Der September war mein Urlaubsmonat, über den Ausflug nach Mailand habe ich bereits berichtet. Aber auch neben dem Italien war der Monat prall gefüllt mit Groundhopping Trips. So wurde auch noch ein neuer Länderpunkt gesammelt, die 2. Bundesliga mit einem Besuch in Kiel wieder komplettiert und auf diesem Weg auch gleich den lang geplanten Stadionpunkt bei den Kickers Emden mitgenommen. Abgeschlossen wurde der Urlaub dann noch mit einem Kurztrip durch die Niederlande und Belgien mit insgesamt fünf neuen Stadionpunkten in drei Tagen. Volles Programm also, wer meinem WhatsApp-Kanal schon folgt hatte jeweils tagesgleiche Grüße direkt aus den jeweiligen Stadien bekommen. Falls noch nicht passiert, also in jedem Fall mal reinschauen.
#01 - 7. September 2025 - VfL Jüchen-Garzweiler gg DJK Adler Union Essen-Frintrop - 0:0
Oberliga Niederrhein - 4. Spieltag - BZA Stadionstraße, Jüchen - 200 Zuschauer
Der September begann mit einem Abstecher an den Niederrhein. Bevor es zum eigentlichen Spiel ging, stand noch ein kurzer Zwischenstopp am Skywalk Tagebau Garzweiler auf dem Programm. Der Ausblick über das gigantische Loch ist immer wieder beeindruckend und zeigt, dass Groundhopping oft mehr ist als nur Fußball. Kultur und Eindrücke abseits des Platzes gehören einfach dazu.
Danach ging es zum VfL Jüchen-Garzweiler, der in dieser Saison erstmals in der Oberliga Niederrhein antritt. Gespielt wurde im heimischen Stadion auf dem Rasenplatz, wo der Aufsteiger an diesem Tag die DJK Adler Union Essen-Frintrop empfing. Eine solide Anlage mit den typischen Vereinsgebäuden und Platz für einige Zuschauer. Der Verein nutzt den Rasenplatz als Hauptspielstätte, weicht in den kalten Monaten aber voraussichtlich häufiger auf den direkt angrenzenden Kunstrasen aus.
Sportlich begann der September mit viel Luft nach oben, das Spiel endete in einem faden torlosen unentschieden.
#02 - 10. September 2025 - SC Union Nettetal gg MSV Duisburg - 1:2 nV
Niederrheinpokal - 2. Runde - Christian-Rötzel-Kampfbahn, Nettetal - 1.500 Zuschauer
Drei Tage nach dem Ligaspiel in Jüchen stand schon das nächste Highlight am Niederrhein an, diesmal im Pokal. In der zweiten Runde des Niederrheinpokals empfing Union Nettetal den großen MSV Duisburg. Für mich war es ein Wiedersehen mit der Christian-Rötzel-Kampfbahn, die ich bereits im August 2018 im Rahmen meines damaligen Oberliga-Projekts besucht hatte. Damals Oberliga, heute Landesliga, sportlich ging’s für Nettetal zuletzt etwas bergab, aber an diesem Abend war davon nichts zu spüren.
Die Kulisse war beeindruckend, das Stadion gut gefüllt und die Stimmung von Beginn an elektrisierend. Der Gastgeber warf alles rein, hielt kämpferisch stark dagegen und hatte den Drittligisten phasenweise tatsächlich am Rande einer Pokalsensation. Der Satz eines jungen Nettetaler Fans brachte die Emotionen auf den Punkt: „Das ist das spannendste Spiel, das ich je gesehen habe!“
Am Ende setzte sich der Favorit aber doch noch durch. In der Verlängerung erzielte Duisburg das 1:2 und rettete sich damit in die nächste Runde, was die mitgereisten MSV-Fans und Ultras mit sichtbarer Erleichterung feierten. Für Nettetal blieb der große Coup zwar aus, doch der Abend zeigte einmal mehr, was den Reiz des Pokals ausmacht, wenn kleine Vereine plötzlich ganz groß aufspielen.
#03 - 18. September 2025 - BW Lünne gg SV Fortuna Beesten - 2:0
1. Kreisklasse Emsland Süd - 7. Spieltag - Sportgelände Aa-Schleife, Lünne - ca. 80 Zuschauer
Nach der kleinen Italien-Auszeit mit vier Spielbesuchen über die hier bereits berichtet wurde, ging es zurück in Deutschland gleich wieder auf Tour, diesmal Richtung Norden. Den Auftakt machte ein Donnerstagabendspiel in der 1. Kreisklasse Emsland Süd, wo Blau-Weiß Lünne den SV Fortuna Beesten empfing. Gespielt wurde auf dem Sportgelände Aa-Schleife, einem für Kreisklassenverhältnisse überraschend ordentlichen Ground.
Der Platz war ein gepflegtes Rasenfeld mit einer kleinen, überdachten Sitzplatztribüne – durchaus selten in dieser Spielklasse und damit ein nettes Detail am Rande. Rund um das Spielfeld herrschte eine ruhige, ländliche Atmosphäre. Einige Zuschauer machten es sich mit einem Getränk am Spielfeldrand bequem, man kannte sich, alles wirkte familiär und bodenständig. Ein typischer Fußballabend im Emsland. Unspektakulär, aber authentisch.
#04 - 19. September 2025 - BSV Kickers Emden gg Blau-Weiß Lohne - 2:0
Regionalliga Nord - 10. Spieltag - Ostfriesland-Stadion, Emden - 1.850 Zuschauer
Freitagabend war es endlich so weit: Der lang geplante Stadionpunkt in Emden stand auf dem Programm. Vor dem Spiel nutzte ich noch die Gelegenheit zu etwas Sightseeing, unter anderem besuchte ich das Otto Huus in der Emdener Altstadt, eine schöne Ergänzung fürs Drumherum.
Zurück zum Fußball: Der BSV Kickers Emden ist ein traditionsreicher Verein aus Ostfriesland, gegründet am 24. März 1946, nachdem sich die Fußballabteilung vom Emder Turnverein abgespalten hatte. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten gehörten die Kickers zu den prägenden Vereinen der Region und spielten von 1949 bis 1964 in der Amateuroberliga Niedersachsen-West, die damals die zweithöchste Spielklasse im deutschen Fußball war. Über die Jahrzehnte hinweg etablierte sich der Verein als feste Größe im norddeutschen Amateur- und Halbprofibereich. Ein sportlicher Höhepunkt war die Saison 1993/94, als die Emder norddeutscher Amateurmeister wurden und sogar in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnahmen. In der jüngeren Vereinsgeschichte ist vor allem das Jahr 2008 von Bedeutung: Kickers Emden war eines der Gründungsmitglieder der eingleisigen 3. Liga. Sportlich verlief die Saison solide, finanziell war die Belastung jedoch zu hoch, weshalb der Verein 2009 freiwillig in die Oberliga zurückzog. Seitdem hat sich der Club wieder stabilisiert und gehört heute zu den etablierten Teams in der Regionalliga Nord.
Gespielt wird im Ostfriesland‑Stadion in Emden, Heimat der Kickers seit etwa 1950. Offiziell beträgt die Kapazität rund 7.200 Zuschauer. Das Stadion besitzt Naturrasen, Flutlicht und eine überdachte Haupttribüne. Die Stadt Emden steht klar hinter dem Verein, was man an der Auslastung und an der lokalen Identifikation spürt. Die aktive Fanszene hat ihren festen Standort auf der linken Seite der Haupttribüne und sorgt regelmäßig für Stimmung.
Insgesamt ein Ground, der seinen Platz auf der Hopper-Liste absolut verdient hatte: Fußball mit Geschichte, starker Stadtbezug und Atmosphäre.
#05 - 20. September 2025 - Heider SV gg FC Kilia Kiel - 4:3
Oberliga Schleswig-Holstein - 9. Spieltag - Stadion an der Meldorfer Straße, Heide - 327 Zuschauer
Der nächste Halt führte nach Schleswig-Holstein, genauer gesagt nach Heide in Dithmarschen. Dort trägt der traditionsreiche Heider SV seine Heimspiele im Stadion an der Meldorfer Straße aus. Die Anlage bietet Platz für rund 4.000 Zuschauer und verfügt über eine überdachte Haupttribüne sowie weitläufige Stehplätze auf den anderen Seiten. Das Stadion wurde bereits 1950 eröffnet und zählt zu den bekanntesten Spielstätten im schleswig-holsteinischen Amateurfußball. In den 1960er Jahren fanden hier regelmäßig Spiele vor mehreren tausend Zuschauern statt, als der Verein in der damals drittklassigen Amateurliga Schleswig-Holstein für Furore sorgte.
Der Heider SV wurde im Oktober 1925 gegründet und gilt als einer der traditionsreichsten Vereine Schleswig-Holsteins. Bekannt ist der Klub vor allem unter seinem Spitznamen „kleiner HSV“. In seiner bewegten Geschichte spielte Heide zeitweise in der Oberliga Nord, die damals zur höchsten deutschen Spielklasse zählte. Auch im Landespokal Schleswig-Holstein war der Verein mehrfach erfolgreich und konnte sich dadurch mehrfach für den DFB-Pokal qualifizieren, unter anderem 1995/96, als man in der ersten Runde auf den SC Freiburg traf. Insgesamt pendelte der Heider SV in den vergangenen Jahrzehnten meist zwischen Oberliga und Regionalliga und gilt bis heute als feste Größe im norddeutschen Fußball.
Bei meinem Besuch in der laufenden Saison empfing der Heider SV den FC Kilia Kiel, ebenfalls ein traditionsreicher Verein aus dem Norden. Das Duell war von Beginn an offen und torreich, beide Mannschaften spielten mutig nach vorne. Am Ende setzte sich Heide nach einem sehenswerten Schlagabtausch knapp mit 4:3 durch, was die 327 Zuschauer auf der Meldorfer Straße entsprechend zu feiern wussten.
#06 - 21. September 2025 - Holstein Kiel gg Karlsruher SC - 3:0
2. Bundesliga - 6. Spieltag - Holstein-Stadion, Kiel - 14.766 Zuschauer
Am folgenden Tag stand dann das große Ziel des Wochenendes an, der Besuch bei Holstein Kiel. Das Spiel gegen den Karlsruher SC hatte bei der Planung oberste Priorität, schließlich konnte ich damit die 2. Bundesliga wieder komplettieren. Nach dem Abstieg der „Störche“ aus der Bundesliga war es deutlich einfacher, an Tickets zu kommen, da nun wieder ein freier Verkauf möglich war.
Das Holstein-Stadion hat ohne Frage seinen eigenen Charme. Kompakt, altmodisch, norddeutsch bodenständig. Trotzdem wird es wohl nicht zu meinen Lieblingsstadien zählen. Viele Plätze sind durch Pfeiler oder Konstruktionen leicht sichtbehindert, was den Blick aufs Spielfeld etwas einschränkt. Ich saß auf der Gegengerade, direkt neben dem Bereich, der früher einmal der Gästeblock war. Dieser wurde mittlerweile wieder den Heimfans zugeschlagen, während der neue Gästebereich nun hinter dem Tor liegt.
Trotzdem: Atmosphäre war ordentlich, das Publikum engagiert, und man spürt, dass Kiel auch nach dem Abstieg stolz auf seinen Verein bleibt. Ein klassischer Groundhopper-Besuch eben. Haken dran, Liga voll, weiter geht’s.
#07 - 22. September 2025 - Randers FC gg FC Nordsjælland - 3:0
3F Superliga - 9. Spieltag - Cepheus Park Randers, Randers (Dänemark) - 4.508 Zuschauer
Zum Abschluss der kleinen Nordtour ging es am Montag noch ein Stück weiter Richtung Norden, über die Grenze nach Dänemark. In der Superliga gibt es traditionell Montagsspiele. Perfekt also, um das Wochenende zu verlängern und gleichzeitig einen neuen Länderpunkt einzusammeln. Ziel war Randers, wo der Randers FC den FC Nordsjælland empfing. Das Ticket hatte ich mir bereits im Vorfeld online gesichert, inklusive einer angenehmen Überraschung: Aufgedruckt war ein „Stadionmenü“, und tatsächlich gab es gegen Vorlage des Tickets an der Bude eine Gratis-Stadionwurst inklusive Getränk. Service, wie man ihn sich wünscht.Gespielt wurde im Cepheus Park Randers, einer modernen Fußballarena mit rund 10.000 Plätzen. Alles wirkt funktional, sauber und skandinavisch durchdacht, typisch Dänemark eben. Stimmungsmäßig blieb es allerdings überschaubar. Nur etwa 4.500 Zuschauer verirrten sich an diesem Montagabend ins Stadion, der kleine Ultramob der Gastgeber versuchte zwar, etwas Leben in die Bude zu bringen, doch so richtig sprang der Funke nicht über. Der Auswärtsblock der Gäste aus Nordsjælland blieb weitgehend leer.
Trotzdem: Ein netter Ground, angenehmes Ambiente, neue Liga und neues Land abgehakt. Ein ruhiger, aber gelungener Abschluss eines intensiven Fußballwochenendes im Norden.
#08 - 25. September 2025 - SV Rothemühle gg VSV Wenden - 2:1
Kreispokal Olpe - 2. Runde - Sportplatz Rothenborn, Wenden - ca. 130 Zuschauer
Zurück in der Heimat ging es unter der Woche gleich weiter, diesmal ganz ohne lange Anreise. Im Kreispokal Olpe stand in der zweiten Runde ein echtes Wendener Derby an: Der SV Rothemühle empfing auf dem Sportplatz Rothenborn den VSV Wenden. Der Platz selbst ist ein typischer moderner Kunstrasen, hebt sich aber durch seine Lage deutlich von vielen anderen ab. Rund um das Spielfeld verläuft ein leichter Grashang, von dem aus man das Spiel wunderbar aus erhöhter Position verfolgen kann. Genau solche Details machen für mich oft den Reiz kleiner Grounds aus, statt einfach nur platt an der Bande zu stehen, hat man hier einen richtig guten Überblick übers Geschehen.
Sportlich war’s ein ordentliches Pokalduell mit Derbycharakter, auf und sogar neben dem Platz ging’s engagiert zur Sache. Für mich am Ende ein rundum gelungener kurzer Ausflug mit einem Ground, der durch seine einfache, aber charmante Lage deutlich mehr hergibt, als man auf den ersten Blick vermutet.
#09 - 26. September 2025 - FC Twente gg Fortuna Sittard - 3:2
Eredivisie - 7. Spieltag - De Grolsch Veste, Enschede (Niederlande) - 29.500 Zuschauer
Das letzte Urlaubswochenende begann standesgemäß mit einem echten Klassiker der niederländischen Eredivisie. Am Freitagabend ging es nach Enschede, wo der FC Twente im Stadion De Grolsch Veste Fortuna Sittard empfing. Das Stadion gehört zu den markantesten Arenen des Landes. Rot, kompakt, laut und mit einer dieser typischen niederländischen Architekturen, die Moderne und Bodenständigkeit verbinden. Seit der Eröffnung 1998 hat sich die Grolsch Veste vom reinen Fußballstadion zum Symbol des Vereins entwickelt. Rund 30.000 Zuschauer finden hier Platz, und wenn die Mannschaft läuft, ist die Stimmung fast schon britisch. Eng, emotional, ehrlich.
Twente pflegt seit Jahrzehnten eine enge Fanfreundschaft zum FC Schalke 04, was sich auch an diesem Abend zeigte. Hier und da wehten blau-weiße Schals, und im Stadion liefen deutsche Fangesänge durch die Reihen und Schalke Sticker fand man gefühlt an jeder Ecke im Stadion. Eine sympathische Mischung aus Ruhrpott und Twente-Enthusiasmus.
Auf dem Rasen entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel. Fortuna Sittard hielt gut mit, doch am Ende setzte sich der Favorit aus Enschede mit 3:2 durch. Ein gelungener Auftakt ins Wochenende also. Flutlicht, gut gefüllte Ränge und ein ordentliches Spiel – Fußball, wie man ihn an einem Freitagabend in den Niederlanden eben erwartet.
#10 - 27. September 2025 - RKAV Volendam gg ACV Assen - 3:0
Tweede Divisie - 7. Spieltag - Hein Koning Voetbalstadion, Volendam (Niederlande) - ca. 250 Zuschauer
Volendam hat als Stadt nicht nur maritimen Charme, sondern auch eine besondere Fußballtradition. Denn der heutige Profiverein FC Volendam und der Amateurklub RKAV Volendam teilen sich eine gemeinsame Geschichte: Ursprünglich war RKAV der Stammverein, aus dem 1977 der FC Volendam ausgegliedert wurde, um den Profifußball eigenständig zu führen. Beide Klubs teilen sich bis heute das gleiche Vereinsgelände am Stadionplein. Tür an Tür, getrennt durch eine kleine Zufahrt.
RKAV Volendam spielt aktuell in der Tweede Divisie, der dritthöchsten Liga des Landes. Gespielt wurde im Hein Koning Voetbalstadion, einem kleinen, aber gepflegten Ground mit einer überdachten Sitzplatztribüne und einem besonderen Blickfang: einer Dachterrasse oberhalb der Hauptgerade, von der man das Spiel aus erhöhter Perspektive verfolgen kann.
An diesem Nachmittag traf RKAV Volendam auf ACV Assen und gewann souverän mit 3:0. Ein gelungener Auftakt in den Fußballsamstag – und zugleich der Start in einen erfolgreichen Tag für die Volendamer, denn auch der große Nachbar FC Volendam sollte am Abend noch nachlegen.
#11 - 27. September 2025 - FC Volendam gg PEC Zwolle - 2:1
Eredivisie - 7. Spieltag - Kras Stadion, Volendam (Niederlande) - 6.667 Zuschauer
Am Abend stand dann das Spiel des FC Volendam im Kras Stadion auf dem Programm. Die Anlage liegt mitten im Ort, eingerahmt von Wohnhäusern, kleinen Straßen und Kanälen – typisch niederländisch eben. Das Stadion ist kompakt gebaut, alle vier Seiten sind überdacht, die Tribünen dicht am Spielfeld und steil ansteigend, was für eine bemerkenswert dichte Atmosphäre sorgt, obwohl die Kapazität bei rund 7.400 Zuschauern liegt. Hinter den Tribünen befinden sich Vereinsräume, Büros und sogar kleine Gastronomiebetriebe. Fußball mitten im Viertel, ohne sterile Distanz.
Unter Flutlicht empfing der FC Volendam den PEC Zwolle und lieferte sich mit dem Gast aus Overijssel ein intensives Duell. Am Ende setzte sich Volendam mit 2:1 durch und feierte damit den zweiten Heimsieg des jungen Ligajahres. Nach dem Abpfiff folgte dann das, was man fast schon als Markenzeichen niederländischer Stadien bezeichnen kann: es lief lautstark niederländischer Schlager, und die gesamte Haupttribüne verwandelte sich in eine tanzende, singende Masse. Ein eigenwilliges, aber sympathisches Ritual. Etwas, das wohl wirklich nur in den Niederlanden so funktioniert.
#12 - 28. September 2025 - Eendracht Aalst Lede gg KVE Drongen - 2:1
3e Afdeling VV A - 5. Spieltag - Het Pierre Cornelisstadion, Aalst (Belgien) - ca. 2.000 Zuschauer
Sonntagmorgen führte der Weg weiter nach Belgien, genauer gesagt nach Aalst in Ostflandern. Dort trägt Eendracht Aalst seine Heimspiele im altehrwürdigen Pierre Cornelisstadion aus, einem dieser klassischen belgischen Grounds, die Geschichte atmen. Das Stadion liegt mitten in einem Wohngebiet, nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Von außen wirkt es beinahe unscheinbar, doch innen entfaltet es seinen ganz eigenen, nostalgischen Charme. Alte Stahltribünen, enge Zugänge und bröckelnde Mauern vermitteln ein Gefühl von echtem Fußball vergangener Tage. Rund 6.000 Zuschauer finden hier Platz, wobei die Haupttribüne überdacht ist, während die Gegengerade größtenteils als Stehplatzbereich dient und kürzlich modernisiert und neueröffnet wurde.
Der Fußball in Aalst hat eine bewegte Geschichte. Der Vorgängerverein SC Eendracht Aalst, gegründet 1919, gehörte lange zu den bekannten Klubs des Landes. In den 1990er Jahren erlebte man die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte. 1995/96 qualifizierte sich Eendracht Aalst als Tabellenvierter der belgischen Ersten Division sensationell für den UEFA Cup. Dort eliminierte man in der ersten Runde den bulgarischen Vertreter Lewski Sofia, ehe in der zweiten Runde gegen den italienischen Traditionsklub AS Rom Schluss war. Dieses kleine europäische Kapitel ist bis heute ein stolzes Stück Vereinsgeschichte, weshalb vor dem Anpfiff meines Spiels auch das 30-jährige Jubiläum dieses Europapokalabenteuers gefeiert wurde. Einige ehemalige Spieler wurden auf dem Rasen geehrt, was dem Spiel einen besonderen Rahmen verlieh.
Das heutige Eendracht Aalst Lede tritt nach der Fusion im Amateurbereich an und spielt derzeit in der fünften belgischen Liga. Für diese Spielklasse war das Stadion an diesem Sonntag erstaunlich gut gefüllt. Besonders auf der Gegengerade herrschte reger Betrieb, dort sammelten sich die aktiveren Anhänger, die mit Gesängen und rhythmischem Klatschen phasenweise für Stimmung sorgten. Das Spiel gegen KVE Drongen bot ordentliche Unterhaltung, das Niveau war solide und die Atmosphäre angenehm bodenständig.
Insgesamt blieb der Eindruck eines klassischen belgischen Fußballnachmittags. Ehrliche Kulisse, geschichtsträchtiger Ground und ein Verein, der trotz vieler Veränderungen seine Identität bewahrt hat. Das Pierre Cornelisstadion war definitiv einer der sympathischeren Stopps dieser Tour.
#13 - 28. September 2025 - FCV Dender EH gg RAAL La Louvière - 0:0
Jupiler Pro League - 9. Spieltag - Van Roystadion, Denderleeuw (Belgien) - 2.710 Zuschauer
Nach dem Schlusspfiff in Aalst durfte natürlich der obligatorische Frituur-Stopp nicht fehlen. Bicky Burger und Frites, wie es sich in Belgien gehört. Danach ging es weiter nach Denderleeuw, nur wenige Kilometer entfernt, wo am Abend das letzte Spiel der Urlaubstour auf dem Programm stand. In der Jupiler Pro League traf der FCV Dender EH auf RAAL La Louvière.
Der FCV Dender EH ist ein vergleichsweise kleiner Klub im belgischen Profifußball. Der Verein entstand 2005 durch die Fusion von FC Denderleeuw und Verbroedering Denderhoutem und schaffte nur zwei Jahre später den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Nach einigen Abstiegen und finanziellen Turbulenzen kämpfte man sich Schritt für Schritt zurück und kehrte 2024 nach über 15 Jahren in die Jupiler Pro League zurück. Gespielt wird im Van Roy Stadion, das rund 6.000 Zuschauern Platz bietet und eher funktional als charmant wirkt, typisch für viele kleine belgische Erstligisten.
An diesem Sonntagabend blieb die Stimmung jedoch deutlich hinter dem Erstliga-Status zurück. Das Stadion war nur zu etwa einem Viertel gefüllt, und ohne die mitgereisten Fans aus La Louvière wäre die Atmosphäre wohl gänzlich verhalten gewesen. Die Heimseite tat sich schwer, Akzente zu setzen, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Das torlose 0:0 passte damit irgendwie zum Gesamtbild: wenig Glanz, wenig Aufregung, aber immerhin ein weiterer Ground auf der Liste und ein ruhiger Abschluss einer intensiven Tour.
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