Sonntag, 25. Juni 2023

Terra Wortmann Open - Großes Tennis in Ostwestfalen

Während sich der Fußball in der Sommerpause befindet und die meisten Groundhopper vermutlich die einschlägigen Apps durchforsten um mit irgendwelchen Testkicks ihre Sucht zu stillen, ist für mich mal wieder die Zeit gekommen um auch anderen Sportarten einen Besuch abzustatten. Im Juni findet traditionell das ATP Tennis-Rasenturnier in Halle/Westfalen statt, die OWL-Arena war in diesem Jahr zum 30. mal Austragungsort des größten Deutschen Tennisturniers. Bekannt wurde die Veranstaltung als "Gerry Weber Open" und dem 10-fachen Sieg von Roger Federer. 2019 gewann der mittlerweile zurückgetretene Schweizer das Turnier in Halle zum zehnten Mal und setzte sich in Ostwestfalen einen Meilenstein. Die Straße an der OWL-Arena heißt heute Roger-Federer-Allee.
1992 wurde in Halle erstmals ein Challenger-Turnier ausgetragen, auf Grund eines hohen Zuschauerzuspruches entstanden hier ein Jahr später draus die heutigen Terra Wortmann Open. Seit 2015 gehört das Turnier zur "ATP 500 Tour", hinter den Grand Slams und den Masters Turnieren die dritthöchste Kategorie auf der Tennis Tour. Da es ist der kurzen Rasensaison kein Masters-Turnier gibt ist die Woche in Halle, neben des parallel stattfindenden Turnier im Londoner Queen´s Club, die wichtigste Vorbereitung für das Wimbledon Turnier und zieht dementsprechend jährlich die Topstars aus der Tennis-Welt nach Ostwestfalen.


Für mich ging es am Freitag zum Viertelfinal-Tag auf die Anlage, mein Ticket hatte ich im Vorfeld über die Homepage der Veranstaltung gekauft. Es gibt zwei Ticket-Kategorien, eins für den Centre Court mit festem Sitzplatz und ein sogenanntes Ground-Ticket mit welchem man zwar auf die Anlage kommt aber keinen Zutritt zum Centre Court bekommt. Mit dem Ground-Ticket kann man sich nur die Spiele auf dem Nebenplatz angucken, am Tag meines Besuches waren hier beispielsweise nur zwei Spiele im Doppel angesetzt. Der Sport-Interessierte sollte sich als in jedem Fall mit einem Ticket für den Centre Court ausstatten, mit diesem hat man natürlich auch Zugang zu den Nebenplätzen und zum reichhaltigen Gastronomie-Angebot welches sich über die gesamte Anlage erstreckt. Neben dem Erdbeeren mit Sahne in Anlehnung an Wimbledon, wird hier quasi alles angeboten von Hummerschwanz bis Currywurst. Alles im übrigen zu durchaus annehmbaren Preisen, auf keinen Fall so teuer wie in einem Bundesliga-Stadion, womit sich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte. Neben der Foodmeile gibt es auf dem Gelände zahlreiche Verkaufsstände und eine Bühne auf der neben Talkrunden auch Konzerte stattfinden. Am Tag meines Besuches fand auf der Bühne unter anderem eine Gesprächsrunde mit dem ehemaligen Deutschen Tennisprofi Patrik Kühnen statt. Die Verkaufsstände waren überwiegend tennisspezifisch, es gab aber auch Strohhüte für die modebewusste Frau. Am offiziellen Merchandising Stand wurde leider kein Programmheft verkauft und das muss ich wirklich kritisieren. Vor allem zum Anlass der 30. Ausgabe hätte man ein kleines Jubiläumsheft auflegen können, leider Fehlanzeige. Schade.


Die Viertelfinals die hintereinander weg auf dem Centre Court ausgetragen wurden, waren jetzt um ehrlich zu sein keine sportlichen Leckerbissen. Zumal Rasenplatz-Tennis im Vergleich zu Sandplatz auch weniger spektakuläre Ballwechsel zulässt. Das Stadion war am nahezu ausverkauft, die OWL Arena zählt mit seinem Fassungsvermögen von 12.300 Plätzen zu den größten Tennisstadien der Welt. Die Plätze füllten sich während der Spielverläufe zusehends, während zu Beginn der Spiele die Arena teilweise noch leer war, wurde es immer voller und zum Ende der Spiele waren eigentlich alle Plätze belegt. Man darf seine Plätze übrigens nur in den Satz- und Spielpausen einnehmen. Während eines laufenden Punktes sperren Ordner die Zugänge zu den Tribünen ab. Die Stimmung war wie man es vom Tennis her kennt ausgesprochen fair. Gute Ballwechsel wurden mit stehenden Ovationen gefeiert. Deutschlands Nummer Eins und Olympiasieger Alexander Zverev genoss zwar Heimvorteil, aber auch Punktegewinne seines Gegners aus Chile wurden respektvoll beklatscht. Eine ganz andere Welt als in einem Fußballstadion, bräuchte ich jetzt nicht jede Woche aber definitiv eine willkommene Abwechslung in der Fußballarmen Sommerzeit.