Samstag, 15. August 2020

Roadtrip 2020 - Tag 1 - Kaffeetälchen & Marksuhl

Jetzt sind wir also doch auf der Straße, eigentlich war im März eine etwa eineinhalb Wochen lange Tour durch Ost-Deutschland und Polen/Tschechien geplant, daraus wurde bekanntlich nichts. Ein plötzlicher Lockdown, machte einen harten Strich durch alle Pläne. Fünf Monate später wird die Tour nicht wirklich nachgeholt, aber eine gute Woche (vielleicht auch länger) werde ich jetzt durch Ostdeutschland reisen. Zwecks eventueller Reisewarnungen etc., wird es auf dieser Reise keine Auslandsbesuche geben. Der Fokus der Tour hat sich gezwungenermaßen natürlich auch verändert. Im März wollte ich mir eigentlich speziell die Fanszenen aus dem Osten angucken, diese gibt es natürlich nun vorerst nicht mehr zu bestaunen, wodurch nun die Amateur-Ground-Perlen in den Mittelpunkt rücken. Zum Start war eigentlich mit dem Besuch des Kaffeetälchen ein echtes Highlight geplant. Das Stadion von Kali Werra Tiefenort wird in der Groundhopper-Szene als die Stadionperle überhaupt angepriesen, und für den ersten Tag meiner Tour waren tatsächlich zwei Spiele im Waldstadion im Kaffeetälchen angesetzt. Der BSG Wismut Gera sollte mit seiner ersten und zweiten Mannschaft in Tiefenort gastieren. Scheinbar rechnete man mit einem erhöhten Zuschaueraufkommen, sodass beide geplanten Spiele gestern Abend ganz kurzfristig abgesagt werden mussten. Auf der Facebook-Seite des Gastgebers spricht man von zu hohen Anforderungen des Gesundheitsamtes, die man nicht umsetzen könne. Der erste Schlag ins Gesicht, bevor die Tour überhaupt gestartet war. Läuft. Gestern Abend noch schnell ein Alternativ-Programm zusammengestellt, dazu aber später mehr. Heute morgen gegen halb acht ging es dann los und nach einer entspannten Fahrt überquerte man nach weniger als drei Stunden die frühere innerdeutsche Grenze. Das Navigation-System war ins Kaffeetälchen programmiert, denn auch ohne Spiel wollte ich mir den Ground wenigstens angucken und tatsächlich war die Anlage sogar zugänglich. Ich konnte mit meiner Spiegelreflex-Kamera das komplette Stadion ablichten und werde die entstandenen Bilder, irgendwann in nächster Zeit in einem ausführlichen Artikel über das Stadion veröffentlichen. Die Anlage überzeugt wirklich durch ihre spezielle Lage mitten in einem Wald, ob das jetzt aber wirklich die Stadionperle ist die alle anderen übertrifft, will ich persönlich mir nicht anmaßen zu bewerten. Aber das ist ja gerade auch das schöne an unserem Hobby, es gibt so viele Plätze und Stadien zu entdecken, dass es ja fast schon unmöglich ist auf die Frage nach dem besten Ground eine Antwort zu finden. Das ist nämlich eine endlose Suche und das macht es doch gerade aus. Sicherlich werde ich aber noch einmal ins Kaffeetälchen zurückkehren um dort irgendwann auch noch ein Livespiel zu sehen.
Das geplante Alternativ-Programm bot ebenfalls eine spezielle Anlage. Die Wahl fiel auf einen Spielbesuch beim SG Marksuhl, der Ort liegt 12 Kilometer von Tiefenort entfernt. Die heimische Anlage, der "Sportplatz Weihersgrund" glänzt ebenfalls mit einer außergewöhnlichen Lage, quasi mitten in eine Kleingartensiedlung gebaut, spielt Marksuhl hier seine Heimspiele aus. Auf der Hauptgeraden grenzen sogar zwei Gärten direkt an die Außenlinie des Platzes. Die Gegengerade ist eine zweistufige Naturtribüne mitten in einem Grashang, auch die Hauptgerade hat auf einer Seite einen dreistufigen Graswall. Von beiden Seiten guckt man erhöht auf das Spielfeld und hatte von quasi überall einen perfekten Ausblick. Der Besuch hat sich in jedem Fall gelohnt, im Vergleich mit Spielen in NRW wurde hier keine offizielle Anwesensheitsliste geführt. In Thüringen scheint es auch keine einheitliche Lösung zwecks maximalen Zuschaueraufkommen zu geben. Beim Spiel in Marksuhl sollen laut fußball.de angeblich 100 Zuschauer vor Ort gewesen sein, die Zahl ist wahrscheinlich ein wenig zu hoch gegriffen. Ich würde sagen, dass es maximal 70 Leute waren, die sich am Platz aufhielten. Keine große Zahl, aber genug um ein Spiel zum Abbruch zu bringen. Die Gegner vom SV Wernshausen hatten einen farbigen Spieler in ihrem Kader, schon in der ersten Hälfte gab es immer wieder Zwischenrufe aus vereinzelten Ecken. In der zweiten Halbzeit brachte dann ein Foul des farbigen Spielers das Fass zum überlaufen, es war kein übles Foul vielmehr ein ganz normales einstiegen in einen Zweikampf. Teile des Publikums durchschritten nun aber komplett die gute Seite des Geschmacks, die Stimmung stand kurz vor der Eskalation. Auch von den Trainerbänken wurde es lauter, ziemlich unübersichtlich alles. Die Auswärtsmannschaft verließ nach den Anfeindungen gegenüber ihres Mitspielers geschlossen den Platz und kam nicht mehr wieder. Erster Tag im Osten, erster Spielabbruch... Da sage noch einer die ganzen Vorurteile wären aus der Luft gegriffen, hier bekam ich jedenfalls direkt am ersten Tag die unschöne Seite der östlichen Bundesländer präsentiert. Schade um den schönen Ground, aber mehr als 75 Minuten war mir leider nicht vergönnt. Auf den offiziellen Seiten der beiden Vereine, gibt es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch kein Statement zu dem Vorfall, ich bin mal gespannt ob da noch irgendwas kommt.
Nach dem Spiel entdeckte in Marksuhl noch ein Gasthaus, in welchem ich ein Jägerschnitzel verspeiste und von dort aus ging es dann nach Eisenach, wo ich die nächsten zwei Nächte in einem Hotel verbringen werde. Wie es danach weiter geht, weiß ich aktuell selbst noch nicht. Jetzt werde ich erst mal den morgigen Tag planen und mir dann über die weiteren Stationen der Reise Gedanken machen. Ich werde versuchen hier täglich einen Beitrag zu veröffentlichen, ob das klappt kann ich nicht versprechen. Das hängt auch immer ein bisschen mit der Internetverbindungen in den von mir gebuchten Low-Budgets Hotels ab, unter der Woche könnten die Beiträge eventuell auch erst Vormittags veröffentlicht werden da ich je nach dem was stattfindet, natürlich weitere Stadien und Grounds besuchen möchte.

Waldstadion im Kaffeetälchen
Stadionperle in Tiefenort
Naturtribüne in Marksuhl
Heimspielstätte des Marksuhler SV
Eine Bank in Marksuhl
Jägerschnitzel

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