Donnerstag, 18. Mai 2017

Eishockey WM - Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale

Ausverkauftes Haus
Zugegeben, ein gewisses Risiko war da als ich vor zwei Monaten die Karten für das letzte Vorrundenspiel der Deutschen Eishockey Nationalmannschaft bei der Heim WM in Köln bestellte. Es hätte hier schon alles vorbei sein können und man hätte ein Spiel gesehen, bei dem es um rein gar nichts mehr gegangen wäre. Aber es kam zum Traumszenario, das Spiel gegen Lettland sollte ein Alles oder Nichts Spiel in der Gruppe A werden. Der Sieger sollte die Gruppe als vierter beenden und damit den letzten Platz im Viertelfinale klar machen. Dass es auch anders hätte kommen können zeigt ein Blick auf die Gruppe B, diese trägt ihre Spiele in Paris aus und dort ist mit Frankreich der Gastgeber bereits vor dem letzten Spiel ausgeschieden. Die Deutschen hielten das Rennen um den Viertelfinaleinzug lange offen, nach einem sensationellen Auftaktsieg gegen die USA folgten die erwarteten klaren Niederlagen gegen Schweden und Russland. Gegen die Slowakei gelang der Sieg dann erst nach Overtime und Penaltyschiessen, bevor man dann gegen Dänemark in der Overtime den Sieg verspielte. Die Regel besagt, dass beide Mannschaften bei einem Unentschieden zunächst einen Punkt für die Tabelle bekommen und dann in der Overtime bzw. im späteren Penaltyschiessen einen weiteren Extrapunkt ausspielen. Durch den klaren Sieg gegen Italien und Schützenhilfe der Russen die deutlich gegen die Letten gewannen, machten die Deutschen schließlich das Endspiel klar.
Ebenfalls eine besondere Würze verlieh dem Spiel die Tatsache, dass sich beide Teams bereits im September des letzten Jahres im entscheidenden Spiel der Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2018 gegenüber standen. Hier fügte Deutschland den Letten eine bittere Niederlage zu und qualifizierte sich dadurch für das Olympische Eishockeyturnier, während man in Lettland nun vor dem Fernsehr Platz nehmen muss. Die Letten sollten also auf eine Revanche brennen und damit war alles angerichtet für einen offenen Schlagabtausch.
Entsprechend hoch war die Erwartung meinerseits, ich verfolge Eishockeyspiele zwar schon viele Jahre vor dem TV aber live bei einem Spiel war ich noch nie. Mit meinen Tickets saß ich ziemlich weit oben, was aber nicht schlimm war. Vor Ort lies sich das Spiel nämlich viel besser verfolgen als vor einem Fernsehrgerät. Während dort nämlich zeitweise sogar die Kamera Probleme hat den schnellen Puckbewegungen zu folgen, war dies live und aus erhöhter Position überhaupt kein Problem und man konnte das Spiel bestens verfolgen.
Die Lanxess Arena ist bereits zum
dritten Mal Austragungsort von
Spielen der Eishockey WM

Die Eishockey WM selber hat einen ziemlich komischen Modus, die Weltmeisterschaft wird jährlich ausgetragen und wird mit Auf- und Abstiegmodus gespielt. Die beiden Gruppenletzten müssen nächstes Jahr bei der B-WM antreten, während die beiden Finalisten von dort aufsteigen und um den wirklichen WM-Titel spielen dürfen. Durch die jährliche Austragung ist Köln in diesem Jahrtausend bereits zum dritten mal Spielort einer Eishockey Weltmeisterschaft. Nach 2001 und 2010 ist die Lanxess Arena also fast schon ein Traditionsaustragungsort. In Deutschland findet die WM in diesem Jahr natürlich viel Beachtung, läuft aber sonst eher unter dem Radar. In anderen Länder ist dies anders und die Eishockey WM zählt dort zu den größten Sportereignissen des Jahres. Vor dem Spiel Deutschland gegen Lettland, trafen in der Lanxess Arena noch die Teams aus den USA und Russland aufeinander. Als ich an der Halle ankam, muss das Spiel gerade zu Ende gewesen sein. Jedenfalls sah man an der ganzen Arena fast nur blau. Die Russen sind mit einer sehr großen Zuschauermasse nach Köln gereist und die unterstützen ihre Mannschaft wie bei einer Heim-WM. Bevor es in die Arena ging konnte man sich um die Lanxess Arena noch im Fandorf ein wenig auf das bevorstehende Spiel vorbereiten. Einige Sponsoren der Weltmeisterschaft wussten mit Werbeaktionen auf sich aufmerksam zu machen.
Pünktlich zum Warm-Up der Deutschen hatte ich dann meinen Platz eingenommen und das Spiel übertraf dann die bereits hochgesteckten Erwartungen noch. Beide Teams waren bereits elf mal bei einer Weltmeisterschaft aufeinander getroffen, Deutschland gewann davon sieben Spiele bei drei Niederlagen und einem Unentschieden. Das man sich aber auf diese Statistik nicht verlassen sollte zeigt das Torverhältnis, während Lettland in den elf Partien 26 Tore schoss standen auf Deutscher Seite nur 22 erzielte Treffer. Einen Favoriten gab es also nicht und so sahen 18.797 Zuschauer (restlos ausverkauft) einen wirklich mitreisenden Schlagabtausch vor fantastischer Kulisse. Der Support der Fans war herrausragend, übertrifft um weiten den Fansupport den beispielsweise die Fußballnationalmannschaft bei ihren Spielen hat. Nach einer 2-0 Führung verspielte Deutschland fast alles und lag kurz vor Schluss 2-3 hinten, alles dann kurz vor Ende der regulären Spielzeit Felix Schütz den Ausgleich erzielte lagen sich wildfremde Menschen im Publikum in den Armen. Es musste die Overtime her die, die Spannung zum überkochten brachte. Die Stimmung schlief ein weil alle Zuschauer wie gebannt auf das Eis schauten um zu sehen was dort passiert. Die Overtime brachte kein Tor, sodass ein Penaltyschießen über den Einzug ins Viertelfinale entscheiden musste. Die Geschichte dürfte bekannt sein, Deutschland gewann nach einem Treffer von Frederik Tiffels und die Halle tobte. Die Nationalhymne wurde gespielt und ohne sich groß feiern zu lassen verschwanden die Spieler dann aber schnell in den Katakomben, weise Entscheidung denn im Viertelfinale geht es nun gegen den Titelverteidiger Kanada und hier werden die Deutschen ganz eindeutig in der Außenseiterrolle sein.
Alles im allem hat sich der Besuch des Spiels mehr als gelohnt, die 29€ für das Ticket waren sehr gut investiert. Für das Geld bekam man eine ganze Menge geboten und es hat Spaß gemacht das Spiel live zu verfolgen. Es gab nicht eine langweilige Minute, immer war Action drin. Sollte in den nächsten Jahren wieder eine WM nach Deutschland vergeben werden, wovon auszugehen ist, werde ich wohl wieder mit dabei sein.