelost. Ein Thüringer-Derby im DFB Pokal hatte es bis dahin noch nie gegeben, wie auch, es war die erste Saison mit Mannschaften aus der DDR. Laut DFB-Datenbank sahen damals 1.500 Zuschauer einen 1:4 Sieg der Erfurter in der Sportanlage am Dohlenstein. Zwischen 1996 und 1998 spielte man zwei Jahre in der damals viertklassigen Oberliga Nordost, seit dem wartet man auf neue sportliche Erfolge. Seit 2017 trägt man seine Spiele erneut als BSG Chemie Kahla aus. Blickfänger des Sportplatzes ist die Anzeigetafel am Vereinsheim, um das Spielfeld herum gibt es auf den Geraden jeweils einen Ausbau in Form von Steinstufen, auf welchen teilweise auch Bänke installiert wurden. Direkt neben dem Platz fließt die Saale, hinter welcher sich eine kleine Felspartie zum Aussichtspunkt Dohlenstein erstreckt. Da es über Chemie Kahla keinen separaten Beitrag geben wird, anbei schon mal die Schnappschüsse des Grounds, wie erwähnt in iPhone-Qualität.


Am Abend sollte dann noch ein Testspiel von Chemie Kahla auf dem Programm stehen, allerdings nicht im heimischen Stadion sondern auswärts im Nachbarort Rothenstein. Bevor es dahin gehen sollte, war aber erst mal der Plan endlich eine Currywurst irgendwo zu essen. Bei meiner morgendlichen Wanderung entdeckte ich unweit der Altstadt tatsächlich ein Imbiss in Kahla, welcher gegen 11 Uhr schon die ersten Gäste begrüßte, gegen 15 Uhr kehrte ich hier hin zurück und die Bude hatte geschlossen. Schnell mal nach einem weiteren Laden in der näheren Umgebung gesucht und tatsächlich gab es ein Ergebnis in etwa 5 Kilometer Entfernung, aber auch hier das gleiche Spiel. Geschlossen! Keine Currywurst. Daraufhin dann nochmal zurück in das Hotel gefahren und die Pläne für die nächsten Tage neu durchdacht. Morgen geht es weiter Richtung Leipzig, wo allerdings nur eine Nacht verbracht wird.
Heute stand aber erst noch das Spiel zwischen der SV 08 Rothenstein und Chemie Kahla an. Ziemlich unspektakulärer Rasenplatz, mitten auf einer Weide der komplett ohne Ausbau auskommt. Zu dem Ground gehört ein Restaurant mit samt Biergarten, welches aber auch geschlossen hatte. Der Eintritt war erneut kostenlos, aber die Veranstalter von Rothenstein gingen während des Spiels mit einer Anwesenheitsliste herum, in welche sich die gut 80 Zuschauer eintragen mussten. Eine Premiere für mich in Thüringen. Das Spiel war relativ schnell entschieden und am Ende siegte der Gast Chemie souverän mit 1:6. Um 20:15 Uhr war die Partie beendet und ich hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch nichts gegessen, meine letzte Hoffnung lag darauf in Kahla doch noch irgendetwas zu finden und tatsächlich gab es hier noch einen offenen Griechen, welcher mit noch ein überbackenes Souvlaki zubereitete. Tag gerettet.

Blick auf Kahla, vorne links der Platz von Chemie Kahla
Sportplatz zum Helenenstein in Rothenstein
Der Platz verfügt über keinerlei Ausbau
Heute mal beim Griechen