Donnerstag, 1. Mai 2025

Groundhopping - Frühjahr 2025

Das Frühjahr wurde mit dem Ausflug nach Barcelona bereits eingeläutet und mit der Rückkehr in heimische Gefilde brach zumindest auch hier ansatzweise der Frühling aus. Der Frühjahrsurlaub wurde noch mit zwei weiteren nationalen Trips verlängert. Zunächst ging es nach Stuttgart und im Anschluss direkt weiter nach Leipzig und Jena. Danach wurde die Taktung ein wenig zurückgefahren und erstmal wieder Energie gesammelt. Zwischendurch konnte aber immerhin die Oberliga Niederrhein wieder komplettiert werden.
Seit neustem habe ich übrigens einen WhatsApp-Kanal eröffnet, auf welchem ich nun regelmäßig direkt aus dem Stadion ein Bild veröffentlichte, schaut gerne mal vorbei und abonniert im besten Falle. Bis dahin viel Spaß mit den Zusammenfassungen meiner Besuche im Frühjahr 2025. 

#01 - 22. Februar 2025 - SV Stuttgarter Kickers gg FC Gießen - 3:0
Regionalliga Südwest - 21. Spieltag - Gazi-Stadion auf der Waldau, Stuttgart - 4.750 Zuschauer


Gerade erst wieder deutschen Boden betreten, die Sonne Kataloniens kaum aus dem Gesicht gewischt, und schon ging’s direkt weiter: Frisch zurück aus Barcelona, einmal den Koffer aus- und wieder eingepackt, Wäsche gewaschen, und zack – ab nach Stuttgart! Der Plan: Ein Besuch bei den Stuttgarter Kickers im altehrwürdigen Gazi-Stadion auf der Waldau.
Das Gazi-Stadion ist eine echte Perle unter den kleineren Fußballtempeln Deutschlands. Mit seiner Lage direkt am Fuße des Stuttgarter Fernsehturms liegt es malerisch im Grünen auf den Stuttgartern Höhen im Stadtteil Degerloch. Rund 11.400 Zuschauer passen rein, wobei das Stadion durch seine steilen Tribünen und Nähe zum Spielfeld eine richtig knackige Atmosphäre bietet – oldschool, charmant, ehrlich. Die Geschichte des Stadions reicht bis ins Jahr 1905 zurück, es ist das älteste Fußballstadion in Deutschland, das noch im Spielbetrieb ist. Schon allein das ist Grund genug, mal vorbeizuschauen.
Auch die Stuttgarter Kickers selbst bringen reichlich Tradition mit. Der Verein wurde 1899 gegründet und war über weite Strecken ein fester Bestandteil des deutschen Profifußballs – inklusive einiger Jahre in der 2. Bundesliga.
Bevor der Ball rollte, habe ich mir noch ein kleines Highlight gegönnt: Den benachbarten Fernsehturm erklommen – und das lohnt sich! Von oben hat man nicht nur einen fantastischen Blick über ganz Stuttgart, sondern eben auch einen tollen Blick aufs Stadion. Kamera gezückt, Stadion aus der Vogelperspektive festgehalten. Ein seltenes Motiv für Groundhopper, das muss man nutzen!
Dann war Anpfiff: Die Kickers empfingen den FC Gießen und ließen von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer Herr im Haus ist. Die Heim-Ultras eröffneten das Spiel mit einer kleinen Choreo – Konfetti, Luftschlangen, blau-weiße Farben im Block auf der Gegengerade verteilt – garniert mit dem Motto: „Stolz auf Stadt und Verein“. Und genau das war zu spüren. Leidenschaft auf dem Platz, Leidenschaft auf den Rängen. Am Ende stand ein souveräner 3:0-Erfolg für die Blaue.
Den krönenden Abschluss, quasi die dritte Halbzeit, bildete nach Schlusspfiff ein Abstecher ins Kickers-Clubrestaurant, das direkt auf dem Trainingsgelände liegt – keine fünf Minuten Fußweg vom Stadion entfernt. Drinnen wartete nicht nur ein kühles Getränk, sondern auch schwäbische Küche vom Feinsten: Maultaschen, Spätzle, Linsen – das volle Programm. In dieser Mischung aus Vereinsheim-Romantik und gutbürgerlicher Küche lässt es sich wunderbar runterkommen nach dem Spiel.
#02 - 23. Februar 2025 - VfB Stuttgart II gg Energie Cottbus - 2:0
3. Liga - 25. Spieltag - WIRmachenDRUCK Arena, Aspach - 2.200 Zuschauer


Tag zwei meines kleinen Südwest-Groundhopping-Trips. Nachdem es am Vortag noch auf der Waldau bei den Kickers ordentlich zur Sache ging, wurde es am Sonntag ein paar Nummern ruhiger – aber nicht weniger interessant. Auf dem Plan stand das Heimspiel der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. Klingt erstmal nach Stadion auf’m Nebenplatz in Cannstatt – aber weit gefehlt.
Denn der VfB II trägt seine Heimspiele in der 3. Liga nicht etwa in Stuttgart aus, sondern in Großaspach – genauer gesagt in der WIRmachenDRUCK Arena. Jap, das Ding heißt wirklich so. Und liegt rund 40 Kilometer außerhalb von Stuttgart – da, wo sich Reben, Wälder und Kreisverkehre gute Nacht sagen. Öffis? Joa, geht irgendwie. Auto? Empfohlen. Es ist ein bisschen, als würde man fürs Heimspiel nach Auswärts fahren.
Aber zurück zum Stadion. Die Arena ist eigentlich ganz cool – so ein typischer Drittligabau mit Platz für rund 10.000 Leute, alles recht kompakt. Nur leider haben sich die Architekten damals gedacht: „Wie wär’s, wenn wir überall fette Stahlstreben vor die Tribünen setzen?“ – gesagt, getan. Heißt: Auf ziemlich vielen Plätzen hat man dann so eine nette Metallsäule im Sichtfeld, perfekt getimt auf die Sechzehnerlinie oder den Mittelkreis. Stimmungstöter deluxe. Für Groundhopper mit Kamera eher so semi.
Sportlich gab’s dann ein durchaus ordentliches Duell mit Energie Cottbus, die mit gut gefülltem Gästeblock am Start waren. Die aktive VfB-Fanszene dagegen glänzte durch Abwesenheit – kein Wunder, die erste Mannschaft spielte parallel auswärts in Hoffenheim. So übernahmen die Cottbusser den akustischen Teil des Nachmittags und machten das Ding streckenweise zu einem Auswärtssieg auf den Rängen – allerdings ohne Pyro, das muss fairerweise gesagt werden.
Auf dem Rasen lief’s dafür aus Stuttgarter Sicht besser: Der VfB II trat solide auf, stand hinten stabil und vorne effektiv. Am Ende stand ein verdienter 2:0-Heimsieg, der in der Tabelle richtig gut tut. Die Aufsteiger scheinen sich langsam in der Liga festzubeißen – und das, obwohl man eigentlich gar kein richtiges Heim hat.
Fazit: Kein Klassiker, aber ein stimmiger Sonntagskick mit nettem Dorfcharme, fragwürdiger Sicht und einem souveränen Heimsieg. Aspach liefert, auf seine ganz eigene Art.
#03 - 26. Februar 2025 - RB Leipzig gg VfL Wolfsburg - 1:0
DFB Pokal - Viertelfinale - Red Bull Arena, Leipzig - 40.478 Zuschauer


Der nächste Halt meiner kleinen Frühjahrs-Tour führte mich unter der Woche nach Leipzig – DFB-Pokal-Viertelfinale in der Red Bull Arena, RB Leipzig gegen den VfL Wolfsburg. Flutlichtspiel, K.-o.-Phase, große Namen... klingt erstmal nach einem stimmungsvollen Fußballabend. Spoiler: War’s irgendwie auch… aber eben anders.
Leipzig ist ja so’n Ding für sich im deutschen Fußball. Seit der Gründung 2009 ist RB Leipzig das Synonym für modernen Eventfußball – mit ordentlich Koffein im Namen und ordentlich Kapital im Rücken. Während andere Vereine ihre Geschichte mit vergilbten Pokalen und Ascheplätzen erzählen, wird hier mit Lichtshows, Imagekampagnen und perfekt designten Fanutensilien gearbeitet. Und ja, das ist natürlich alles clean, familienfreundlich und durchgestylt, aber eben auch irgendwie seelenlos.
Das beginnt schon vorm Stadion: Eine riesige Lichtshow begrüßte die Fans auf dem Weg zur Arena, und schon von weitem leuchtete einem das Red-Bull-Logo quasi ins Gesicht. Fußball zum Anfassen? Eher nicht. Dafür ein Erlebnispark für sportinteressierte Menschen mit Hang zum perfekten Instagram-Schnappschuss.
Drinnen dann ein ähnliches Bild. Die "aktive Fanszene" von RB – ja, die gibt es tatsächlich – traf sich eine Stunde vor Anpfiff zum gemeinsamen Ansingen hinter der Tribüne. Und das Ganze stand dann auch noch im offiziellen Ablaufplan des Vereins. Kein Witz. Nennt sich dann „Warmsingen“ – wie in der Musicalprobe. Für Groundhopper mit einem Faible für ehrliche Kurvenkultur eher zum Kopfschütteln. Stimmung kam trotzdem irgendwie auf – aber sie fühlte sich nicht gewachsen, nicht erarbeitet, sondern inszeniert an. Für viele mag das reichen. Für mich war’s eher wie Fußball im IKEA-Showroom, hübsch, aber nix zum Wohnen.
Aber fair ist fair: Das Catering in Leipzig ist Champions-League-würdig. Es gab einen richtig guten Nudeltopf, dazu Handbrot, das außen knusprig und innen käsig-warm war – absolute Empfehlung! Getränkeauswahl dagegen eher überschaubar: Viel Red Bull… und dann noch mehr Red Bull. Wasser gab’s aber auch. Irgendwo.
Sportlich war das Spiel okay. Leipzig am Ende mit dem nötigen Punch mehr und einem 1:0-Sieg gegen Wolfsburg nach regulärer Spielzeit. Kein Spektakel, aber souverän runtergespielt. Und damit steht RB mal wieder im Halbfinale – ob man’s feiert oder nicht, sie sind sportlich längst etabliert, auch wenn dieses Jahr dort Schluss war und keine Finaltickets gebucht wurden.
Leipzig war – wie erwartet – kein klassisches Fußballerlebnis. Wer ehrliche Kurven, rauchige Würstchenbuden und improvisierte Stadionatmosphäre liebt, wird hier nicht glücklich. Aber wer auf perfekte Abläufe, Entertainment und Familienfreundlichkeit steht, der ist bei RB genau richtig. Ich für meinen Teil: Mehr Fußball, weniger Show, bitte. Aber den Nudeltopf würde ich trotzdem nochmal nehmen.
#04 - 28. Februar 2025 - FC Carl Zeiss Jena gg VSG Altglienicke - 2:2
Regionalliga Nordost - 24. Spieltag - Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena - 5.195 Zuschauer


Nächster Halt: Jena. Flutlicht. Freitagabend. Für mich war’s eine echte Zeitreise – oder besser gesagt: ein kleiner Kulturschock. Denn das letzte Mal war ich 2020 hier. Damals stand an selber Stelle noch das gute alte, bröckelige Ernst-Abbe-Sportfeld – mit ordentlich DDR-Charme, abgenutzten Stufen, rauem Beton und diesem gewissen Gefühl, dass hier schon viele Jahre Fußball gelebt wurde. Und jetzt?
Fünf Jahre später steht dort ein hochmodernes Fußballstadion, auf den ersten Blick fast nicht wiederzuerkennen. Die Tribünen sind jetzt überdacht, rundum geschlossen, mit LED-Anzeigen, VIP-Logen und allem drum und dran. Irgendwo zwischen Regionalliga und Bundesliga-Ambitionen, könnte man sagen. Aber zum Glück wurde ein Stück Geschichte bewahrt: die legendäre Zeiss-Linse, das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt, wurde beim Umbau nicht über Bord geworfen, sondern einfach ausgelagert – sie steht nun außerhalb des Stadions, wie ein Denkmal für eine andere Zeit. Und das passt auch ganz gut, dort draußen wirkt sie wie ein stummer Zeuge aus einer Ära, in der der Fußball noch etwas ursprünglicher war.
Drinnen ist’s dann eine Mischung aus modernem Komfort und seltsamer Fanaufteilung. Die Ultras von CZ Jena haben ihren eigenen Stehblock in der Südkurve – direkt neben dem Gästeblock, der gegen Altglienicke allerdings komplett leer blieb. Das hat dem Spiel die typische Gästekulisse genommen, dafür aber den Heimfans die Bühne überlassen. Nur: So richtig geschlossen tritt die Jenaer Kurve aktuell nicht auf. Auf der Nordtribüne steht der andere Teil der Fans – eher Sitz- und Mischpublikum – die sich bei den Gesängen der Südkurve eher zurückhalten. Das wirkt manchmal ein bisschen zerstreut, als würde jeder für sich supporten.
Sportlich sah’s lange nach einem gebrauchten Abend für Jena aus. Altglienickelag zur Pause mit 2:0 vorne, und bei Jena lief erstmal gar nichts zusammen. Doch dann kam nochmal Leben rein – und das nicht nur auf dem Platz. Die Ultras legten zum Ende hin nochmal einen drauf, und auf einmal wirkte das neue Stadion gar nicht mehr so kühl und durchgestylt.
In der Schlussphase drehte Jena auf, kam erst zum Anschlusstreffer und dann, fast schon dramatisch, noch zum 2:2 in der Nachspielzeit. Die Bude vibrierte, selbst die Nordtribüne wachte kurz auf, und plötzlich hatte man das Gefühl: Vielleicht wächst da ja gerade wieder was zusammen.
Ich bin dann raus aus dem Stadion, an der Linse vorbei zurück in die Nacht, und dachte mir: Vieles ist neu, manches fehlt, aber irgendwas ist auch geblieben. Nur eben anders.
#05 - 1. März 2025 - SG SV Fortuna Suhltal gg FSV 1968 Behringen - 1:2
Kreisliga Westthüringen - 14. Spieltag - Waldstadion Fernbreitenbach, Berka/Werra - 60 Zuschauer



Eigentlich sollte es zum Abschluss meines kleinen Trips noch ins legendäre Kaffeetälchen nach Tiefenort gehen. Stand schon ewig auf der Liste. Doch wie das im Frühjahr eben so ist: Spiel abgesagt, Platz unbespielbar, Wetter mies. Aber wer als Groundhopper unterwegs ist, hat immer einen Plan B parat.
Nach kurzem Suchen spuckte der Matchkalender ein Spiel im sogenannten Waldstadion Fernbreitenbach aus. Klingt erstmal groß, ist aber in Wirklichkeit das komplette Gegenteil. Ein kleiner Platz irgendwo zwischen Heringen, Berka und völliger Abgeschiedenheit. Andere nennen das Ganze einfach Sportplatz am Lindig, was vielleicht auch besser passt. Und der Weg dorthin? Ein kleines Abenteuer. Ein schmaler, unbefestigter Weg schlängelt sich durch den Wald, Navi dringend empfohlen.
Plötzlich steht man auf einer kleinen Lichtung, umgeben von Bäumen, und da ist er: der Platz. Und der hat richtig Charme. Auf einer Seite reihen sich ein paar Holzbänke aneinander, ungefähr zwei Dutzend, die fast die gesamte Gerade abdecken. Gegenüber ein hoher Erdwall mit Barrieren, von oben hat man beste Sicht. Und die Auswechselbänke? In den Hang reingebaut, sehen aus wie kleine Unterstände aus einem Westernfilm. Ziemlich cool.
Die SG Suhltal/Eltetal empfing an diesem Abend den FSV Behringen. Kreisliga mit allem, was dazugehört. Kampfbetont, lautstark, mit viel Einsatz. Am Ende gewann Behringen mit 2:1, das Spiel verfolgten rund 60 Zuschauer. Ein paar Einheimische mit Bier und Campingstuhl waren auch da, ich mittendrin und ziemlich zufrieden.
Tiefenort wird nachgeholt, keine Frage. Aber dieser Ausweichplatz mitten im Wald war genau das, was so einen Hopping-Tag am Ende dann doch noch besonders macht.
#06 - 9. März 2025 - SV Biemenhorst gg SpVg Schonnebeck - 2:7
Oberliga Niederrhein - 22. Spieltag - Intersport-Pieron-Arena (Kunstrasen), Bocholt - 711 Zuschauer


Mit dem Besuch beim SV Biemenhorst ist die Oberliga Niederrhein für mich wieder komplett. Biemenhorst war der einzige neue Aufsteiger in der Liga welchen ich noch nicht besucht hatte, und da musste der Haken natürlich noch gesetzt werden.
Die Intersport-Pieron-Arena ist dabei allerdings alles andere als ein Highlight. Ein Kunstrasenplatz ohne jeglichen Ausbau, absoluter Standard. Nebenan liegt zwar noch ein Rasenplatz, der sieht eigentlich ganz nett aus auch wenn man auch hier vergeblich einen Ausbau sucht, wird aber offenbar nicht genutzt. Muss man nicht verstehen, aber ist halt so.
Dafür spielte das Wetter mit. Strahlender Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen und dazu erstaunliche 711 Zuschauer – für ein Oberligaspiel ohne große Bedeutung echt eine Hausnummer. Da war tatsächlich ordentlich Betrieb, ganz Biemenhorst schien auf den Beinen zu sein. Der Ortsteil von Bocholt lebt den Dorfverein, das merkte man.
Sportlich fing’s aus Sicht der Gastgeber gar nicht so schlecht an. Biemenhorst ging zweimal in Führung, doch in der zweiten Halbzeit ging alles den Bach runter. Schonnebeck drehte auf und gewann am Ende deutlich mit 7:2. Ein Spielverlauf wie aus dem Nichts, aber eben auch typisch Fußball.
Viel mehr bleibt auch nicht zu sagen. Kein Kultplatz, keine Geschichte, kein Ausbau – aber ein weiterer Punkt auf der Liste und eine wieder komplettierte Oberliga Niederrhein . Muss eben alles mal gemacht werden.
#07 - 12. März 2025 - Viktoria Köln gg Rot-Weiss Essen - 1:0
3. Liga - 28. SpieltagStadion im Sportpark Höhenberg, Köln - 4.938 Zuschauer


Englische Woche in der 3. Liga, also ging’s für mich mal wieder zur Viktoria – mittlerweile mein sechster Besuch im Sportpark Höhenberg. Gegner war Rot-Weiss Essen, was wie gewohnt für ordentlich Betrieb auf den Rängen sorgte. Die Essener hatten dank kurzer Anfahrt zahlreich und lautstark mobilisiert und stellten die Heimseite wie so oft deutlich in den Schatten.
Sportlich machte Viktoria, was sie zuhause gerne machen. Knapp gewinnen. 1:0 hieß es am Ende, viel Spielkontrolle, wenig Spektakel, aber drei Punkte.
Die Anreise war diesmal etwas speziell. Wegen des mehrtägigen KVB-Streiks war die Straßenbahn keine Option. Also ganz im Sinne eines echten Talahons kurzerhand einen E-Scooter geschnappt, hingefahren, abgestellt, Spiel geschaut, danach wieder aufgesattelt und zurück. Muss man auch mal gemacht haben.
Mehr gibt’s auch nicht zu sagen. Höhenberg wie man’s kennt. Essen lauter, Viktoria effektiver.
#08 - 25. März 2025 - SC Borussia 05 Köln-Kalk gg SV Deutz 05 - 1:5
Kreispokal Köln - Viertelfinale - Sportplatz Lilienthalstraße, Köln - ca. 150 Zuschauer


Spontan ging es Ende März noch zum Kreispokal-Viertelfinale nach Köln Kalk. Borussia Kalk empfing die SV Deutz 05 und der Schauplatz war der typisch schmucklose Kunstrasenplatz in Kalk. Kein Ausbau, nix Besonderes, einzig ein Vereinsgraffiti auf der Mauer entlang der Hauptgeraden sorgte für ein bisschen Flair.
Dafür überraschte die Heimseite mit einer kleinen aktiven Gruppe, die das Spiel tatsächlich mit einer Mini-Choreo und etwas Pyro eröffnete. Auch der Support der rund 20 Leute war über die komplette Spielzeit gar nicht mal schlecht für einen Kreisligisten. "Ich liebe Kalk 05" oder eine ziemlich eigene Interpretation von "Hey Jude" hallte immer wieder über den Platz.
Genützt hat der Einsatz allerdings wenig. Deutz, immerhin zwei Ligen höher in der Landesliga unterwegs, setzte sich souverän mit 5:1 durch und zog verdient ins Halbfinale ein. Trotzdem ein netter, bodenständiger Kick unter der Woche.

#09 - 5. April 2025 - Helmond Sport gg SC Telstar - 2:2
Keuken Kampioen Divisie - 33. Spieltag - GS Staalwerken Stadion, Helmond (Niederlande) - 2.900 Zuschauer


Anfang April ging’s in die niederländische Eerste Divisie, genauer gesagt zu Helmond Sport. Seit dem 7. März 2025 spielt der Klub im neuen GS Staalwerken Stadion, gelegen auf dem Campus De Braak. Das alte Stadion De Braak, das seit 1916 bestand, steht direkt daneben, aber ist inzwischen im Abrissmodus.
Der Neubau ist eine kleine, moderne Arena mit zwei Tribünen entlang der Geraden. Hinter den Toren gibt’s keinerlei Ausbau, was dem Stadion eine ziemlich offene und luftige Optik verpasst. Die Fassade in leuchtendem Rot wirkt von außen etwas gewöhnungsbedürftig, irgendwie futuristisch und ein bisschen wie die kleine Schwester der Allianz Arena – nur eben in sehr kompakt.
Die aktive Fanszene von Helmond hat sich auf der linken Seite der Gegengerade niedergelassen. Der Auswärtsblock liegt auf der gegenüberliegenden Seite, war beim Spiel gegen den SC Telstar aber nur spärlich besetzt – entsprechend mau war die Stimmung dort.
Das Stadion gehört zu einem größeren Sportkomplex, in dem auch eine Schule, ein Schwimmbad und weitere Einrichtungen untergebracht sind. Insgesamt passen 3.600 Zuschauer rein, beim Spiel gegen Telstar waren es immerhin rund 2.900. Darunter natürlich auch ein paar Hopper, die sich den neuen Ground direkt sichern wollten.

#10 - 5. April 2025 - K Achel VV gg KFC Zwarte Leeuw - 2:2
Derde Klasse Amateurs VV B - 28. Spieltag - De Siggert, Hamont-Achel (Belgien) - ca. 80 Zuschauer


Nach dem Spiel in Helmond war der Abend noch jung und Belgien nicht weit, also rüber über die Grenze, wo in der Derde Klasse Amateurs VV B noch ein Abendspiel anstand. Diese fünfte Liga Belgiens ist regional aufgeteilt, das „VV“ steht dabei für den flämischen Landesteil.
Gespielt wurde im Stadion De Siggert in Hamont-Achel, ein klassisch belgischer Amateurground mit Parkplatz direkt vorm Eingang, zehn Minuten vor Anpfiff war ich drin. Eine kleine Sitzplatztribüne bildet das Zentrum der Anlage, in dieser ist auch der Gastrobereich untergebracht. Viel Bier, wenig Stress, eben typisch Belgien.
Der Gastgeber K Achel VV empfing den KFC Zwarte Leeuw. Fußballerisch war’s überschaubar, aber solide. In der zweiten Hälfte gingen dann die Flutlichter an, was dem Ganzen zumindest optisch etwas Flair verlieh. Am Ende trennten sich beide Teams mit einem 2:2, was angesichts des Spielverlaufs auch irgendwie in Ordnung ging. Für mich ging es nach dem Schlusspfiff dann zurück nach Deutschland.

Sonntag, 6. April 2025

Groundhopping - Winter 2024/25

Mein Winter spielte sich größtenteils in BeNeLux ab, fast wöchentlich ging es über die Grenze. Vor allem in Belgien wurden viele Grounds auf dem Weg zur Komplettierung der dortigen ersten Liga angefahren. In Deutschland gesellte ich mich zu einem Hopperauflauf im Hagener Ischelandstadion und sah wie Alemannia Aachen fast im Landespokal gegen ein Dorfverein die Segel streichen musste. Im Anschluss wurde mit dem Trip nach Barcelona der Winter verabschiedet und das Frühjahr eingeleitet.

#01 - 1. Dezember 2024 - SC BVV gg RKSV Boxtel - 2:4
Vierde Klasse Zondag Zuid 1 D - 10. Spieltag - Sportpark De Vliert, 's-Hertogenbosch (Niederlande) - ca. 80 Zuschauer

Das Winterprogramm wurde mit einem Doppler im niederländischen 's-Hertogenbosch eröffnet., Eigentliches Ziel der Reise war das Zweitliga-Spiel des FC Den Bosch im Stadion De Vliert, direkt nebenan fand im Sportpark De Vliert im Vorfeld aber noch ein Amateurkick der Bossche Voetbal Vereniging, kurz BVV statt. Der Rasenplatz verfügt über eine kleine Sitzplatztribüne, welche schon mal für mehr Ausbau sorgte, als auf den meisten Amateurplätzen in Deutschland. Dazu gab es noch ein Vereinsheim mit einer großen Auswahl an Speisen und Getränken. In Kombination mit dem kurz danach stattfindenden Spiel des FC Den Bosch und ein durchaus gern mit genommenes Kreuz in der Statistik.


#02 - 1. Dezember 2024 - FC Den Bosch gg FC Dordrecht - 2:3
Keuken Kampioen Divisie - 17. Spieltag - De Vliert, 's-Hertogenbosch (Niederlande) - 5.773 Zuschauer


Das Stadion De Vliert war einst das drittgrößte Stadion in den Niederlanden, als es 1951 eingeweiht wurde hatten nur das Amsterdamer Olympiastadion du De Kuip in Rotterdam ein höheres Fassungsvermögen. 1997 wurde das ursprüngliche Stadion abgerissen und an gleicher Stelle durch einen Neubau mit einer deutlich verringerten Kapazität ersetzt. Seitdem finden noch 9.000 Zuschauer im Stadion platz, was für den Zuschauerzuspruch in der zweiten niederländischen Liga vollkommen ausreicht. Die Ultras den FC Den Bosch haben ihren Standort nicht etwa auf einer Hinter-Tor-Tribüne, sondern stehen seitlich der Gegengerade. Bei meinem besuchten Spiel gegen den FC Dordrecht waren etwa 200 Ultras im Stadion, welche ihre Mannschaft organisiert unterstützten.

#03 - 8. Dezember 2024 - FC Viktoria Köln gg VfL Osnabrück - 2:0
3. Liga - 17. Spieltag - Stadion im Sportpark Höhenberg, Köln - 3.621 Zuschauer


Mal wieder ein Sonntagabend Spiel in Köln Höhenberg, die Viktoria empfing den VFL Osnabrück und es war das selbe Spielchen wie jedes mal. Etwa 3/4 der Zuschauer waren Auswärtsfans und verwandelten den Sportpark in eine Osnabrücker Festung. gebracht hat es wenig. Der Sieg ging mit 2:0 an Viktoria Köln. In der zweiten Halbzeit suchte ich mir erstmals einen Platz im Stehbereich der Heimmannschaft und konnte somit erstmals ein paar Fotos des Stadions aus einer anderen Perspektive aufnehme, die Fanszene der Viktoria ist in den letzten Jahren zwar leicht gewachsen, die aktiven Fans lassen sich aber nach wie vor fast an einer Hand abzählen. Seit ein paar Monaten wurde übrigens der Name der KVB Haltestelle am Stadion angepasst, nun steigt man nicht mehr an der Frankfurter Straße aus, sondern am Sportpark Höhenberg. Vermutlich kam es bei Auswärtsfans öfters zu Anreiseproblemen mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, weil es in Köln noch eine zweite Haltestelle mit dem Namen Frankfurter Straße gibt, dieses Problem hat man mit dem neuen Namen der Haltestelle behoben.
#04 - 11. Dezember 2024 - TV Hoffnungsthal gg Alemannia Aachen - 1:4 n.V.
Mittelrheinpokal - Achtelfinale - BELKAW-Arena, Bergisch Gladbach - 2.000 Zuschauer


Auch im Landespokal Mittelrhein das selbe Spielchen wie immer, jeder Amateurklub hofft auf das große Los. Der TV Hoffnungsthal durfte sich über Alemannia Aachen freuen, was am Mittelrhein wohl als goldenes Los bezeichnet werden darf. Standesgemäß wurde es natürlich zum "Spiel des Jahres" ausgerufen, auch wenn man die Partie natürlich nicht am heimischen Bergsegen austragen konnte. Keine Infrastruktur um dort einen Gegner wie Alemannia Aachen zu empfangen. Viele kleine Vereine entscheiden sich dann für einen Tausch des Heimrechts um einmal vor großer Kulisse im großen Tivoli auflaufen zu dürfen, dies kam diesmal allerdings nicht in Frage dann im Aachener Stadion bereits die Vorbereitungen auf das traditionelle Weihnachtssingen liefen und somit der Tivoli nicht zur Verfügung stand. So musste die BELKAW-Arena in Bergisch Gladbach als Ausweichstätte herhalten, knappe 20 Kilometer Anreise für die Hoffnungsthaler Elf welche in der Bezirksliga normalerweise vor überschaubarer Kulisse spielt. In Bergisch Gladbach aber pilgerten 2.000 Zuschauer am Abend ins Stadion, etwa 800 davon aus Aachen. Lange Zeit lag hier tatsächlich die Sensation in der Luft, der TVH ging in der elften Minute in Führung und verteidigte diese Wacker, eher ein Eigentor in der 87. Spielminute doch noch für die Verlängerung sorgte, in welcher der Drittligist aus Aachen die Partie dann aber schnell drehte und nach 120 Minuten doch deutlich mit 1:4 gewann.
Mit dabei war auch die Aachener Karlsbade, welche die zweite Halbzeit mit einer kleinen Pyroshow inklusive Feuerwerk eröffnete.
#05 - 15. Dezember 2024 - FC Teutonia Weiden gg TuS Blau-Weiß Königsdorf - 5:2
Mittelrheinpokal - Achtelfinale - Jupp-Derwall-Stadion (Kunstrasen), Würselen - 120 Zuschauer


Nach dem Spiel in Bergisch Gladbach gab es den Sonntag drauf noch eine weitere Partie des Mittelrheinpokal Achtelfinals welches ich besuchte, es ging nach Würselen wo es zum Duell der beiden Mittelrheinligisten FC Teutonia Weiden und TuS Blau-Weiß Königsdorf kam. Der Gastgeber Teutonia Weiden erreichte zu dieser Saison nach drei Aufstiegen in Folge die Oberliga und da ich die Mittelrheinliga möglichst immer komplett haben möchte, stand der Besuch des Jupp-Derwall-Stadions ohnehin auf meiner Liste. Das Gelände ist noch relativ neu, wurde erst 2021 eröffnet. Es gibt zwei Plätze, einen Kunstrasenplatz auf welchem Teutonia Weiden sämtliche Spiele austrägt plus den Rasenplatz der aber kaum bespielt wurde. Einzig für ein Testspiel gegen Alemannia Aachen rollte hier mal der Ball. Der Kunstrasenplatz des Jupp-Derwall-Stadion ist völlig unspektakulärer Ground mit einen minimalen Ausbau in Form von drei Steinstufen auf der Hauptgerade. Nichts besonderes und bei eisigem Winterwetter mit Nieselregen verirrten sich gerade mal 120 Zuschauer auf das Gelände. Ground gemacht, mehr nicht. Höchstwahrscheinlich werde ich hierhin noch mal zurückkehren, sollte der Rasenplatz bespielt werden. Aber auch der verspricht nicht mehr als einen weiteren Punkt auf der Groundkarte.
#06 - 26. Dezember 2024 - KV Mechelen gg Standard de Liège - 0:0
Jupiler Pro League - 20. Spieltag - AFAS-Stadion Achter de Kazerne, Mechelen (Belgien) - 15.895 Zuschauer


Genau wie im letzten Jahr ging es am zweiten Weihnachtstag nach Belgien wo ganz nach englischer Tradition der Boxing Day Spieltag zelebriert wird. Ziel diesmal war das AFAS Stadion in Mechelen, welches ziemlich zentral nicht weit entfernt vom Stadtkern liegt. In der Vorplanung erkundigte ich mich glücklicherweise auch nach Parkmöglichkeiten, weil im direkten Stadionumfeld gibt es kaum Möglichkeiten sein Auto einigermaßen legal abzustellen. Ein Parkhaus etwa 1,5 Kilometer vom Spielort entfernt war da noch die beste Gelegenheit und war auf Grund des Feiertages sogar noch kostenfrei nutzbar. Ein bisschen Glück gehörte auch dazu, den zum Ankunftszeitpunkt waren praktisch alle Parkplätze schon belegt, bis dann aus Zufall einer frei wurde und direkt in Beschlag genommen wurde. Es folgte ein Fußmarsch zum Stadion, welches ziemlich modern daher kommt weil es in seiner heutigen Form erst seit 2019 besteht. Durch die damalige Modernisierung hat der Ground heute eine Kapazität von 16.672 Plätzen, welche zum Spiel gegen Standard Lüttich auch weitestgehend alle besetzt waren. Ich saß im Oberrang einer Kurve und war wohl in einzigen Block des Stadions mit einer kleinen Sichteinschränkung, den genau in der Kurve wird das Stadiondach durch zwei Pfosten abgestützt. Die Stimmung beim Spiel war für belgische Verhältnisse in Ordnung, lies aber im Spielverlauf stark ab. Das Endergebnis von 0:0 gab aber auch keine bessere Stimmung her.
#07 - 12. Januar 2025 - K Beerschot VA gg Royal Antwerp FC - 1:1
Jupiler Pro League - 21. Spieltag - Olympisch Stadion, Antwerpen (Belgien) - 11.256 Zuschauer


Neues Jahr, neue Grounds! Und wie könnte man besser in das Groundhopping-Jahr starten als mit einem echten Kracher? Mein erstes Spiel 2025 war direkt das berüchtigte "Derby van 't stad" zwischen K Beerschot VA und Royal Antwerp FC.
Austragungsort: Das legendäre Olympisch Stadion in Antwerpen – eine absolute Kultstätte des belgischen Fußballs. Bevor es ins Stadion ging, ließ ich den Tag entspannt angehen und gönnte mir Frühstück im direkt angrenzenden Viertel. Doch so ruhig blieb es nicht lange. Schon beim Spaziergang in Richtung Stadion hörte ich aus der Ferne die ersten Böllerschläge. Kurz darauf lag ein Hauch von lila Rauch in der Luft – die Beerschot-Fans machten sich bereit! Schon außerhalb des Stadions war die Intensität dieses Spiels zu spüren. Dass es sich hier nicht um ein normales Ligaspiel handelt, sondern um ein echtes Hochrisikospiel, war jedem klar. Polizei in voller Montur, strikte Fantrennung – alles war auf Eskalationsvermeidung ausgelegt. Doch auf den Rängen sollte es ordentlich zur Sache gehen. Als die beiden Mannschaften den Rasen betraten, explodierte das Stadion förmlich in einem Feuerwerk aus Pyrotechnik. Beide Fanlager gaben alles, und der Rauch war so dicht, dass sich der Anstoß erstmal verzögerte. Kaum hatte sich der Rauch verzogen, legte Beerschot los wie die Feuerwehr – und wie! Erste Minute, erstes Tor für die Hausherren! Das Olympisch Stadion stand Kopf, die Fans waren völlig aus dem Häuschen. Ich hatte ja schon einige Spiele in Belgien besucht, aber diese Atmosphäre war mit Abstand die beste, die ich je erlebt habe.
Wie es sich für ein Derby gehört, ging es auf dem Rasen und auf den Tribünen weiter zur Sache. Provokationen auf beiden Seiten, hitzige Zweikämpfe – alles, was man sich von einem Stadtderby wünscht. In der zweiten Halbzeit legten die Royal-Antwerp-Fans nach und zündeten erneut Pyrotechnik. Das Spiel stand kurz vor dem Abbruch – was übrigens in der Geschichte dieses Derbys schon mehrfach vorgekommen ist. Antwerp drückte in der zweiten Halbzeit auf den Ausgleich, und irgendwann war es dann so weit: 1:1. Das Stadion brodelte weiter, beide Fanlager feuerten ihr Team bis zum Schlusspfiff an. Am Ende blieb es bei diesem Unentschieden, aber das Ergebnis war fast schon Nebensache.
Dieses Derby hatte einfach alles: Leidenschaft, Pyro, Emotionen und eine Stimmung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Perfekter Auftakt ins neue Jahr – so kann 2025 weitergehen!
#08 - 18. Januar 2025 - Club Brugge KV gg K Beerschot VA - 4:2
Jupiler Pro League - 22. Spieltag - Jan Breydelstadion, Brügge (Belgien) - 18.700 Zuschauer


Trotz zahlreicher Besuche in Belgien – sei es in Brüssel, Lüttich, Gent oder Antwerpen – hatte es mich bislang noch nie nach Brügge verschlagen. Eine echte Lücke, denn die Stadt zählt mit ihren historischen Gassen, Grachten und mittelalterlichen Fassaden nicht umsonst zu den schönsten Europas. Also kombinierte ich an diesem Samstag endlich Sightseeing mit Stadionbesuch – und holte einen Klassiker der belgischen Fußballlandschaft nach.
Das Jan-Breydel-Stadion, benannt nach einem flämischen Freiheitskämpfer, liegt etwas außerhalb des historischen Zentrums. Es bietet Platz für rund 29.000 Zuschauer und wird von zwei Vereinen genutzt: Club Brugge und Cercle Brugge. Ein echtes Oldschool-Stadion mit teilweise überdachten Tribünen, das auf den ersten Blick eher funktional als charmant daherkommt. Trotzdem: Für belgische Verhältnisse eine echte Hausnummer – und bei Club-Spielen meist gut besucht.
Gegner an diesem Abend war Beerschot aus Antwerpen – eine Mannschaft, die ich in der Woche zuvor noch im hitzigen Stadtderby gegen Royal Antwerpen erleben durfte. Belgische Wochen also für mich – und ein schöner Kontrast zum brodelnden Olympiastadion war dieser Abend in Brügge definitiv.
Denn obwohl es ein Samstagabendspiel unter Flutlicht war und Club Brugge ein unterhaltsames 4:2 auf den Rasen legte, wollte keine rechte Stimmung aufkommen. Die Kurve machte hin und wieder etwas Alarm – doch insgesamt war das Publikum erstaunlich ruhig, fast lethargisch. Stimmung kam im Grunde nur bei den Toren auf. Der Rest wirkte wie ein Arena-Erlebnis im Sitzen – viele Eventfans, viele mit Schal, aber wenige mit echter Leidenschaft.
Man fühlte sich ein bisschen wie bei einem Heimspiel von Hoffenheim oder Wolfsburg: sportlich solide, Zuschauerzahlen stimmen, aber die Atmosphäre wirkt eher wie ein Bundesliga-Erlebnis mit Dämpfer. Vielleicht ist man hier einfach zu erfolgsverwöhnt – immerhin ist Club Brugge seit Jahren eine der Top-Adressen im belgischen Fußball. Trotzdem hätte ich bei einem Samstagabendspiel gegen einen attraktiven Gegner wie Beerschot mehr erwartet.
Unterm Strich: Ein weiterer Haken auf der belgischen Fußballkarte, ein tolles Stadterlebnis in Brügge selbst, aber atmosphärisch war der Abend eher enttäuschend. Die drei Punkte dürften die Heimfans trotzdem zufrieden nach Hause geschickt haben – ich zog weiter mit dem nächsten Ground im Blick.
#09 - 19. Januar 2025 - Oud-Heverlee Leuven U23 gg KSK Heist - 1:1
National Division 1 VV - 18. Spieltag - Bergéstadion, Tienen (Belgien) - ca. 100 Zuschauer


Auf dem Rückweg aus Brügge legte ich spontan noch einen kleinen Ground-Stopp in Tienen ein – und der hat sich gelohnt. Im altehrwürdigen Bergestadion traf die zweite Mannschaft von Oud-Heverlee Leuven auf KSK Heist. Eine Begegnung der National Division 1 VV, also der flämischen Serie der dritten belgischen Liga.
Das Bergestadion ist ein echtes Schmuckstück für Liebhaber klassischer Grounds: Eine überdachte Haupttribüne mit Charme, große unüberdachte Stehtraversen rundherum, viel Beton, viel Patina – und dazu ein leicht abschüssiger, in die Landschaft eingebetteter Platz. Genau das, was das Groundhopper-Herz höherschlagen lässt.
OHL ist hier allerdings nur Untermieter – der eigentliche Hausherr ist der KVK Tienen, der ebenfalls in dieser Liga spielt. Beim Spiel der U23 von Leuven war davon aber nicht viel zu merken: Gerade mal rund 100 Zuschauer verirrten sich ins Stadion, darunter einige Offizielle, ein paar Angehörige – und vermutlich ich als einziger Tourist. Fußballromantik pur, auch wenn das Spiel selbst (1:1) eher zäh war.
Nach dem glanzlosen, aber erfolgreichen Abend in Brügge war das hier nochmal das komplette Kontrastprogramm – und genau deshalb liebe ich solche Abstecher. Ein Stadion wie aus einer anderen Zeit.
#10 - 26. Januar 2025 - Türkspor Dortmund gg MSV Duisburg - 0:3
Regionalliga West - 19. Spieltag - Ischelandstadion, Hagen - 3.363 Zuschauer


Ende Januar stand mein erster Deutschland-Ground des Jahres 2025 an – und der hatte es direkt in sich. Schauplatz war das Hagener Ischelandstadion, das in der Groundhopper-Szene schon seit Jahren als echter Geheimtipp galt. Nur selten bespielt, lange Zeit im Umbau – und plötzlich wieder regelmäßig Austragungsort für Regionalligafußball. Kein Wunder, dass sich beim Spiel von Türkspor Dortmund gegen den MSV Duisburg ein regelrechter Hopperauflauf entwickelte.
Türkspor hatte zu Saisonbeginn noch in Velbert gespielt, da im Ischelandstadion Baumaßnahmen liefen. Im weiteren Verlauf der Saison zog man dann aber nach Hagen um – ein Wechsel, der sich wie ein Lauffeuer in der Groundhopping-Community verbreitete. Denn das Ischelandstadion ist ein echtes Unikat: Ein klassisches Leichtathletikstadion mit charakteristischem Charme. Die Haupttribüne ist zwar nicht besonders groß, wirkt mit ihrem Runddach und den offenen Seiten aber angenehm retro. Auf der Gegengerade und rund um die Laufbahn gibt es breite Stufenanlagen – perfekte Fotomotive, perfekte Sicht. Betonromantik in Reinform.
Beim Spiel gegen den MSV Duisburg war der Ansturm gewaltig: 3.363 Zuschauer fanden den Weg ins Stadion, davon über 750 Groundhopper – viele mit Kamera, Notizbuch oder Aufkleber in der Hand. Der Rest bestand zum Großteil aus mitgereisten Duisburgern, die das Auswärtsspiel ihres angeschlagenen Traditionsklubs im großen Stil begleiteten. Von Türkspor-Fans hingegen: keine Spur. Keine Fahne, kein Schlachtruf – man hätte denken können, es handle sich um ein Testspiel auf neutralem Boden.
Die Atmosphäre war entsprechend skurril. Auf der einen Seite die aktive Duisburger Fanszene mit Trommeln und Gesängen, auf der anderen Seite hunderte Hopper, die das Spiel mit Interesse, aber ohne Emotion verfolgten. Und mittendrin ein Spiel, das schnell in Richtung der Gäste kippte – Endstand 0:3. Sportlich unspektakulär, stadiontechnisch ein absolutes Highlight.
Im Nachhinein kann ich von Glück reden, dass ich rechtzeitig vor Ort war. Denn wie sich mittlerweile herausgestellt hat, hat sich Türkspor Dortmund aus der Regionalliga zurückgezogen – womit sich das Kapitel Ischelandstadion wohl vorerst wieder geschlossen hat. Umso schöner, dass ich diesen besonderen Tag noch mitnehmen konnte. Für viele war’s ein Pflichttermin – für mich ein unerwartetes Highlight in einem ohnehin starken Fußballmonat.
#11 - 2. Februar 2025 - Union Saint-Gilloise gg K Sint-Truidense VV - 2:1
Jupiler Pro League - 24. Spieltag - Stade Joseph Marien, Forest (Belgien) - 6.105 Zuschauer


Anfang Februar führte mich mein Weg erneut nach Belgien – diesmal in die Hauptstadt, genauer gesagt zu einem der charmantesten Stadien des Landes: dem Stade Joseph Marien, Heimstätte von Union Saint-Gilloise. Während ich schon viele belgische Grounds besucht habe, war Union für mich bisher ein weißer Fleck auf der Karte – Zeit, das zu ändern.
Die Anreise gestaltete sich dabei ziemlich clever: Ich stellte mein Auto auf einem Carpool-Parkplatz etwas außerhalb ab und legte die letzten Kilometer per E-Scooter zurück – eine entspannte und vor allem stressfreie Lösung, denn Parken rund ums Stadion kann schnell zur Geduldsprobe werden. Der Weg führt vorbei am Dudenpark, durch enge Straßen und plötzlich steht man vor dem Stadion, das sich genau zwischen Parkidylle und dicht bebautem Stadtviertel erstreckt. Auf der einen Seite Natur und Grün, auf der anderen die typischen Brüsseler Altbauten – eine faszinierende Mischung.
Union Saint-Gilloise ist ein Klub mit einer bewegten Geschichte: Einst belgischer Rekordmeister, dann jahrzehntelanger Dornröschenschlaf. Erst 2021 kehrte man ins Oberhaus zurück – und das nicht etwa als graue Maus, sondern als mutiger, spielstarker Klub, der die Liga aufmischte und sich in Windeseile oben festsetzte. Heute ist Union Stammgast im oberen Tabellendrittel – und auch international mittlerweile ein Thema.
Das Stade Joseph Marien passt perfekt zu dieser Geschichte. Mein Platz befand sich auf der alten Haupttribüne – ein echtes Relikt aus vergangenen Zeiten, mit Holzbänken, engen Reihen und dem Charme eines Stadions, das schon viele Generationen Fußball erlebt hat. Nostalgie pur – wie eigentlich das gesamte Stadion. Union darf in europäischen Wettbewerben leider nicht hier spielen; das Stadion entspricht nicht den UEFA-Anforderungen. Stattdessen weicht man ins Stadion von Konkurrent Anderlecht oder ins König-Baudouin-Stadion aus – sportlich verständlich, emotional ein Verlust.
Die Ultras von Union stehen auf der Gegengerade, auf den Stehrängen unterhalb der Steinmauer. Dort hat sich eine alternative, kreative Fanszene etabliert – links, laut, bunt. Keine klassische Ultra-Maschinerie, aber Stimmung trotzdem gut. Es ist diese Mischung aus Vergangenheit, Aufbruch und Haltung, die Union so besonders macht.
Beim Spiel gegen Sint-Truiden war ich froh, dass es noch ein paar Tickets im freien Verkauf gab – das ist längst nicht bei jedem Spiel der Fall. Auf dem Platz gab’s einen knappen, aber verdienten 2:1-Sieg für Union. Kein Feuerwerk, aber ein Spiel, das zur Atmosphäre passte: intensiv, leidenschaftlich, bodenständig.
Für mich war’s ein echtes Highlight – sportlich, architektonisch und atmosphärisch. Union Saint-Gilloise? Kommt definitiv in meine persönliche Topliste der belgischen Grounds.
#12 - 9. Februar 2025 - FC Swift Hesper gg US Hostert - 3:0
BGL Ligue - 16. Spieltag - Stade Alphonse Theis, Hesperingen (Luxemburg) - 300 Zuschauer


Am 9. Februar führte mich mein letzter Winterbesuch in die luxemburgische BGL Ligue – genauer gesagt zum FC Swift Hesperange ins Stade Alphonse Theis. Luxemburgs erste Liga ist ja bekanntlich eher was für Liebhaber, aber wer dort unterwegs ist, weiß: Hier und da gibt’s echte Perlen – und Swift gehört da durchaus dazu.
Das Stadion in Hesperange ist für luxemburgische Verhältnisse schon fast ein kleines Schmuckkästchen. Auf der Hauptseite thront eine überdachte Sitzplatztribüne mit schönem Blick auf das Spielfeld, gegenüber befindet sich eine Traverse mit Stehplätzen und klassischen Wellenbrechern – oldschool und irgendwie charmant. Insgesamt eine Anlage, die sich definitiv sehen lassen kann, besonders wenn man sie mit dem Minimalismus anderer Grounds im Land vergleicht.
Rund 300 Zuschauer verirrten sich an diesem Tag ins Stadion – darunter vermutlich nur eine Handvoll Auswärtsfans aus Hostert. Auf dem Platz ließ Swift nichts anbrennen und fuhr einen ungefährdeten 3:0-Heimsieg ein. Spielerisch solide, atmosphärisch eher gemütlich – aber genau das erwartet man ja auch in Luxemburg.
Insgesamt ein entspannter Ground, ein kurzer Abstecher – und ein weiterer Haken auf der Stadionliste. BGL Ligue? Immer mal wieder ganz nett.