Mittwoch, 31. Juli 2024

Olympia 2024 - One Day in Paris

Seit frühster Kindheit bin ich ein riesengroßer Olympia-Fan. Sydney 2000 als damals 10 jähriger sind meine ersten Erinnerungen an das größte Sportevent der Welt. Bei den Spielen von Athen 2004 verpasste ich gefühlt keine TV-Minute. Kann bis heute noch die meisten Medaillen Gewinner von damals auswendig aufzählen.
Als Olympia 2012 in London gastierte, war an einen Besuch noch nicht zu denken. Als 22 jähriger verfügte ich damals noch nicht über die finanziellen Mittel mir einen Ausflug dorthin leisten zu können. Die darauffolgenden Spiele in Rio 2016 und Tokio 2020 (bzw. coronabedingt 2021 ausgetragen) waren für mich ebenfalls utopisch weit entfernt und blieben daher reine TV-Events. Nun anno 2024 ist Paris der Gastgeber, die Hauptstadt Frankreichs ist von meinem Wohnort mit dem Auto unter 500 Kilometer entfernt. Ein Besuch der Stadt der Liebe war also mehr oder weniger Pflicht. Nun befinden wir uns bekanntlich in einem Supersportsommer, der mit der Fußball-Europameisterschaft begann, welche ich ausführlich vor Ort begleitete. Dazu wird es auf diesem Blog in den nächsten Wochen noch einen Erlebnisbericht geben. Jedenfalls stand ich nun Anfang des Jahres vor der Qual der Wahl wie ich meinen Urlaub lege. Eine echte Zwickmühle, eine Heim-EM oder Olympia? Beides erlebt man wohl nicht alle Tage, naja nach langem Hin und Her fiel die Wahl dann schließlich auf die Europameisterschaft. Vor allem weil ich damals die ersten Tickets für die EM schon besaß und weitere in Aussicht hatte.
Paris 2024 in diesem Sinne also nur zweite Wahl, aber auf keinen Fall zweite Klasse. Der langfristige Besuch musste auf Grund des begrenzten Urlaubskontingent leider ausfallen, aber für einen Kurztrip nach Paris nahm ich mir die Zeit.
Die Planung dafür startete relativ kurzfristig, erst zweieinhalb Wochen vorher schaute ich mal was es denn noch für Tickets für den Tag meines geplanten Besuchs geben würde. Sowohl auf der offiziellen Ticketseite als auch auf der Resale Plattform der Veranstaltung hatte man noch die Auswahl an verschiedensten Sportarten. Teilweise überteuert wie Center Court Tennis, aber auch bezahlbare Karten wie Vorrunde Handball der Damen. Da ich mehr das Drumherum erleben wollte und den olympischen Flair einatmen wollte, besorgte ich mir nur Tickets für das Fußballspiel zwischen Usbekistan und der Dominikanischen Republik im Parc des Princes. Der Anstoß zu dieser Partie der Gruppenphase erfolgte um 15 Uhr, sodass man sich sowohl im Vorfeld als auch im Nachhinein noch in der Stadt beschäftigen und umgucken konnte.
Zu Hause ging die Fahrt um 4 Uhr morgens mit dem Auto los, um bereits gegen 8:30 Uhr in einem Vorort etwa 35 Kilometer nördlich von Paris auf einem P+R Parkplatz das Auto abzustellen und von dort aus mit der Bahn weiter zu fahren. Das hat wirklich super geklappt, mit der "Paris 2024 Transport Public" App bekommt man nicht nur die perfekten Verbindungen angezeigt, sondern kann sich dort auch direkt die Bahntickets kaufen. Extra für Olympia-Touristen wie mich, werden dort Tages- oder
Wochenkarten angeboten, mit welchen man sich im gesamten Pariser Verkehrsnetz frei bewegen kann. Das Tagesticket kostete faire 16€. Das Schienen- und Metronetz ist in Paris extrem dicht und die Fluktuation an Zügen wurde extra für Olympia aufgestockt, sprich die Fortbewegung lief völlig problemlos. Hier hat die Organisation ganze Arbeit verrichtet und gehört vielfach gelobt. Zudem sind im gesamten Stadtgebiet und in den Metrostationen alle "Point of Interest" beschildert, sodass man sich eigentlich kaum verlaufen kann. (siehe Bild).
Gegen kurz nach 9 Uhr erreichten wir den Gare du Nord und waren schon mittendrin im Olympia Trubel, die Stadt ist wirklich voll aber vieles verläuft sich. Wirklich eng wurde es eigentlich nirgendwo. Theoretisch hätten wir uns mit Ankunft direkt den Triathlon der Männer anschauen können, leider wurde dieser kurzfristig auf Grund der schlechten Wasserqualität in der Seine um einen Tag verschoben, womit uns eines der kostenlosen Events leider sprichwörtlich durch die Lappen ging. So führte der erste Weg in den "Paris 2024 Megastore" wo das komplette Merchandaise-Sortiment unter die Leute gebracht wurde. Eröffnung des Stores, der am Rande der Champs-Élysées steht, war um 10 Uhr, davor hatte sich schon eine lange Schlange gebildet (siehe Bild) welche sich aber auch schnell wieder aufgelöste. Als der Store voll war gab es einen kurzen Einlassstopp, welcher etwa 10 Minuten anhielt bevor wir mit der zweiten Welle auf Shoppingtour gehen konnten. Gekauft wurde ein T-Shirt für 30€. Hier gibt es dann einen der wenigen Kritikpunkte. Ich konnte zwar mit Bargeld bezahlen, im gesamten Store gab es aber nur eine einzige Barkasse, der Rest war für Kartenzahlung. Kartenzahlung eigentlich immer gerne, allerdings ist das offizielle Zahlungsmittel die Visa-Karte und andere Kartenzahlungen werden nicht akzeptiert. Sodass man ohne Visa-Karte auf Bargeldzahlung angewiesen ist, an einigen Stellen gab es allerdings die Möglichkeit sich eine Prepaid Visakarte zu besorgen und diese mit Guthaben zu aufzuladen. Trotzdem eher suboptimal. Das gesamte Sortiment des Megastore findet man übrigens auch in zahlreichen weiteren Fanshops im Stadtgebiet und an den Wettkampfstätten.
Der Hauptakt meines Besuches in Paris war dann das Fußballspiel im Prinzenpark, Stadionöffnung war um 13:30 Uhr also 90 Minuten vor dem Anstoß. Vor dem Stadioneingang gab es eine doppelte Sicherheitskontrolle, zunächst durch die Polizei und hinter den Drehtoren noch einmal durch die normale Security. Der Parc des Princes liegt im Westen der Metropole und hat eine Kapazität von knapp 48.000 Plätze und ich hätte niemals gedacht, dass sich dieses Stadion für ein Fußballspiel zwischen den Olympiamannschaften von Usbekistan und der Dominikanischen Republik auch nur annähernd füllen lässt. Falsch gedacht, es gibt zwar keine offizielle Zuschauerzahl aber das Stadion war augenscheinlich zu über 90% ausgelastet womit schätzungsweise 43.000 Zuschauer ein völlig uninteressantes Gruppenspiel sahen, was selbst vor dem Anpfiff kaum noch sportliche Relevanz hatte da beide Teams ein kleines Wunder brauchten um das Ticket für die KO-Phase noch zu buchen. Als Ägypten gegen Spanien im Parallelspiel auch schnell mit 2:0 in Führung ging, war man dann auch noch auf Schützenhilfe der Spanier angewiesen, welche nicht mehr kommen sollte. Es ging also nur noch um die Ehre. Das olympische Motto galt hier also mehr den je, sowohl für die beiden Mannschaften als auch für die große Anzahl an Zuschauern: "Dabei sein ist alles!" Das Spiel endete schließlich 1:1 wodurch beide Teams ohne einen Sieg aus dem olympischen Fußballturnier ausschieden. Die usbekischen Fans lieferten während der gesamten Partie einen überraschend guten organisierten Support ab, etwa 200 Landsleute mit Trompete und Trommel im Oberrang. Bei der EM hätten sie mit einem solchen Auftritt vielen Nationen die Show gestohlen. Dies versuchten auch die zwei Stadionsprecher vor dem Spiel und während der Halbzeit. Scheinbar zwei Comedians die versuchten das Publikum mit ein paar Gassenhauern zum mitsingen zu verleiten aber größtenteils scheiterten. Ein eher unwürdiges Schauspiel.

30. Juli 2024 - Dominikanische Republik gg Usbekistan - 1:1
Olympia - Gruppenphase - Parc des Princes, Paris (Frankreich)  - ca. 43.000 Zuschauer


Was zunächst relativ bitter war, auf die gebuchten Plätze hatte man beim Ticketkauf keinen Einfluss. Man buchte nur Kategorien und bekam die Plätze dann automatisch zugeteilt. Mein Ticket war Kategorie B und damit nicht auf den günstigsten Plätzen, die zugewiesenen Sitzplätze waren allerdings mit Abstand die schlechtesten Plätze welche ich jemals bei einem Fußballspiel hatte. Als mir die Karte auf die Olympia Ticket App übertragen wurde und dort Reihe 0 stand, dachte ich zunächst an einen Fehler. Falsch gedacht, Reihe 0 ist die unterste Reihe. Hier sitzt man hinter einer Scheibe und hätte vom Spiel nichts gesehen. Dieser Platz war eine Frechheit, hätte vielleicht als sichteingeschränkter Platz verkauft werden dürfen, aber keinesfalls als Vollzahler.
Der Original zu gewiesene Platz hinter einer Scheibe
Glücklicherweise blieben in meinem Block weiter oberhalb noch eine handvoll Plätze frei, sodass man sich mit dem Anpfiff ein paar Sitzreihen weiter nach oben arbeiten konnte und so doch noch einen Blick auf das Spielfeld bekam. In einen anderen Block hätte man übrigens nicht wechseln können, diese sind im Prinzenpark alle voneinander getrennt und abgegrenzt und vor dem jeweiligen Eingang wurde das Ticket kontrolliert. 
Die Abreise nach dem Spiel verlief dann völlig problemlos, die Metrostation ist nur einen kurzen Fußweg vom Stadion entfernt und hier fuhren von zwei Gleisen Züge im Minutentakt ab. Ich muss es nochmal erwähnen, das hätte man nicht besser organisieren können. 
Nach der verregneten Eröffnungsfeier am Wochenende zuvor hielt pünktlich zu meinem Besuch der Hochsommer in Paris Einzug. 36 Grad im Schatten stellten nicht nur die Sportler vor Herausforderungen, auch die Fans mussten darauf achten ihren Flüssigkeitshaushalt stabil zu halen. Dafür gab es im Stadtgebiet verteilt einige "Cooling-Punkte" wo man sich kostenlos Trinkwasser abzapfen konnte, im Stadion gab es diesen aus den Wasserhähnen der Toilette (siehe Bild).
Der eine Tag in Paris ging viel zu schnell vorbei, aber meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Olympia ist eine große Nummer, ich wollte immer schon mal dabei sein und konnte mir diesen Traum nun erfüllen. Mit einer guten Vorausplanung kann man in Paris einen schönen Tag verbringen. Mein Ding ist es in jedem Fall und jetzt im Nachhinein bin ich schon irgendwie ein wenig traurig, dass ich nur einen Tag in Paris dabei sein konnte. Wer weiß schon wann sich die Möglichkeit noch einmal ergibt bei Olympia dabei sein zu können.

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