Dienstag, 25. Juli 2017

CHIO Aachen - Erwartungen nicht erfüllt

CHIO Aachen
Vergangenes Wochenende besuchte ich das CHIO Aachen, die größte Reitsportveranstaltung in Deutschland. Die Reitsportfestspiele finden seit 1924 jährlich im Sommer in der Aachener Soers statt und bieten einen bunten Mix aus den vielen verschiedenen Reitsportdiziplinien. Da ich mich vor dem TV vor allem für Springreiten begeistern konnte und schon mehrfach von Bekannten und Freunden gehörte hatte, dass sich die Veranstaltung wirklich lohnen würde, war es dieses Jahr soweit und ich hatte mir bereits im Vorfeld ein Ticket für die Springreit-Veranstaltung am Samstagabend besorgt. Die Bewertung dieses Events muss ich aufteilen und dabei zwei Blickpunkte berücksichtigen, zunächst die Organisation und später dann den sportliche Wert.
Viel los auf dem Gelände
Das gesamte Ambiente um die Veranstaltung selber war außergewöhnlich gut, man ging durch den Eingang und hatte sofort den Eindruck in einer anderen Welt zu sein. Alles war sehr edel und dem Zuschauer wurde um die verschiedenen Stadien herum viel geboten. Sponsoren stellten aus, Reiter konnten sich mit neuen Gadgets eindecken und es gab eine große Auswahl an Essensständen die zwischen der klassischen Bratwurst und Reibekuchen auch für Sportveranstaltungen eher ungewöhnliche Speisen verkauften, wie beispielsweise Joghurt oder Nudelgerichte. Man hätte sich auf dem Gelände lange die Zeit vertreiben können, immer wieder stieß man auf Neues und Langeweile kam nie auf. Etwas schwer war es nur sich zurecht zu finden, zwar gab es an jeder Ecke Hinweisschilder, die den Weg zum eigentlichen Ziel, dem Hauptstadion vereinfachten, trotzdem kann man sich auf dem großen Gelände durchaus mal verlaufen. Einen offiziellen Geländeplan gab es nur gegen Bares am Merchendisingstand zu kaufen, und bei schon hohen Preisen für Essen verzichtet man dann lieber auf die 7€ für das CHIO-Programm. Trotzdem kann man sich auf dem Areal einen schönen Abend machen ohne überhaupt Reitsport zu sehen. Mit der Eintrittskarte kommt man auf das komplette Gelände, ich hatte den Eindruck dass sich einige Leute auch nur auf dieser "Fanmeile" aufhielten und auch während der eigentlichen Veranstaltung nicht ins Stadion gingen. Insgesamt gibt es auf dem Gelände zwei Stadien. Das Hauptstadion, in dem die Springreitwettbewerbe stattfinden, und das Deutsche Bank Stadion für die Dressur-Prüfungen. Dazu kommt unter anderem auch noch eine Halle, in der beispielsweise Voltigierwettbewerbe ausgetragen werden. Die Auswahl an Disziplinen auf dem CHIO ist sehr vielfältig; da für mich allerdings nur eine Springreitveranstaltung in Frage kam ging es in das Hauptstadion.
Sportlicher Wert leider nur gering
Das Stadion selber unterscheidet sich kaum von einem Fußballstadion, es gibt vier Tribünen, die bis auf wenige Plätze alle überdacht sind. Insgesamt finden bis zu 40.000 Zuschauer Platz, ausverkauft war das Stadion am Samstagabend aber nicht. Ich schätze, dass etwa 30.000 Plätze belegt waren. Die Abendveranstaltung hatte zwei Prüfungen im Programm. Es ging los mit einem Wettbewerb für junge Pferde, die sieben oder acht Jahre alt waren. Leider wurde im Vorprogramm für Laien, wie mich, nicht erklärt warum ein achtjähriges Pferd noch als Jungpferd bezeichnet wird. Eine Erklärung wäre hier im Vorfeld sicherlich interessant gewesen, stattdessen wurde aber nur der gesteckte Parcours erläutert. Es waren dann 30 Teilnehmer, von denen ich dank meiner TV-Erfahrung zumindest ein paar Namen schon mal aufgeschnappt hatte. Noch am Donnerstag hatte ich im Fernsehr den Nationenpreis aus Aachen verfolgt, das wohl wichtigste Event im Rahmen der CHIO. Vor dem TV hatte man den Eindruck, dass im Stadion eine außergewöhnliche Stimmung herrschte. Hier war das Stadion natürlich auch restlos ausverkauft, aber an diese Atmosphäre sollte die Prüfung am Samstagabend bei weitem nicht heranreichen. Von meinem Platz aus, der relativ weit unten auf der Tribüne war, hatte ich nur freie Sicht auf zwei Hindernisse, das war allerdings kein großes Problem. Man konnte die Läufe über zwei Großbildleinwände und eine Ergebnistafel problemlos verfolgen, trotzdem hätte man weiter oben auf der Tribüne wohl einen besseren Überblick über das Areal bekommen. Der Sieger der Veranstaltung gewann am Ende übrigens ein junges Fohlen, dem eine goldene Zukunft vorrausgesagt wird. Die Prüfung der jungen Pferde blieb also schon hinter den Erwartungen zurück. Bevor die nächste Prüfung kam, musste der Parcours umgebaut werden, zum Zeitvertreib der Zuschauer fuhren einige Kutschen über den Platz. Die Pause zwischen den beiden Wettbewerben lag bei ungefähr bei 45 Minuten. Zum Abschluss des Tages stand dann eine Art Staffelrennen auf dem Programm. Zunächst musste ein Vielseitigkeitsreiter einen Parcours meistern, dann folgten zwei Springreiter. Sobald der zweite Springreiter das Ziel erreicht hatte, musste der Vielseitigkeitsreiter etwa 100 Meter (ohne Pferd) rennen und auf eine Kutsche aufspringen. Die Kutsche musste dann verschiedene Hindernisse, wie beispielsweise einen Wassergraben durchfahren. Aufgrund von einsetztendem Starkregen waren vor allen Dingen die Kutschfahrten teilweise spektakulär. Nur rein sportlich gesehen hatte diese Prüfung natürlich überhaupt keinen Wert. Es kam eher einer Show-Veranstaltung gleich, zumal, während die Reiter unterwegs waren, das Stadion auch mit lauter Schlager- und Partymusik beschalt wurde. Insgesamt nahmen auch nur sechs Teams teil. Nachdem also schon die Prüfung für Jungpferde nicht überzeugen konnte, enttäuschte dieser Abschluss sogar noch mehr. Die Krone setzte dem Abend dann noch eine "Kisscam" auf, um die Zeit bis zur abschließenden Siegerehrung zu verkürzen.
Trotz der guten Organisation und dem großen Gelände mit vielen Attraktionen konnten meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Sportlich hatten die beiden Prüfungen einfach keinen hohen Stellenwert. Da mich aber der "Preis der Nationen" nicht nur in diesem Jahr vor dem Fernsehr überzeugen konnte und ich der Veranstaltung gerne eine zweite Chance gebe, sind die Tickets für den Nationenpreis 2018 bereits bestellt. Absprache am Donnerstag, dem 19. Juli 2018, dann werde ich hier auch sicherlich wieder berichten und darauf hoffen, dass der doch eher schwache sportliche Eindruck aus diesem Jahr vergessen gemacht werden kann.

Panoramabild - Hauptstadion Aachen
Panoramabild - Hauptstadion Aachen unter Flutlicht

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