Donnerstag, 18. Mai 2023

Groundhopping März & April 2023

Der Frühling wurde überstrahlt von meinem zehntägigen London-Trip, nach dem die Reise auf die  Insel beendet war standen aber auch noch ein paar weitere Highlights auf dem Programm. Neben einem spontanen Trip nach Würzburg in die Regionalliga Bayern, wurde auch ein Kreuz im Ludwigshafener Südweststadion gesetzt. Auch zwei neue Plätze der zweiten Niederländischen Liga wurden der Sammlung hinzugefügt. Die 3. Liga in Deutschland kratzt mit dem Besuch beim VfB Oldenburg an der Komplettierung wird aber aller Voraussicht nach erst zur neuen Saison voll gemacht, weil mir für die fehlenden zwei Stadien bis zum Ende der Saison die Zeit fehlt.


#01 - 11. März 2023 - Würzburger Kickers gg Viktroia Aschaffenburg - 1:1
Regionalliga Bayern - 27. Spieltag - Akon Arena, Würzburg - 2.228 Zuschauer


Gerade erst aus London zurück wurde zu Hause nur kurz der Koffer ausgepackt und die Klamotten gewaschen um direkt wieder loszuziehen, immerhin hatte ich noch eine Woche Urlaub und wollte diese mit Sicherheit nicht im Wohnzimmer verbringen. Also kurz den Spielplan gecheckt und das Spiel der Würzburger Kickers rausgesucht, die zum kleinen Derby auf dem Dallenberg die Viktoria aus Aschaffenburg empfingen. Ein neues Kreuz in der Regionalliga Bayern und schöne Erinnerungen an meinen letztjährigen Sommertrip durch den Großraum München. In Würzburg, die 2021 noch in der 2. Bundesliga spielten und dann innerhalb eines Jahres bis in die Regionalliga abstürzten, war vieles neu zu meinem Besuch. Zum einen erhielt das Dallenbergstadion einen neuen Namensgeber, Flyeralarm wurde durch Akon ersetzt. Die Hinweisschilder um das Stadion trugen alle noch den alten Namen, nur der Stadioneingang war schon mit dem neuen Namensgeber ausgestattet wurden. Die zweite große Änderung war der Standortwechsel der Würzburger Ultras, die beim Spiel gegen Aschaffenburg erstmals nicht mehr von der rechten Seite der Haupttribüne ihre Kickers unterstützten sondern von nun an ganz links auf der Sitzplatztribüne ihren Platz haben. Der Support der etwa 200-köpfigen Gruppe ist ganz okay, vor dem Spiel sammelte man Spenden für eine Choreografie für das große Derby gegen Schweinfurt zwei Wochen später. Mit 2.228 Zuschauern war der Dalle aber alles andere als gut besucht, obwohl die Kickers vor dem Spiel als Tabellenzweiter noch Anschluss an den Tabellenführer Unterhaching hatten, das 1:1 gegen Aschaffenburg lies die Lücke zum Spitzenreiter aber größer werden.

#02 - 15. März 2023 - Arminia Ludwigshafen gg Wormatia Worms - 1:2
Landespokal Südwest - Halbfinale - Südweststadion, Ludwigshafen - 680 Zuschauer


Ludwigshafen war einst eine flanierende Fußballstadt, mit Einführung der Fußball-Bundesliga verschwand die Stadt am Rhein am schnell von der sportlichen Bildfläche. In der letzten Saison der Fußball Oberliga 1962/63 spielten drei Vereine aus dem Ludwigshafener Stadtgebiet erstklassig, dazu kam mit dem VfR Frankenthal ein vierter Verein aus der Nachbarstadt. Die Qualifikation für die erste Bundesliga Saison schaffte keiner der Vereine und sollte auch nie gelingen. Als Relikt aus dieser erfolgreichen Zeit ist heute nur noch das Südweststadion übrig geblieben, aber auch am Stadion ist die Zeit nicht spurlos vorbei gegangen. Es ist baufällig und ein Großteil der Ränge sind schon Jahre gesperrt. Aktuell finden im Südweststadion auch nur noch unregelmäßig Fußballspiele statt, die Arminia Ludwigshafen nutzt den Platz um Spiele mit größerem Zuschauerpotential dort auszutragen. So trug man das Halbfinale im Südwest Landespokal gegen Wormatia Worms im altehrwürdigen Stadion aus. 680 Zuschauer, darunter natürlich auch eine große Anzahl an Hoppern, besuchten das Spiel und wurden auf der überdachten Sitzplatztribüne untergebracht. Für die etwa 150 Mitgereisten Auswärtsfans wurde ein Block auf der Gegengerade eröffnet, der Rest des Stadionumlaufs ist wegen der bereits erwähnten Baumängel für die Zuschauer gesperrt.
Das heutige Südweststadion wurde 1940 als Adolf Hitler Stadion eröffnet wurde aber durch den nahenden Weltkrieg schnell zerstört. 1950 wurde es als Südweststadion wieder eröffnet und war von da an Schauplatz von zahlreichen hochklassigen Fußballspielen. Am 22. Juni 1952 krönte sich der VfB Stuttgart im Südweststadion zum Deutschen Meister, das Endspiel gegen den 1. FC Saarbrücken sollen laut Zeitzeugen über 100.000 Besucher live vor Ort verfolgt haben. Die offizielle Zuschauerzahl von 83.000 stellt auch den wohl ewigen Zuschauerrekord in Ludwigshafen da. Zwei Jahre später gewann der VfB auch das Finale des DFB Pokals in Ludwigshafen, auch 1968 fand das DFB Pokal Finale im Südweststadion statt und wurde vom 1. FC Köln gewonnen.
Auch wenn der Ludwigshafener Fußball mit Einführung der Bundesliga von der Bildfläche verschwand, blieb das Südweststadion weiter die Bühne für Spiele von nationaler Bedeutung. Als Umbaumaßnahmen am Betzenberg zur Bundesliga Saison 1978/79 nicht rechtzeitig beendet waren, nutzte der 1. FC Kaiserlautern das Ludwigshafener Stadion für zwei Heimspiele als Ausweichspielstätte. So wehte als doch nur Bundesliga Luft durch das Ludwigshafener Stadtgebiet, als Waldhof Mannheim 1983 in die 1. Bundesliga aufstieg war das Südweststadion für insgesamt sieben Spielzeiten die neue Heimat der Waldhöfer, weil es damals in der Nachbarstadt an einem bundesligatauglichen Stadion mangelte. Ein letztes Hallo des Südweststadions gab es zwischen 2005 und 2009 als der Stadtteilverein FSV Oggersheim dort seine Heimspiele in der Regionalliga austrug.
Höherklassiger Fußball ist heute im Südweststadion genauso undenkbar wie große Open-Air Konzerte von Weltstars die hier in der Vergangenheit aufgetreten sind. 1992 war zum Beispiel Michael Jackson mit seiner Dangerous Tour in Ludwigshafen zu Gast.

#03 - 19. März 2023 - VVV Venlo gg Roda JC Kerkrade - 1:1
Keuken Kampioen Divisie
- 29. Spieltag - De Koel, Venlo (Niederlande)
- 6.453 Zuschauer


Den letzten Urlaubssonntag dann noch genutzt um die VVV Venlo zu besuchen, das Stadion "De Koel" befindet sich nur knapp 1,5 Kilometer hinter der deutsch-niederländischen Grenze und stand schon längere Zeit auf meiner To-Do-Liste, da die Hauptanstosszeit der zweiten niederländischen Liga allerdings immer Freitagsabends um 20 Uhr ist, hatte sich ein Besuch bisher nicht ergeben. Zum kleinen Derby zwischen VVV Venlo und Roda Kerkrade wurde die Partie auf Grund einer TV Übertragung aber auf Sonntagvormittag verlegt, sodass es für mich diesmal perfekt passte.
Das Stadion, welches sich am Stadtrand befindet, hat seinen eigenen Stil. Als Zuschauer betritt man "De Koel - die Kuhle" durch einen Tunnel und erreicht das Innere des Stadions von wo aus man sich den Weg auf seine gebuchte Tribüne suchen kann. Alles recht kompakt, die Tribüne der Gegengerade (auf der ich meinen Sitzplatz hatte) und die Fantribüne hinter dem Tor grenzen direkt an das Spielfeld. Die Auswärtsfans im Gegenzug werden im oberen Teil auf der anderen Hinter-Tor-Seite platziert und sind deutlich weiter vom Spielfeld entfernt als die heimischen Fans. Diese begrüßten ihre Mannschaft vor Spielbeginn mit einer kleinen Choreografie, bei welcher ein selbst gestaltetes Banner beim Einlauf der Mannschaften vor den Block gezogen wurde. Pyro oder ähnliches wurde aber nicht gezündet. Die aktive Venloer Fanszene scheint genauso wie die von Roda Kerkrade stark unter deutschem Einfluss zu stehen, wird teilweise sogar Deutscher Gesang angestimmt. Was ich ziemlich erstaunlich fand, wenn beispielsweise beim Abstoß des gegnerischen Torwarts das klassische "A*schloch, Wi**er, H*rensohn" kommt.

#04 - 19. März 2023 - Sportfreunde Leuth gg TVAS Viersen - 5:2
Kreisliga B Kempen/Krefeld
- 21. Spieltag - Ludwig Wolker Kampfbahn, Nettetal
- 40 Zuschauer


Auf Grund der frühen Anstoßzeit in Venlo war natürlich problemlos ein Doppler möglich und ich entschied mich nach langer Zeit mal wieder für den Besuch eines Kreisliga Spiels. Die Wahl viel auf die Ludwig Wolker Kampfbahn in Nettetal welche Heimspielstätte der Sportfreunde Leuth ist. Gespielt wird in der Kreisliga B des Bezirk Kempen/Krefeld. Die Anreise aus Venlo war eine Sache von unter 10 Minuten, liegt der Kunstrasenplatz in Leuth doch quasi auf der anderen Seite der Grenze. Der Platz wie erwachtet ziemlich unspektakulär. Heraus sticht der Eingangsbogen, welcher den Sadion- sowie Vereinsnamen ziert. Der Platz selber verfügt über keinerlei Ausbau, auf der Gegengerade lassen sich die Spiele allerdings erhöht von einem kleinen Grashang aus verfolgen. Modern ist das Vereinsheim, in welchem wirklich preiswerte Getränke angeboten werden.

#05 - 25. März 2023 - VfB Oldenburg gg Viktoria Köln - 1:3
3. Liga
- 29. Spieltag - Marschweg-Stadion, Oldenburg
- 4.406 Zuschauer


25 Jahre lang war der VfB Oldenburg von der großen Fußballbildfläche verschwunden, nach dem man am Ende der Saison 1996/97 aus der 2. Bundesliga Abstieg folgte eine lange sportliche Durststrecke welche bis in die fünftklassige Oberliga Niedersachsen führte. Seit 2012 war man zehn Jahre Teil der Regionalliga Nord und schaffte Ende der letzten Saison den Aufstieg in die 3. Liga und damit die Rückkehr in den bezahlten Fußball. Zum Rückspiel der Relegationsspiele gegen BFC Dynamo war auch erstmals wieder das Stadion am Marschweg Schauplatz für ein überregionales Fußballspiel, zwar verlor der VfB das Spie l vor 12.000 Zuschauern mit 1:2, dank eines 2:0 Auswärtssieg im Hinspiel reichte es allerdings zur Qualifikation zur 3. Liga. Hier pendelte sich der Zuschauerschnitt bei rund 5.000 im Laufe der Saison ein. Für einige Spiele mussten die Oldenburger nach Hannover ausweichen, da das Marschweg Stadion nicht die Kriterien für Drittliga Spiele erfüllt, unter anderem fehlt eine Rasenheizung und eine Flutlichtanlage. Ein Großteil der Heimspiele konnte aber doch am Marschweg ausgetragen werden. Trotzdem gibt es schon seit längerem den Plan eines neuen Stadions an einem anderen Standort, dadurch würde natürlich wieder eine traditionelle Spielstätte im deutschen Fußball fehlen. In der aktuellen Saison ging es für die Oldenburger erwartungsgemäß nur um das sportliche Überleben in der 3. Liga, die 1:3 Niederlage gegen Viktoria Köln verschärfte die Abstiegssorgen allerdings massiv.
Die Oldenburger Ultras unterstützen ihr Team von den Stehplätzen der Gegengerade, welche nicht überdacht sind. Die Sitzplatztribüne auf der Hauptgeraden ist der einzige überdachte Bereich des Stadions, allerdings blieb man während des ein oder anderem Regenschauers längst nicht trocken auf der Tribüne, da die nach hinten offene Dachkonstruktion bei weitem nicht alle Sitzplätze trocken hält.

#06 - 26. März 2023 - Heracles Almelo gg FC Den Bosch - 3:2
Keuken Kampioen Divisie
- 30. Spieltag - Erve Asito, Almelo (Niederlande)
- 11.622 Zuschauer


Bei Heracles Almelo wird nächste Saison wieder erstklassiger Fußball gespielt, das stand nach 3:2 Heimerfolg gegen den FC Den Bosch so gut wie fest. Damit kehrt der Verein nach einem Jahr in der zweitklassigen Keuken Kampioen Divisie wieder in die Eredivisie zurück. Über 11.000 Zuschauer kamen zum Spiel gegen Den Bosch und sorgten für ein quasi ausverkauftes Stadion. Die Ultras, meinem Ermessen nach zu meist Jugendliche mittleren Alters, zogen vor Spielbeginn eine Blockfahne mit dem Stadtwappen über die Tribüne. Mehr passierte nicht... Im Auswärtsblock wurden dagegen ein paar blaue Rauchtöpfe gezündet, die allerdings kaum Effekt zeigten und sich schnell in Luft auflösten. Trotz eines gebuchten Sitzplatzes konnte man sich während der Begegnung quasi frei im Stadion bewegen und problemlos von allen Blickwinkeln aus ein Foto machen. Ein Traum für jeden Groundhopper-Blogger.
Das erst 1999 eröffnete "Erve Asito" ist ein ziemlich modernes Stadion, welches seit seiner Eröffnung kontinuierlich ausgebaut wurde. Bei der Eröffnung lag die Kapazität nur bei 6.900 Plätzen, in zwei Stufen wurde das Fassungsvermögen erst auf 8.500 und 12.000 Plätze erweitert. Die Lage des Stadions, welches einen Sponsorennamen trägt, ist wenig spektakulär. Auf einer Grünfläche neben einer vielbefahrenen mehrspurigen Hauptstraße umgeben von zahlreichen weiteren Fußballplätzen hat das Stadion seinen Platz gefunden. Ausreichend kostenlose Parkmöglichkeiten gab es im direkt angrenzenden Industriegebiet.

#07 - 10. April 2023 - KSV Baunatal gg FC Bayern Alzenau - 2:0
Hessenliga
- 22. Spieltag - Parkstadion Baunatal, Baunatal
- 200 Zuschauer


Eigentlich dachte ich mit meinem Besuch im Baunataler Parkstadion würde mal wieder ein ehemaliger Zweitliga-Ground fallen, dem ist allerdings nicht so. Wie ich im Zuge meiner Recherchen nach dem Spiel herausfand wurde das Parkstadion erst 1979 eröffnet und damit genau dann als das Abenteuer 2. Bundesliga für den KSV Baunatal nach drei Jahren zu Ende ging. Die Heimspielstätte zur Zweitliga-Zeiten war das Auestadion im benachbarten Kassel, in der damals noch zweigeteilten Liga traf man in der Südgruppe unter anderem auf Vereine wie den VfB Stuttgart, TSV 1860 München oder den 1. FC Nürnberg. In der Tabelle landete der KSV stets am unteren Ende konnte sich aber in den ersten beiden Jahren den Klassenerhalt sichern. Am Ende der Saison 1978/79 stieg man dann zusammen mit dem FC Hanau 93, FC Augsburg und Borussia Neunkirchen ab und fortan Teil der Oberliga Hessen. Mit dem Abstieg wurde auch das Parkstadion Baunatal eröffnet in welchem man seit dem seine Heimspiele austrägt. Für das kleine Städtchen Baunatal mit etwa 27.000 Einwohner ist das Parkstadion ziemlich überdimensioniert, die offizielle Kapazität wird mit 7.578 Plätzen angegeben. Die überdachte Haupttribüne verfügt über 2.578 Sitzplätze, die grünen Schalen erinnern ein wenig an das Münchener Olympiastadion. 2013 stieg der KSV in die Regionalliga Südwest aus, hierfür wurde auf der Gegengerade ein separater Gästeblock errichtet, welcher von Nöten war um im Parkstadion Regionalliga Spiele austragen zu dürfen. Aktuell spielt man wieder in der fünftklassigen Hessen vor überschaubaren Zuschauerzahlen, im Winter werden die Heimspiele regelmäßig kurzfristig auf den Kunstrasenplatz verlegt. Mein besuchtes Spiel gegen Bayern Alzenau war eines der ersten im Frühjahr welches wieder im Stadion ausgetragen wurde. Hessisch unorganisiert war eine dreiviertel Stunde vor Anpfiff noch keine Kasse besetzt, weil keiner der Verantwortlichen wusste wer den jetzt den Schlüssel für die Kassenhäuschen hat. Als dann irgendwann jemand auftauchte, bekam man als Zuschauer immerhin ein schickes Papierticket auf welchem sogar die Spielbegegnung genannt wird.

#08 - 17. April 2023 - Viktoria Köln gg MSV Duisburg - 2:2
3. Liga - 32. Spieltag - Sportpark Höhenberg, Köln - 5.136 Zuschauer


Mein letzter Tanz mit Montagsspielen fand bei Viktoria Köln statt, schon im Februar besuchte ich den Sportpark Höhenberg für ein Montagsspiel gegen Rot-Weiss Essen (Groundhopping - Winter 2022/23 - siehe #09), rund zwei Monate später war mit dem MSV Duisburg der nächste Ruhrpott-Klub zu Gast in Höhenberg. Eines der letzten Montagsspiele überhaupt, werden diese am Ende Saison auch in der 3. Liga abgeschafft. Aber ganz im Ernst, bei Spielansetzungen wie Köln gegen Essen oder Duisburg kann eigentlich niemand meckern. Kurze Anreise für Gäste und exklusiver kurzweiliger Fußball am Montagabend. Wie schon RWE machte auch der MSV das Spiel in Köln zum Heimspiel, die Zuschauerzahl war sogar nochmal ein wenig höher als im Februar, was aber eventuell auch am dem ein oder anderen Schönwetter-Fan der Viktoria gelegen haben könnte, herrschten doch für Mitte April auch in den frühen Abendstunden noch angenehme Temperaturen. Als neutraler Zuschauer bekam man vor allem einen guten Support des Gästeblocks geboten, in welchem es ununterbrochen brannte mit mehreren großen Pyroshows. Ein würdiger Abschluss, ich werde sie vermissen die Montagsspiele.

Samstag, 18. März 2023

London - Frühjahr 2023

London ist die Fußballhauptstadt Europas, alleine sieben Teams der Premier League sind aktuell (Saison 2022/23) in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs beheimatet. Bedeutet für jeden Club nicht weniger als zwölf Derbys im Saisonverlauf. Trotzdem ist London für das Gros der Weltbevölkerung wohl eher die Touristenstadt statt der Fußballmetropole. Tickets für die großen Premier League Spiele sind für außenstehende quasi kaum zu erwerben. Eine sogenannte "Membership" ist mittlerweile bei allen Premier League Vereinen Standard, aber selbst mit dieser hat man noch längst kein Ticket sicher. Während meines Besuches fand an einem Montagabend das West London Derby zwischen dem FC Brentford und dem FC Fulham statt, um Tickets zu erwerben brauchte man neben der Membership noch eine bestimmte Punktzahl auf seiner Membercard. Punkte sammelt man durch Ticketkäufe im aktuellen Saisonverlauf, ein System was es für einen London Touristen quasi unmöglich macht sich Tickets für ein Derby oder ein Spiel gegen einen großen Gegner zu sichern und selbst Karten für die Spiele gegen die vermeintlich kleinen Namen gehen nur äußert selten bis nie in den freien Verkauf. Aktuell sollte man die besten Möglichkeiten bei West Ham United haben um an Premier League Tickets zu kommen, "The Hammers" spielen seit 2016 im für die Spiele 2012 erbauten Olympiastadion. Leider hatte West Ham während meiner Zeit in London kein Heimspiel, womit ein Kreuz in der Premier League mir verwehrt blieb.
Aber London ist nicht nur Premier League Fußball, neben den sieben Erstliga-Vereinen gibt es im Stadtgebiet noch sechs weitere Klubs die aktuell bezahlten Fußball bieten können. Bis zur vierten Liga, der sogenannten "League Two", spricht man in England von professionellen Fußball darunter beginnt der "Non League" Spielbetrieb den man hierzulande als Amateur Fußball bezeichnen würde. Im Gegensatz zum elitären Kreis der Premier League ist es in den unteren Ligen meist kein Problem um an Tickets zu kommen. Für meinen Besuch beim Millwall FC in ihrem Stadion "The Den" konnte ich problemlos Tickets im Vorverkauf erwerben, da sämtliche Karten im englischen Profifußball personalisiert sind musste ich mir nur vorher ein kostenloses Benutzerkonto im Ticketshop erstellen. Das Spiel gegen Norwich City war am Spieltag ausverkauft, womit die Benutzung des Vorverkaufs vor allem in der Championship (2. Liga) empfehlenswert sein sollte. Bei meinen zwei Besuchen in League Two waren sowohl beim AFC Wimbledon als auch bei Sutton United die Tageskassen geöffnet. Insgesamt verbrachte ich neun volle Tage in London und sah dabei acht Spiele, nahezu an jedem Tag findet irgendwo in der Nähe zumindest ein Non-League Spiel statt. Für mich blieb nur der Donnerstag ohne Spielbesuch.
Montag - 27. Februar 2023 - Chelsea FC U21 gg Arsenal FC U21 - 1:0
Premier League 2 - 20. Spieltag - Kingsmeadow, London - 613 Zuschauer


Der Länderpunkt England fiel mit meinem Besuch im Kingsmeadow im Südwesten Londons, das 1989 eröffnete Stadion ging Ende 2015 in den Besitz des FC Chelsea über, der hier seine Frauen und Nachwuchsmannschaften antreten lässt. Begrüßt wird man von einem fanatischen Torbogen, welcher den Namen des Stadions ziert. Mittlerweile erstrahlt hier alles in Chelsea-Blau, selbst die Tribünendächer tragen mittlerweile das Chelsea Logo und den Slogan "The Pride of London". Bis 2020 war auch der AFC Wimbledon in Kingsmeadow zu Hause und sogar Eigentümer der Anlage, bevor man an Chelsea verkaufte. Wimbledon wiederum übernahm das Stadion vom Kingstonian F.C., für den der Ground 1989 ursprünglich mal gebaut wurde. 2017 verschwand der erste Eigentümer auf Grund finanzieller Schwierigkeiten komplett aus dem Kingsmeadow und Wimbledon zog 2020 in ihr neu gebautes Stadion an der Plough Lane um, seit dem finden nur noch Spiele des Chelsea FC im Stadtteil Kingston upon Thames statt.
Für mein besuchtes Spiel der U21 Abteilung hab es im Vorfeld einen Vorverkauf der Tickets im Internet, ich versuchte über diesen Weg an eine Karte zu kommen was allerdings nicht klappte, da mein Computer immer wieder die Verbindung zum Server verlor als ich die Transaktion abschließen wollte. So reiste ich also erst mal ohne Ticket zum Stadion und war dementsprechend ein weniger früher da, etwa zwei Stunden vor Anpfiff. Viel zu früh, es war noch nichts los. Die Tageskasse öffnete quasi mit meiner Ankunft, so hatte ich mein Ticket (Preis: 5 Pfund) und noch massig Zeit bis der Ball rollen sollte. Auch an der Tageskasse wurde meine Karte übrigens personalisiert, ich musste meinen Personalausweis vorzeigen und meine Daten wurden komplett  aufgenommen. Die Zeit bis zum Anstoß verbrachte ich in einem in der Nähe liegenden Hühnchen-Imbiss, wo ich meine erste richtige Mahlzeit in England zu mir nahm. Etwa eine Stunde vor Kick-Off betrat ich dann das Stadion und genehmigte mir noch ein Getränk in der Stadion-Bar unterhalb der Haupttribüne, diese war dann auch die einzige welche für das Spiel gegen die U21 von Arsenal geöffnet wurde, mit allen 613 Zuschauern war die Tribüne dann aber auch gut gefüllt. Das war mein erstes von insgesamt drei Spielen in der sogenannten Premier League 2, in welcher die Nachwuchsmannschaften der großen englischen Profiklubs zu Hause sind. Zwar dürfen die U21 Mannschaften mit bis zu fünf älteren Spielern bestückt sein, eine aktive Teilnahme am Hauptspielbetrieb wie in Deutschland ist den zweiten Mannschaften in England aber nicht möglich.

Dienstag - 28. Februar 2023 - AFC Wimbledon gg Stevenage FC - 2:3
League Two - 22. Spieltag - The Cherry Red Records Stadium, London - 6.936 Zuschauer


Wimbledon ist weltweit bekannt für sein Tennisturnier, aber auch über den Fußball gibt es so einiges zu erzählen. Der AFC Wimbledon ist ein 2002 gegründeter Verein und legitimer Nachfolger des ehemaligen FA-Cup Siegers FC Wimbledon. Das Gründungsmitglied der Premier League entschloss sich zum erzürnen sämtlicher Fans für einen Umzug in das etwa 100 Kilometer nördlich von London liegende Milton Keynes, zu diesem Zeitpunkt lief bereits ein Insolvenzverfahren gegen den Klub der am neuen Standort auch sportlich unterging und die Saison 2003/04 als Tabellenletzter der zweitklassigen First Division beendete. Damit schloss sich das Kapitel FC Wimbledon für immer, als Nachfolger wurden 2004 die Milton Keynes Dons gegründet welche den Platz des FC Wimbledon übernahmen. Der legitime Nachfolger spielte aber wieder im Herzen der Tennisstadt, am 28. Mai 2002 gründeten die enttäuschten Fans des FC Wimbledon den AFC Wimbledon und hielten den Fußball auch nach dem Umzug des Hauptvereins weiter im Stadtgebiet. Die Neugründung brachte dem Verein viele Sympathien entgehen, beim ersten Spiel der Vereinsgeschichte einem Freundschaftsspiel gegen Sutton United kamen über 4.500 Zuschauer. Den Ligaspielbetrieb begann der AFC Wimbledon im untersten Bereich der Non-League, schneller das vermutlich Gedacht stellte sich sportlicher Erfolg ein. Mit 78 Spielen in Folge ohne Niederlage stellte der Klub 2004 einen Rekord im englischen Fußball auf und spielte sich im Ligensystem kontinuierlich nach oben. Nicht einmal 10 Jahre nach der Gründung kam der AFC Wimbledon 2011 mit dem Aufstieg in Football League Two im bezahlten Fußball an und ist dort bis heute geblieben. Bis zum Ende der letzten Saison spielte man sogar in der drittklassigem League One, nach dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte ist man nun wieder in der viertklassigen League Two zu Hause.
Das oberste Ziel bei Vereinsgründung war die Rückkehr an die Plough Lane, dem traditionsreichen Stadionstandort des ehemaligen FC Wimbledon. Der verließ seinen ursprünglichen Standort bereits 1991 und spielte seit dem im Selhurst Park von Crystal Palace, abgerissen wurde die originale Plough Lane im Jahr 2002. Bis 2017 gab es in unmittelbarer Nähe noch ein Stadion für Hunde- und Stockcarrennen, als dieses geschlossen wurden hatte der AFC Wimbledon den Standort für sein neues Stadion gefunden. Im Jahr 2019 begann der Bau der neuen Plough Lane und im November wurde das Stadion dem Verein übergeben. Mitten in der Corona-Pandemie konnte der AFC Wimbledon seine neue Heimat nur mit einem Geisterspiel eröffnen, zum ersten Spiel bei dem Zuschauer zugelassen waren kamen im August 2021 7.728 Menschen. Das neue Stadion liegt nur etwa 200 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt.
Bei meinem Besuch wurde ich richtig freundlich empfangen, warum auch immer wurde ich direkt als Tourist erkannt und schnell in Gespräche verwickelt. Habe mich hier wirklich Willkommen gefühlt, ein schönes Erlebnis. Das Stadion hat derzeit eine Kapazität von 9.300 Plätzen und mit knapp 7.000 Zuschauern war der moderne Neubau auch gut gefüllt. Das Stadion besteht ausschließlich aus Sitzplätzen, es gibt eine Art aktive Fanszene die sich auf einer Hinter-Tor-Seite platziert. Ist aber bekanntermaßen ein komplett anderes Stadionerlebnis als in Deutschland. Mir hat es gefallen.

Mittwoch - 1. März 2023 - Erith & Belvedere FC gg Holmesdale FC - 4:0
Southern Counties East League Premier Division - 31. Spieltag - Park View Road, London - ca. 60 Zuschauer



Das war für mich hier ein Abend mit englischem Fußball wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Erith & Belvedere FC in der klassische englische Amateurklub mit einem durchaus beachtenswerten Ground. Die Park View Road im Osten Londons gehört zum Stadtteil Welling und ist seit 1999 die Heimat des E&B. Die alte Heimat wurde bei einem Brand zerstört wodurch man zum Umzug gezwungen wurde und sich nun das Stadion Park View Road mit Welling United teilt. Das Stadion befindet sich direkt an der Hauptstraße am Ende des Zentrums von Welling. Hier gibt es zahlreiche Restaurants und Pubs die auf Grund ihrer Lage am äußersten Ende von London kaum von Touristen besucht sind. Das ist hier das echte englische Leben. Das Stadion versprüht dazu den Charme eines traditionellen englischen Fußballground. Es gibt zwei Sitzplatztribünen und auf einer Hinter-Tor-Seite eine Stehtraverse mit Wellenbrechern. Die beiden Hausherren Welling United und Erith & Belvedere sollen wohl nicht das beste Verhältnis haben, öfters soll es wohl um Streit über die Nutzung der Räumlichkeiten gekommen sein. E&B errichtete nach seinem Einzug auf der Gegengerade sein eigenes Vereinsheim und lies auch die Tribüne auf der Gegengerade bauen. Davor verfügte der Platz nur über die Tribüne auf der Haupttribüne die sozusagen die Tribüne von United ist. Die etwa 60 Zuschauer nahmen auch ausschließlich auf den Plätzen der Gegengerade platz, mein Groundhopper Instinkt führte mich aber natürlich auch auf die Haupttribüne um zumindest ein schnelles Foto zu machen. Um nicht weiter aufzufallen zog ich aber schnell den Rückzug in Richtung Gegengerade an und verfolgte das Spiel der neunten Liga ebenfalls entspannt von der Heimtribüne.

Freitag - 3. März 2023 - West Ham United U21 gg Manchester City U21 - 1:5
Premier League 2 - 21. Spieltag - Rush Green Stadium, London - 354 Zuschauer


Mein zweites Spiel in der Premier League 2 führte mich nach Ostlondon in den Stadtteil Romford wo die Nachwuchskicker von West Ham United im Rush Green Stadium ihre Spiele austragen. Wie bei Chelsea am Montag bezahlte man auch hier 5 Pfund Eintritt an der Tageskasse. Diesmal war ich entspannter und erreichte mein Ziel nach Bahnfahrt und anschließendem Bustransfer etwa 30 Minuten vor Spielbeginn. Für den zahlenden Zuschauer war der Stadionumlauf geöffnet, die Tribüne war allerdings tabu. Auf Nachfrage erfuhr ich, das dort überwiegend Scouts sitzen und man diese bei der Arbeit doch nicht stören solle. Die Tribüne ist der einzig überdachte Bereich des Stadions, daneben und über die komplette Gegengerade gibt es Stehstufen allerdings ohne Wellenbrecher. Insgesamt gesehen wohl mein langweiligstes Stadionerlebnis in meiner Londonzeit, aber das Kreuz zählt und übermäßig viele Fußball-Alternativen gab es am Freitagabend in London auch nicht.

Samstag - 4. März 2023 - Millwall FC gg Norwich City - 2:3
Championship - 35. Spieltag - The Den, London - 18.785 Zuschauer (ausverkauft)


"No one likes us, we don´t care! We are Millwall from The Den!" Obwohl der Millwall FC nie in der Premier League spielte und in seiner bald 140 jährigen Vereinsgeschichte nur zwei Jahre erstklassig war (zwischen 1988 und 1990 in der damaligen First Division) ist der Verein jedem Fußballfan in England ein Begriff. Berüchtigt ist die Fanszene, welche in den 1980er Jahren landesweit für Angst und Schrecken sorgte und mit für die größten Ausschreitungen in der englischen Fußballgeschichte verantwortlich ist. Die oben zitierte Textzeile stammt aus dem wohl berühmtesten Millwall Fangesang, welcher nach Ausschreitungen während eines FA-Cup Spiel in Luton mit 81 Verletzten populär wurde. Die wohl populärste Rivalität ist die zwischen Millwall und West Ham United, welche auch im berühmten Hooligans Film mit Elijah Wood thematisiert wird. Bei den Geschichten die man so hört hat man vor dem Stadionbesuch als sicherlich ein bisschen Respekt. Meine Karte hatte ich mir schon Wochen vorher im Vorverkauf über das Internet besorgt, musste diese am Spieltag am Stadion noch abholen. Hier bekam ich einen Briefumschlag auf dem mein Name und meine Adresse stand, sprich kein Print@home sondern ein bedrucktes Ticket. Ich suchte mir bei meiner Bestellung Tickets auf der Haupttribüne, dem Barry Kitchener Stand, im Oberrang in Block zwei. Von dort hatte man einen guten Blick war aber auch direkt neben dem North Stand wo die Auswärtsfans aus Norwich untergebracht wurden. Die Nähe zum Auswärtsblock nutzen viele Millwall Casuals und Althools um sich dort ebenfalls ihre Tickets zu buchen. Ich war also quasi mittendrin, zu Beginn des Matches wurde dann auch ordentlich gepöbelt und dem Auswärtsblock das ein oder andere englische Schimpfwort entgegen geworfen, als man zwischenzeitlich 1:0 in Führung ging war Ekstase pur, Norwich drehte aber das Spiel und führte irgendwann mit 1:3 was The Den komplett verstummen lies. Selbst als Millwall nochmal den Anschluss auf 2:3 schaffte, weckte dies nur noch Teile des Stadions aus. Die Kollegen aus meinem Block hatten schon teilweise das Stadion verlassen. Trotz der Vorgeschichten und dem Ruf der Millwall voraus eilt spricht momentan nichts gegen einen Besuch im The Den. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kümmert sich am besten um Tickets auf dem Cold Blow Lane Stand, das ist die Hinter-Tor-Tribüne welche auf den Sitzschalen den Stadionnamen "The Den" ziert. Soweit ich das von meinem Standort beobachten konnte, würde ich das als Familienblock bezeichnen. Sollte ich Millwall nochmals besuchen würde ich mich persönlich auch für andere Plätze im Stadion entscheiden, aber war auch mal eine andere Erfahrung quasi mittendrin im Mob zu sein. Angesprochen hat mich glücklicherweise niemand.
Das Spiel gegen Norwich war ausverkauft, mit Fifa Präsident Gianni Infantino war sogar unerwartet hoher Besuch im Haus. The Den ist das Fußballstadion welches die kürzeste Entfernung zur Londoner Innenstadt hat. Bis zur Tower Bridge sind es nur fünf Minuten mit der Bahn, ein krasser Kontrast vom Arbeiterviertel zurück ins Touristennest. Über den Millwall FC ließen sich noch so viel mehr Geschichten erzählen, zum Beispiel die einmalige Teilnahme am UEFA Cup in der Saison 2004/05 für welche man sich durch die Finalteilnahme am FA-Cup qualifizierte. Die Spiele in der ersten Runde gegen den ungarischen Rekordmeister Ferencváros Budapest waren die einzigen internationalen Auftritte in der Vereinshistorie des Millwall FC. Wollt ihr ehrlichen Fußball sehen, abseits der durch kommerzialisierten Premier League sehen? Macht euch auf den Weg nach Millwall zur The Den. Ihr werdet nicht enttäuscht.

Sonntag - 5. März 2023 - Chelsea FC Women gg Arsenal Women FC - 3:1
WSL Cup - Finale - Selhurst Park, London - 19.010 Zuschauer


Zum ersten Mal in meiner Groundhopping Karriere habe ich ein Frauenspiel besucht, was mir immerhin dann doch ein Kreuz in der Premier League verschafft hat. Denn das Ligapokal-Finale der englischen Frauen wurde im Selhurst Park von Crystal Palace ausgetragen. Der Frauen-Fußball in England erlebt zur Zeit einen wahrhaftigen Boom nachdem die Nationalmannschaft im letzten Sommer im eigenen Land den Europameistertitel holte. Ich erfuhr nur durch Zufall bereits vor meiner Anreise von dem angesetzten Spiel zwischen Arsenal und Chelsea und besorgte mir einfach mal ein Ticket, relativ gute Entscheidung denn das Stadion war annähernd ausverkauft und sorgte für einen Zuschauerrekord bei einem Ligapokalfinale der Frauen. Ausgetragen wird der Wettbewerb seit 2012, das Finale wird jedes Jahr auf einem anderen neutralen Platz ausgetragen. In den ersten Jahren war die Zuschaueranzahl jeweils übersichtlich, weniger als 3.000 Menschen kamen. Letztes Jahr waren es beim Finale in Wimbledon immerhin schon 8.000 Zuschauer und anno 2023 wurde die Zuschaueranzahl aus dem Vorjahr mehr als verdoppelt und insgesamt 19.010 Zuschauer pilgerten in den Selhurst Park und sahen wie Arsenal zum sechsten Mal den Ligapokal gewann. Das Publikum war vermutlich ein anderes als bei einem Pokalfinale der Männer, vor mir saß eine Mutter mit zwei Töchtern.
Eigentlich kaum vorstellbar das der Selhurst Park ein Stadion der Nobelliga Premier League ist, denn im Vergleich mit den modernen Arena der Londoner Rivalen ist das Stadion von Crystal Palace eine echte Bruchbude. Umbaupläne gibt es zwar schon länger, aber aktuell ist der Zustand des Grounds mehr als Oldschool. Ich hatte mein Ticket auf dem Artur Wait Stand, zum Glück im unteren Bereich. Vor dem Anstoß als das Stadion quasi noch leer war, drehte ich meine übliche Fotorunde und war erstaunt dass man im oberen Bereich der Arena maximal die Hälfte des Platzes sehen kann, auf Grund einer komischen Konstruktion des Tribünendaches. Ausgeholfen wird den Fans die dort sitzen mit ein paar Bildschirmen die das Spiel übertragen, ich war froh dass mein Platz weiter unten war und ich Live-Fußball sehen konnte. Das Problem mit der Sichteinschränkung gibt es nur auf dem Artur Wait Stand, von den restlichen drei Tribünen hat man freie Sicht auf das Spielfeld.

Montag - 6. März 2023 - Arsenal FC U21 gg Liverpool FC U21 - 0:1
Premier League 2 - 21. Spieltag - Meadow Park, London - 587 Zuschauer


Im Gegensatz zu Chelsea und West Ham besitzt die Jugendabteilung von Arsenal keinen eigenen Platz sondern trägt ihre Heimspiele im Meadow Park ganz im Norden von London aus. Der eigentliche Hausherr dort ist der englische Fünftligist Boreham Wood F.C., eine der zwei Tribünen bildet durch verschiedene farbige Sitzschalen auch den Namen des Non-League Clubs. Das hier auch seit vielen Jahren die Frauen und Nachwuchsmannschaften von Arsenal spielen, erahnt man beim ersten Betreten des Stadions nicht. Am Eingang stellte ich erstaunt fest, dass der Eintritt diesmal kostenlos war. Geöffnet für die rund 600 Zuschauer war die Tribüne der Hauptgerade und die Hälfte der Tribüne auf der Gegengerade, sowie der Stehplatzbereich auf einer Hinter-Tor-Seite. Die andere Hinter-Tor-Seite, welche aus einer überdachten Stehplatztribüne besteht, bleib geschlossen. Der Besuch im Meadow Park war dann auch mein drittes Spiel in der Premier League 2, welches erneut an einem Montagabend stattfand. Wer weiß, vielleicht hab ich ja bei einem meiner drei Spielbesuche einen zukünftigen Topstar gesehen.

Dienstag - 7. März 2023 - Sutton United gg Crawley Town - 3:0
League Two - 28. Spieltag - Gander Green Lane, London - 3.253 Zuschauer


Wie schnell die Zeit doch vergeht, wie im Flug verging meine Zeit in London und der Besuch bei Sutton United sollte schon mein achter und letzter Stadionpunkt meiner Reise sein. Wieder ging es in den Süden von London, mit dem Zug vorbei an der Stamford Bridge wo parallel Borussia Dortmund im Champions League Achtelfinale gegen Chelsea spielte, bis zur Stadion Sutton West, von dort aus ist es nur ein kurzer Fußmarsch bis zur Gander Green Lane, dem Stadion von Sutton United. Es ist kein klassisches englisches Fußballstadion, zu großen Abstand haben die Zuschauerplätze vom Spielfeld. Letztes Jahr stieg Sutton United erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in den bezahlten Fußball auf, aktuell spielt man seine zweite Saison in der viertklassigen League Two und befand sich zum Zeitpunkt meines Besuch auch in der oberen Tabellenhälfte wieder, welcher durch einen 3:0 Heimsieg weiter gefestigt wurde. Das Stadion besteht nur aus einer Sitzplatztribüne, in einem Gespräch mit einem älteren Sutton-Allesfahrer erfuhr ich das für die Sommerpause der Bau einer weiteren Tribüne auf der Gegengerade geplant ist. Außerdem habe man nach dem Aufstieg eine eigene Tribüne für die Auswärtsfahrer gebaut und eröffnet. Das Stadion wird sich durch den sportlichen Aufstieg aus der Non-League in den Profibereich weiter verändern.
Internationale Bekanntheit erlangte der Klub als man im Achtelfinale des FA-Cup 2017 auf Arsenal traf, allerdings nicht wegen der sportlichen Leistung. Während das Team 0:2 verlor, aß der übergewichtige Ersatztorhüter Wayne Shaw auf der Bank eine Fleischpastete und sorgte für ein internationales Medienecho. Von einschlägigen Deutschen-Medien wurde er durch die Aktion schnell zum Kult-Keeper.

Neben meinen Spielbesuchen machte ich auch ein paar Stadiontouren, wenn man schon keine Tickets für Premier League Spiele bekommt hat man bei sämtlichen Vereinen zumindest so die Gelegenheit sich die Spielstätten von innen anzugucken. Natürlich präsentiert sich hier jeder Verein als die einzig wahre Nummer eins in London. Jedes Stadion ist das modernste, jede Umkleidekabine die größte. Selbstbeweihräucherung sobald die Tour beginnt und das ganze jeweils für einen staatlichen Preis. Die meisten Touren zeigen neben Tribünen und Trainerbänken auch die Umkleideräume sowie die VIP-Bereiche des jeweiligen Stadions. Bei den großen Klubs finden mehrmals täglich Touren statt, bei machen Vereinen mit Guide der einem durch die Räumlichkeiten führt, viele Clubs verzichten mittlerweile aber auch auf den Guide und der Besucher bekommt ein Tablet in die Hand und kann so selbst von Station zu Station gehen. Das Tablet erzählt einem dann an jedem Punkt dann wichtigsten Fakten. Das System finde ich persönlich besser, weil man sich die Zeit einfach selber einteilen kann und auch mal länger an interessanten Punkten verweilen kann. Während es bei den Touren mit Guide immer noch ein bestimmtes Zeitfenster gibt und man sich teilweise schon gestresst fühlte.

Chelsea FC - Stamford Bridge
Stadium Tour & Museum - 28£ - Führungsdauer 60 Minuten

Arsenal FC - Emirates Stadium
Stadium Tour & Museum - 27£ - Self-Guided-Tour
Etwa 400 Meter vom neuen Emirates-Stadium entfernt statt mit dem Highbury das ehemalige Stadion des Arsenal FC, dieses wurde nach dem letzten Spiel im Mai 2006 weitgehend abgerissen und in einen Wohnkomplex umgewandelt. Die Osttribüne steht unter Denkmalschutz und wurde in den Bau mit einbezogen, die Fassade ist heute noch im Originalzustand zu bewundern.

Tottenham Hotspur - Tottenham Hotspur Stadium
Stadium Tour - 27£ - Self-Guided-Tour

Wimbledon
Tour & Museum - 25£ - Führungsdauer 90 Minuten

Wer diesen Blog schon länger verfolgt und unter anderem die Beiträge über meinen Trip im Großraum München im letzten Sommer oder meinen 2020er Roadtrip durch Mittel- und Ostdeutschland gelesen hat, weiß das der Autor immer auf der Suche nach gutem Essen ist. London hat da eine sehr große Auswahl und lässt das Herz eines Foodhopper höher schlagen.


Das traditionelle "full English breakfast" bekommt man nahezu in jeder Ecke Londons. Baked Beans, Würstchen, Spiegelei, gebratener Schinken, zwei Scheiben Toast. Danach ist man in jedem Fall gut gestärkt und bereit für einen neuen Tag in der britischen Metropole. Amerikanisches Frühstück muss man schon länger suchen, aber Pancakes bieten auch ein Großteil der Frühstückrestaurants an. Eine Willkommende Abwechslung zum herzhaften englischem Frühstück. Ebenfalls empfehlenswert finde ich die Pancakes die es bei McDonalds zu deren Frühstückszeiten gibt und frage mich bei jedem meiner England-Besuche warum diese nicht auch in Deutschland angeboten werden. Neben dem English breakfast gehört auf der Insel auch Porridge zu den traditionellen Speisen am Morgen, der Haferbrei spricht meine Geschmacksnerven aber nicht an, von daher in der Hinsicht keine Empfehlung von mir.


Zum Hauptgang darf in England natürlich kein Teller "Fish&Chips" fehlen, mir kommt es aber so vor das dies mittlerweile auf der Insel nur noch als überteuertes Touristengericht verkauft wird. Eigentlich kenne ich das so, dass man Fish&Chips auf der Hand aus einer Zeitungstüte isst. Dies wird aber kaum noch angeboten. Stattdessen zahlt man mit Getränke und einer Servicepauschale für das Restaurant über 20 Pfund. Happig. Wer auf Streetfood steht wird auf einem der zahlreichen Foodmärkte in London fündig, die bekanntesten sind der Borough Market und der Camden Market, hier findet man Streetfood in allen erdenklichen Variationen. Lecker in jedem Fall, aber kleine Portionen zu stolzen Preisen. Je weiter man sich von den Touristen-Hotspots entfernt, umso größer ist die Chance auch mal gutes und günstiges Essen zu finden. Bei meinem Besuch in Welling hatte ich in einem Steak-House den besten Burger während meiner Reise. Wer Geld sparen will und auch sollte, den London ist allgemein ein sehr teures Pflaster, findet sich am besten in einer der vielen Ketten ein. Döner wird den Engländern übringes als Deutsches Nationalgericht verkauft. Überall wird der "German Döner" angeboten und es gibt sogar die Kette "German Döner Kebab".
Die Zeit in London ging viel zu schnell vorbei, ich werde definitiv wieder kommen. Dabei hatte ich sogar noch einen Tag extra, auf Grund eines Streiks des Bodenpersonals am Flughafen musste oder durfte ich nämlich einen Tag früher anreisen. Die Airline bot mir eine Umbuchung von Montagmorgen auf Sonntagnachmittag an, welche ich natürlich akzeptieren musste, weil Montag wäre ich von Köln aus mit dem Flugzeug definitiv nicht nach London gekommen. Auf den Kosten für das Hotel von Sonntag und Montag bin ich aber natürlich sitzengeblieben, aber das war es mir wert. Für die Extra-Nacht suchte ich mir kurzfristig ein Zimmer in einem der zahlreichen Hotels am Flughafen Heathrow. Bei meinem letzten London-Urlaub flog ich mit Ryanair nach London Stansted, diesmal mit Eurowings nach Heathrow, was deutlich entspannter ist da Heathrow einfach viel zentraler liegt als Stansted. Mein gebuchtes Hotel erreichte ich mit dem sogenannten Hoppa-Bus, welcher von den Terminals sämtliche Hotels um den Flughafen Heathrow anfährt. Von Heathrow erreicht man auch problemlos die Innenstadt, zum einen hält hier die Elizabeth Line der Underground, die bessere Wahl ich aber der Heathrow Express. Dieser Schnellzug bringt einen innerhalb von gut 20 Minuten vom Flughafen zum Bahnhof Paddington. Ich buchte meine Tickets für die Fahrt bereits Monate zuvor im Internet, was einem deutlich günstigere Konditionen gibt, als wenn man das Ticket vor Ort kauft.
Von Paddington aus hat man dann Anschluss an jedes Viertel, das Londoner Underground Netz ist zweifelsfrei weltweit das Beste. Züge im Minutentakt bringen einem problemlos an sein Ziel. Das System scheint anfangs ein wenig kompliziert, aber nach ein zwei Tagen findet man sich schnell zu Recht. Ich benutzte zum navigieren meiner Reise die "Citymapper"-App, welche wirklich empfehlenswert ist um sich im Londoner Underground Netz zu recht zu finden. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist in London im Vergleich zu anderen Sachen extrem günstig, maximal werden einem pro Tag knapp 14 Pfund berechnet, wenn man sein Tagesmaximum erreicht hat, sind alle weiteren Fahrten kostenlos. Meine Fahrten wurden abgerechnet vom Guthaben meiner Oyster Card, es reicht aber auch eine normale Kreditkarte. Einfach auf das Lesegerät legen und die Tore zur Haltestelle werden sich öffnen.
London ist weitestgehend Bargeldlos, alles und jedes wird mit Karte bezahlt. Selbst die Straßenmusiker haben mittlerweile ein Kartenlesegerät vor sich liegen und wollen lieber digitales- statt Münzgeld. Ein großer Fehler von mir, denn vor meiner Reise lies ich mir von meiner Bank 300 Pfund umtauschen, 200 davon habe ich wieder mitgebracht. Das Guthaben meiner Oyster Card konnte ich an vereinzelnden Automaten mit Bargeld wieder aufladen und das war es eigentlich schon. Am letzten Tag fand ich noch einen Friseur, der mir für viel zu viel Bargeld die Haare schnitt.
Wenigstens trat ich nicht in die Fußball-Knigge. In England ist es seit jeher verboten Alkohol auf den Tribünen zu trinken. Der Hauptgrund warum sich die Tribünen immer erst kurz vor dem Anstoß füllen. Als ich beim Pokalfinale der Frauen zwei scheinbar deutsche Touristen sah, die mit Bier auf die Tribünen gingen dauerte es keine halbe Minute bis die Ordner kamen und die beiden wieder zurück schickten. Selbst wenn man mit den englischen Fanregeln nicht vertraut ist, quasi an jedem Tribünenaufgang hängen die Hinweisschilder: "No Alcohol Beyond This Point".
Die Stadionhefte sind in England nie kostenlos, jeder Verein veranschlagt eine kleine Pauschale von meistens 3 Pfund um sich das Spieltagsheft zu sichern. Verkauft wird dies meistens vor dem Stadion von Straßenhändlern, auch hier wird ausschließlich mit Karte bezahlt.
Für die Fahrten mit der Underground lohnt es sich immer mal an den Haltestellen sich eine der kostenlosen Tageszeitungen mitzunehmen die dort ausliegen. Von Montag bis Freitag gibt es unter anderem die "Metro" und den "Evening Standard", der Sportteil befindet sich stets am Ende des Heftes. Auf den letzten vier Seiten wird über das aktuelle Sportgeschehen des Landes berichtet. An den Kiosken der Stadt findet man mit "When Saturday Comes" das englische Pendant zu "11Freunde". Einmal im Monat bekommt man von der WSC für 4,50 Pfund unter anderem Einblicke in die englische Fußballgeschichte.
Nach den Tagen in London lässt sich ohne jeden Zweifel sagen, dass die britische Hauptstadt eben nicht nur die Touristenhochburg ist sondern definitiv auch die Fußballmetropole. Wenn man sich drauf einlässt kann man in einer Woche rund um die Uhr nur mit Fußball beschäftigen. Man beginnt morgens mit einer Stadionführung, sucht sich dann einen Pub und fachsimpelt ein bisschen mit den Einheimischen über das rollende Leder und sucht sich dann für den Abend ein Spiel raus und erlebt den englischen Fußball hautnah. London ist Fußball, auch wenn es auf den ersten Blick für Außenstehende nicht so aussieht.