Mittwoch, 28. April 2021

Unterwegs auf der Fußballroute Leverkusen

"Uns´re Ahnen sah´n Legenden" ist einer der bekanntesten Gesänge in der Fankurve von Bayer 04 Leverkusen und seit neustem auch das Motto der "Fußballroute Leverkusen". Ein Projekt welches die "Nordkurve12", Dachverband der organisierten Bayer-Fans, kurz vor Ostern 2021 eröffnen konnte. Es handelt sich um eine Route die elf historische Orte der Bayer 04 Geschichte zeigt. Durch Zufall hatte ich einen Artikel im Kicker über das neue Projekt gelesen und da ich mich gerade im Urlaub befand und die Möglichkeiten bekanntlich momentan ja ziemlich begrenzt sind, kam mir diese Wanderung doch ziemlich gelegen.
Ich war ziemlich überrascht und erfuhr einige interessante Dinge über die Geschichte der Werkself, die mir bis dahin noch gar nicht bewusst waren. Eine Empfehlung nicht nur für Fans der Leverkusener Elf. Wer Bayer 04 mit Klubs wie Leipzig oder Hoffenheim vergleicht wird am Ende der Tour seine Meinung definitiv ändern müssen. Die elf Stationen der Tour zeigen einem, eine nicht erwartete Tradition des Vereines aus der Stadt am Rhein auf. Neben der BayArena entdeckt man ehemalige Spielstätten, mit immer noch vorhandenen Relikten aus der Vergangenheit. Der Eingangsbogen des zweiten Bayer-Stadions wurde sogar originalgetreu nach gebaut und ist eines der Highlights der Tour. An allen 11 Punkten steht eine Tafel mit interessanten Informationen zum Standort. Die meisten lassen sich relativ gut finden, einen musste ich persönlich etwas länger suchen. Es ist auch eine Art Schnitzeljagd, denn offiziell ausgeschildert ist die Route nicht. Man muss sich seine Tour selber planen. Die elf anzulaufenden Punkte findet man auf der Homepage der Fußballroute Leverkusen. Der Start- und Zielpunkt meiner Wanderung war der P+R am Bahnhof Leverkusen Schlebusch, dort kann man ganztägig kostenlos parken und ist nur 200 Meter vom Manforter Stadion, der ersten Station der Tour entfernt.
In Corona-Zeiten bietet die Tour für den interessierten Fußballfan in jedem Fall eine willkommene Abwechslung vom tristen Lockdown Alltag. Wer die Tour zu Fuß machen möchte sollte aber schon über eine gewisse Grundkondition verfügen. Die von mir geplante Route dürfte so ziemlich die kürzeste gewesen sein und trotzdem hatte ich am Ende 15 Kilometer in den Beinen. Die elf Stationen verteilen sich fast im gesamten Stadtgebiet, für die Lauffaulen lässt sich die Tour aber auch mit dem Fahrrad zurücklegen.
Abschließend noch ein paar Fotoimpressionen einiger Stationen und als Vorschlag für eure eigene Tour mein Komoot-Track der Runde.


Donnerstag, 15. April 2021

#Geschaut: Bokal-Rettung - Das Wunder von St. Pauli

Der NDR bleibt das Nonplusultra was Dokumentationen aus der Welt des Sports angeht. Erst vor kurzem veröffentlichte man einen Film über den Fast-Bundesligisten VfB Oldenburg und seine erfolgreichste Zeit Anfang der 1990er Jahre. Dazu gibt es auch Material zu anderen sportlichen Ereignissen wie die Tour de France 1997 mit dem ersten deutschen Sieger Jan Ullrich oder dem Box-Jahrhundertkampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier aus dem Jahr 1971.
Nun legt man eine neue Fußball-Dokumentation vor, welche sich mit der DFB Pokalsaison 2005/06 und dem Rausch des FC Sankt Pauli beschäftigt. Die Spielzeit ging in die Hamburger Fußballgeschichte ein und man spricht bis heute über die sagenumwobene B-Serie. Man traf nämlich nur auf Gegner die mit dem Buchstaben B beginnen. Los ging die Reise gegen Burghausen, bevor man über Bochum, Berlin und Bremen auf die Bayern traf und dort die Reise im Halbfinale zu Ende ging. Es ist die Geschichte eines echten Pokalwunders, denn der FC Sankt Pauli spielte seit 2003 nur noch in der drittklassigen Regionalliga und war finanziell derart angeschlagen, dass der komplette Konkurs nur noch eine Frage der Zeit war. Durch die Zusatzeinnahmen im Pokal konnte man dieses Schreckensszenario nicht nur abwenden, sondern legte auch den Grundstein für den neuen moderneren FC Sankt Pauli. Ein Jahr später kehrte man in die 2. Bundesliga zurück und gleichzeitig begann die schrittweise Erneuerung des Millerntor-Stadion.
Die DFB Pokal Spiele fanden aber alle noch im ursprünglichen Millerntor-Stadion statt, welches sich damals schon in einem ziemlich heruntergerocktem Zustand befand. So reist man mit der Dokumentation, in eine Zeit in der die große Kommerzialisierung des Fußballs zwar schon begonnen hatte, von welcher man damals in Sankt Pauli aber noch nichts merkte. Die 45 Minute lange Doku zeigt echten Fußball, Spieler die sich mit ihrem Verein identifizieren und für ihn alles geben werden. Neben Spielszenen und wieder sehen mit alten Bekannten, gibt es auch aktuelle Interviews mit den ehemaligen Pokalhelden, welche sich an die glorreiche Spielzeit erinnern. Überragend ist die Sequenz des Halbzeit-Interviews im Spiel gegen Bremen, wo der damalige Sankt Pauli Präsident Corny Littmann zusammen mit Bremen Vorstand Klaus Allofs im ARD-Studio steht und Littmann´s Handy in Dauerschleife klingelt und er es verzweifelt versucht auszuschalten. Allofs war ohnehin schon angewidert, da das Spiel seiner Meinung nach auf Grund einer geschlossenen Schneedecke, gar nicht hätte angepfiffen werden dürfen. So entsteht eine schöne Situationskomik.
Der NDR veröffentlicht erneut einen herausragenden Rückblick auf ein Stück Fußballzeitgeschichte, welches man sich unbedingt angucken sollte. Der Film ist nicht nur auf Youtube oder in der ARD Mediathek verfügbar, es gibt auch einen vierteiligen Podcast, welcher als Begleitmaterial veröffentlicht wurde und bei sämtlichen Anbietern verfügbar ist.
* Bild oben links: Screenshot aus der NDR Doku - Das DFB-Pokal-Wunder des FC St. Pauli

Montag, 5. April 2021

#Gelesen: Auswärts alle asozial

Der Lockdown dauert an und immer noch scheint das nächste Live-Spiel in weiter Ferne. Um den Blog auch in einer Zeit ohne Groundhopping und Besuchen von Sportevents weiter mit Leben zu befüllen, habe ich mir überlegt nun unregelmäßig die ein oder andere Sport-Literatur hier kurz und kompakt vorzustellen. Das können sowohl Bücher, als auch Filme oder Dokumentationen sein. Hauptsache Sport spielt im jeweiligen Werk zumindest eine Nebenrolle.
Beginnen möchte ich mit dem Anfang März 2021 erschienen Buch von Uwe Leuthold, welches den einprägsamen Titel "Auswärts alle asozial" trägt. Der Autor erzählt die Geschichte eines interessanten Projektes welches er in der Zweitliga-Saison 2017/18 im Rudolf-Harbig-Stadion von Dynamo Dresden durchzog. Leuthold ist laut eigener Aussage seit Ende der 1980er Jahre Dynamo Fan und regelmäßig bei Dresdens Heimspiele im legendären und gefürchteten K-Block anzutreffen. Doch wie groß ist eigentlich der Respekt der Auswärtsfans vor der Stimmung in Dresden und wie tickt eigentlich der "Auswärtsmob" der anderen Vereine. Um dieses herauszufinden ging er seinem Verein ein Jahr fremd und begab sich zu allen Heimspielen der Saison 17/18 in den Auswärtsblock des Dynamo Stadions und schrieb seine Eindrücke auf. So entstand ein sehr kurzweiliges Taschenbuch mit 171 Seiten, jedem Verein wird ein eigenes Kapitel gewidmet wodurch man das Buch sehr schnell weglesen kann. Herausgekommen ist ein interessanter Einblick in die jeweiligen Fanszenen und man bekommt einen guten Eindruck des krassen Kontrastes innerhalb der 2. Liga. Da waren zum einen die Vereine mit großer Anhängerschaft wie Sankt Pauli oder Nürnberg, aber auch die kleinen Fanszenen wie Sandhausen in denen es fast schon familiär zugeht. Das ein oder andere bekannte Vorurteil über Ultragruppen wird im Buch ebenso bestätigt, wie es auch Überraschungen für den Autor während seiner Spielbesuche gab. So kommt nicht nur ein interessantes Werk für den Dynamo-Fan heraus, sondern auch ein lesenswertes Buch für den geneigten Fußballfan, der in Coronazeiten gerne mal wieder selber ins Stadion möchte.

"Auswärts alle asozial" gibt es für 9,90€ unter anderem bei Amazon.