Es sei mir nochmal der Hinweis auf meinen WhatsApp-Kanal gestattet, hier veröffentliche ich seit kurzem jeweils immer ein Bild direkt aus dem Stadion. Folgt gerne rein.
#01 - 9. April 2025 - Energie Cottbus gg Rot-Weiss Essen - 0:1
3. Liga - 32. Spieltag - Stadion der Freundschaft, Cottbus - 12.113 Zuschauer
Mit knapp 650 Kilometern Anreise war das hier ziemlich sicher mein weitester Trip zu einem Spiel innerhalb Deutschlands bisher. Ziel war Cottbus, gelegen in der Niederlausitz. Direkt nach Ankunft dann der kleine Kulturschock: zweisprachige Straßenschilder, deutsch und sorbisch. Auch mal was anderes. Gehört zur Region, prägt das Stadtbild und gibt dem Ganzen einen ganz eigenen Touch.
Englische Woche in der 3. Liga und im Stadion der Freundschaft war Energie Cottbus Gastgeber für Rot-Weiss Essen. Die Partie war im Vorfeld wie so oft zum Hochsicherheitsspiel erklärt worden. Ob es dafür nötig war, bereits vier Stunden vor Anpfiff gepanzerte Polizeiwagen durch die Stadt fahren zu lassen, bleibt fraglich. Fußballromantik sieht jedenfalls anders aus.
Das Stadion der Freundschaft hat in Cottbus schon viele Zeiten erlebt. Ordentlich Ausbau rundherum, ein Mix aus alt und modern. Flutlichtmasten, ordentlich Druck von den Rängen, und bei Heimspielen auch regelmäßig gut gefüllt. Energie spielt als Aufsteiger eine bockstarke Saison, zum Zeitpunkt des Spiels ging’s sogar ernsthaft um den direkten Durchmarsch in die 2. Liga.
Dementsprechend motiviert zeigte sich auch die heimische Fanszene. Zum Einlauf gab’s eine optisch schöne Choreo auf der Heimkurve. Ein riesiger Adler spannte seine Flügel über das Vereinslogo, dazu das passende Motto: "Ein Adler der zur Sonne will hält seine Flügel niemals still". Keine Pyro, aber trotzdem ein rundes Bild.
Die Gäste aus Essen hatten eine ähnlich lange Anreise wie ich, Respekt an alle, die sich das unter der Woche gegeben haben. Über 500 Essener waren am Start, auch wenn die aktive Szene erst zur 60. Minute im Block auftauchte – scheinbar hatte man irgendwo rund um Hannover mit einer Polizeikontrolle zu tun. Laut wurde es trotzdem schon vorher, und spätestens ab deren Ankunft war dann auch das letzte Fragezeichen in Sachen Stimmung erledigt.
Sportlich hatte RWE am Ende das bessere Ende für sich, ein 0:1-Auswärtssieg im Stadion der Freundschaft. Für Cottbus ein kleiner Dämpfer im Aufstiegskampf, für mich aber trotz der weiten Strecke ein absolut lohnenswerter Trip in die Lausitz. Atmosphäre, Kulisse, Ground – passt.
#02 - 11. April 2025 - SV Pastow gg FSV Bentwisch - 4:3
Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern - 22. Spieltag - Sportanlage Bornkoppelweg, Broderstorf - 345 Zuschauer
Nach dem Spiel in Cottbus gönnte ich mir noch einen entspannten Tag im Spreewald. Klassisch mit der Bootstour, bisschen runterkommen, bisschen Natur. Am Freitag stand dann aber wieder Fußball auf dem Plan. Von Cottbus aus ging es hoch nach Rostock – oder besser gesagt in Richtung Rostocker Umland. Auf der Karte sah das alles etwas entspannter aus, aber am Ende waren es doch knapp dreieinhalb Stunden Fahrt. Von der Lausitz an die Ostsee, irgendwie eine kleine Himmelfahrt.
Das Ziel: der SV Pastow. Laut Vereinswebsite stand ein „Derby“ gegen den FSV Bentwisch an. Pastow selbst ist eine kleine Gemeinde direkt an der östlichen Stadtgrenze von Rostock, gehört aber noch nicht zur Stadt. Der Sportplatz liegt idyllisch eingebettet, eher Dorf als Großstadt – auf jeden Fall ein typischer Ground für einen Freitagabend im Nordosten.
Am Eingang hing ein Plakat, das für das anstehende Landespokal-Halbfinale warb. Zu diesem Zeitpunkt nur ein Hoffnungsschimmer, später dann tatsächlich Realität. Pastow sollte das Halbfinale gewinnen, sich damit für das Pokalfinale gegen Hansa Rostock qualifizieren und somit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern. Das Finale ging dann zwar verloren, aber alleine das Erreichen war schon ein Meilenstein für den kleinen Klub.
Beim von mir besuchten Derby gegen Bentwisch war das alles noch Zukunftsmusik. Aber auch so war ordentlich Feuer drin. 345 Zuschauer fanden den Weg an den Pastower Tannenberg. Es entwickelte sich ein munteres Spiel mit offenem Visier auf beiden Seiten. Am Ende hatte Pastow das glücklichere Ende für sich – in der Nachspielzeit fiel der entscheidende Treffer zum 4:3. Jubel, Fäuste in der Luft, Dorf-Derby-Stimmung wie sie sein soll.
Die Spielstätte selbst ist bodenständig. Ein kleiner Ausbau mit Überdachung bietet ein paar Sitzplätze, dazu gibt’s Würstchen vom Grill und kalte Getränke direkt vom Fass. Alles was man braucht für einen gelungenen Ground.
#03 - 12. April 2025 - FC Hansa Rostock gg SC Verl - 4:0
3. Liga - 33. Spieltag - Ostseestadion, Rostock - 24.060 Zuschauer
Samstag stand endlich der Besuch beim FC Hansa Rostock an, das Ostseestadion war der letzte fehlende Ground in der 3. Liga für mich – und mit diesem Spiel ist die Liga jetzt komplett. Und was soll ich sagen: was für ein Abschluss. Ich bin immer noch beeindruckt von der Atmosphäre. Dass man bei einem normalen Ligaspiel gegen den SC Verl eine solche Stimmung erleben würde, hatte ich ehrlich nicht erwartet.
Schon die Hymne „Hansa Forever“ wurde komplett durchgezogen, selbst als der Anpfiff längst erfolgt war, sang das ganze Stadion noch A Capella weiter. Gänsehaut pur. Der Heimbereich war rappelvoll und alle Blöcke zogen beim Support mit. Es gibt zwei Ultra-Gruppierungen, die sich perfekt ergänzen, mit lauten Wechselgesängen und ständiger Präsenz. Der Hauptblock liegt direkt neben dem Gästeblock, die zweite Szene befindet sich gegenüber in der Kurve. In der zweiten Hälfte ging dann sogar minutenlang eine Laola durchs Stadion – bei einem Drittligaspiel wohlgemerkt. Ich dachte bisher immer, das erlebt man höchstens mal bei einem WM-Spiel, aber in Rostock ist das offenbar auch Standardprogramm.
Das Stadion selbst überzeugt durch seine kompakte Bauweise, gute Akustik und eine steile Tribünenstruktur, die die Stimmung trägt. Dazu passt auch der Auftritt auf dem Platz: Hansa ließ dem SC Verl beim 4:0 keine Chance und setzte ein klares Ausrufezeichen in Richtung Aufstieg. Bereits auf der Hinfahrt war ab Berlin kaum noch ein Rastplatz ohne Hansa-Graffiti, der Mythos lebt und ist in ganz Mecklenburg-Vorpommern spürbar. Hansa ist hier definitiv mehr als nur ein Fußballverein, eher so etwas wie eine inoffizielle Nationalmannschaft des Bundeslandes.
Ein rundum gelungener Trip mit einem Stadionbesuch, der lange hängen bleiben wird. Hansa Forever.
#04 - 13. April 2025 - SV Quitt Ankum gg SF Lechtingen - 3:0
Bezirksliga Weser-Ems - 27. Spieltag - Quitt-Stadion, Ankum - 200 Zuschauer
Auf dem langen Rückweg von Rostock wurde noch ein kleiner Abstecher ins südwestliche Niedersachsen eingelegt, genauer gesagt ins Osnabrücker Land. Dort liegt der Ort Ankum, Heimat des SV Quitt Ankum, der in der Bezirksliga Weser-Ems beheimatet ist. Gespielt wurde auf dem Hauptplatz des Quitt-Stadions, einem gepflegten Rasenplatz mit einer kleinen, charmanten Tribüne auf der Hauptseite. Der Rest der Anlage ist typisch für den Amateurfußball: ebenerdig begehbar, aber mit viel Grün drumherum und einem angenehmen Dorfplatz-Charakter.
Besonders positiv fiel das Vereinsheim auf. Auf Nachfrage wurde dort sogar spontan die Live-Übertragung von Paris-Roubaix auf der Großbildleinwand eingeschaltet – starker Service und absolut lobenswert. Daumen hoch für so viel Sportverständnis und Flexibilität.
Auf dem Platz stand das Bezirksligaspiel gegen die Sportfreunde Lechtingen auf dem Programm. Klassischer Amateurkick mit solidem Niveau und sympathischer Atmosphäre. Insgesamt ein lohnenswerter Zwischenstopp, der den langen Rückweg aus dem Norden noch einmal angenehm unterbrochen hat.
#05 - 17. April 2025 - SSV Süng gg SSV Jan Wellem 05 - 1:3 nV
Kreispokal Berg - Achtelfinale - Sportplatz Süng, Lindlar - ca. 60 Zuschauer


Als kleiner Lückenfüller zur Wochenmitte ging es mal wieder in vertraute Gefilde: Im Achtelfinale des Kreispokals Berg trafen in Lindlar der SSV Süng und der SSV Jan Wellem 05 aufeinander. Gespielt wurde auf dem unspektakulären Kunstrasenplatz im Lindlarer Ortsteil Hartegasse. Der Platz liegt am Ortsrand, drumherum ein paar Bäume, ansonsten eine eher einfache Anlage die aber seit kurzer Zeit immerhin einen kleinen Ausbau in Form einer kleinen Überdachung auf der Gegengerade hat.
Sportlich entwickelte sich ein Pokalfight, wie er im Buche steht. Jan Wellem aus der Bezirksliga war über weite Strecken überlegen, verpasste es aber, frühzeitig den Sack zuzumachen. Erst in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit fiel das längst überfällige 0:1, und alles sah nach einem standesgemäßen Auswärtssieg aus. Doch Süng hatte offenbar einen letzten Angriff im Köcher und traf tatsächlich mit dem sprichwörtlich ersten gefährlichen Abschluss in der 95. Minute zum 1:1 – Verlängerung, wie so oft bei Pokalbesuchen.
In den zusätzlichen 30 Minuten war dann schnell klar, dass der Underdog nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte. Jan Wellem nutzte die Räume und erhöhte zügig auf 1:3, womit die Partie entschieden war. Warum das nicht schon vorher möglich war, wird deren Trainerteam vermutlich ebenfalls beschäftigt haben. Am Ende ein verdienter Sieg für den Favoriten, aber mit einem überraschend zähen Umweg dorthin.
#06 - 20. April 2025 - RSC Anderlecht gg Royal Antwerp FC - 0:0
Jupiler Pro League - Meisterrunde - 4. Spieltag - Lotto Park, Anderlecht (Belgien) - 21.900 Zuschauer
Auch der lang geplante Besuch beim RSC Anderlecht konnte endlich abgehakt werden. Vor dem Spiel blieb noch etwas Zeit für einen kleinen Abstecher durch Brüssel – natürlich inklusive eines kurzen Pflichtstopps beim Manneken Pis. Immer wieder erstaunlich, wie viele Touristen sich für diese kleine Figur versammeln.
Rund ums Stadion war dann einiges los: Eine große Foodmeile zog sich entlang der Zufahrtsstraßen, dominiert von belgischen Klassikern – Frittenwagen an Frittenwagen, alles schön fettig und knusprig. Für mich gab’s eine „Mitraillette“ – ein echter Kalorienklopper: Baguette belegt mit Frikandel oder anderem Fleisch, dazu belgische Pommes, meist noch mit Sauce Andalouse oder Samurai, und das Ganze wird dann zu einem Monster-Sandwich zusammengeklappt. Nichts für jeden Tag, aber passt perfekt zum Stadionbesuch.
Gespielt wurde im Lotto Park, der Heimstätte des RSC Anderlecht. Das Stadion liegt mitten im Stadtteil Anderlecht, also recht zentral im Brüsseler Stadtgebiet. Es fasst knapp über 21.000 Zuschauer und wurde zuletzt mehrfach modernisiert, hat dabei aber seinen eher kompakten Charme behalten. Die Fassaden sind nicht besonders imposant, dafür ist die Atmosphäre im Inneren – je nach Spiel – oft recht stimmungsvoll.
An diesem Tag ging es in der Meisterschafts-Playoff gegen Royal Antwerpen. Eigentlich ein Topspiel, sportlich aber eher zäh – 0:0 der Endstand. Auch auf den Rängen war’s eher merkwürdig. Die Fanszene von Anderlecht ist offenbar zweigeteilt: Auf der einen Seite eher flämisch geprägt, auf der anderen Seite französischsprachig. Die beiden Blöcke stimmten ihre Gesänge jeweils in ihrer Sprache an, wodurch der Support eher fragmentiert als einheitlich wirkte. Dazu passte auch das insgesamt eher zurückhaltende Publikum – die große Euphorie wollte an diesem Tag nicht so richtig aufkommen.
Trotzdem ein Haken auf der Belgien-Liste und ein traditionsreicher Verein mehr, der abgehakt ist. Bleibt ein Mix aus solider Stadionkulisse, ordentlichem Imbiss und etwas zerstreuter Stimmung.
#07 - 21. April 2025 - Südener Sport-Verein 1905/06 Hamm gg Türk. SC Hamm - 2:5
Kreisliga A Unna-Hamm - 17. Spieltag - Jahnstadion, Hamm - ca. 250 Zuschauer
Als die Nachricht die Runde machte, dass der Südener Sport-Verein 1905/06 Hamm seine restlichen Heimspiele der laufenden Saison im ehrwürdigen Jahnstadion in Hamm austragen würde, war klar: Das ist eine Einladung, die sich kein Groundhopper entgehen lässt. Hintergrund war eine echte Pechsträhne: Erst machten Maulwürfe dem eigentlichen Heimplatz den Garaus, dann fiel auch noch die vorgesehene Ausweichanlage einem Wasserrohrbruch zum Opfer. Und so bekam das altehrwürdige Jahnstadion nach vielen Jahren mal wieder Pflichtspielfußball zu sehen – und das gleich mit einem echten Hopper-Highlight.
Das Jahnstadion Hamm hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es wurde 1930 eröffnet und war über Jahrzehnte die Heimat des Hammer SpVg, der hier bis in die 2000er hinein höherklassig spielte. Nach dem Auszug ins neue direkt nebenan liegende EVORA-Arena-Stadion und dem Rückzug der HSV aus der Oberliga verlor das Jahnstadion zusehends an Bedeutung. Seitdem diente es nur noch gelegentlich als Ausweichstätte oder Trainingsplatz. Dass hier nun wieder Kreisliga-Fußball unter Wettkampfbedingungen über die Bühne ging, hatte schon fast etwas Nostalgisches.
Natürlich ließ sich die Hopper-Community dieses seltene Ereignis nicht entgehen. Geschätzt 250 Zuschauer fanden sich an diesem Tag ein – ein Großteil davon zweifellos reisende Sammler mit Kamera, Klappstuhl und Groundhopping-Bibel unterm Arm. Für den Südener SV dürfte das ein Rekordbesuch gewesen sein. Allerdings blieb die Kasse an diesem Tag geschlossen – Eintritt wurde nicht genommen. Eine vertane Chance, bei dem Andrang ein wenig die Vereinskasse aufzubessern. Gerade in der Kreisliga wäre das wohl mehr als willkommen gewesen.
Sportlich war der Tag aus Südener Sicht weniger erfreulich: Gegen den Türkischen SC Hamm setzte es eine deutliche 2:5-Niederlage. Aber darum ging es an diesem Tag auch nur bedingt. Viel mehr zählte die Location – ein Stadion mit Geschichte, das sich an diesem Nachmittag nochmal im Rampenlicht zeigen durfte. Ein echtes Geschenk für Nostalgiker und Punktesammler gleichermaßen.
#08 - 27. April 2025 - SG Herdorf gg DJK Friesenhagen - 7:0
Kreisliga A Westerwald/Sieg - 22. Spieltag - Glück-Auf-Kampfbahn Herdorf, Herdorf - 150 Zuschauer
Wenn ich ehrlich bin, war das mit Abstand der eindrucksvollste Amateurplatz, den ich je erlebt habe. Die Glück-Auf-Kampfbahn in Herdorf liegt mitten im Westerwald, direkt in eine Hanglage hineingebaut – das macht den Platz so besonders. Auf drei Seiten zieht sich eine Naturtribüne in Form eines Graswalls um das Spielfeld und bietet je nach Sonnenstand ein Panorama über Herdorf und die umliegenden Berge.
Die Geschichte der Anlage geht zurück bis vor den Zweiten Weltkrieg. In den letzten Jahren wurde der Platz sogar saniert – nach Schäden durch Wildschweine legten die Verantwortlichen die Grasnarbe neu an und installierten eine Bewässerungsanlage. Damit ist der Rasen jetzt wieder top in Schuss und bereit für jede Menge Stollen-Action.
Ein absolutes Highlight ist der Wanderweg oberhalb des Stadions. Von dort hat man den besten Blick, direkt von außen auf das Spielfeld mit dem ganzen Westerwald-Panorama. Das ist wirklich atemberaubend und ein Setup, das ich so nur sehr selten erlebt habe.
Die SG Herdorf trägt hier seine Heimspiele aus, aber nicht regelmäßig. Häufig weicht man auf den Kunstrasenplatz im Dorf aus. Umso mehr lohnt sich ein Besuch, wenn wieder auf dem Rasen gespielt wird. Dafür sollten sich Groundhopper unbedingt den Termin vormerken, es lohnt sich garantiert. Und ich verspreche: Man bereut das nicht.
#09 - 4. Mai 2025 - SG Mendig / Bell gg TuS Mayen - 0:1
Bezirksliga Rheinland Mitte - 27. Spieltag - Junglas-Baumaschinen-Stadion, Mendig - 350 Zuschauer
Der Mai startete eher gemächlich, mit einem Derby zwischen der SG Eintracht Mendig/Bell und dem TuS Mayen. Gespielt wurde im Junglas-Baumaschinen-Stadion, das direkt neben der Vulkan-Brauerei in Mendig liegt. Viel mehr gibt’s zur Lage eigentlich nicht zu sagen – Stadion, Parkplatz, Brauerei, fertig.
Der Ground selbst kommt funktional daher: Kunstrasen, ein paar Stufen auf einer Seite, Vereinsheim mit Grillbude. Zuschauerresonanz auf Grund des Derbys ein wenig höher als bei einem normalen Spiel in Mendig. Sportlich war’s ein klassischer Bezirksliga-Kick, man kloppte sich durchs Mittelfeld, Torchancen waren Mangelware. Derbycharakter kam in der Schlussphase auf, als der Schiri zwei Spieler von Mayen mit Rot vom Platz stellte. Trotz doppelter Unterzahl schaffte es Mayen, die 0:1-Führung über die Zeit zu bringen.
Am Ende kein Spiel, das lange im Kopf bleibt – aber wieder ein Ground mehr im Buch.
#10 - 11. Mai 2025 - SV Milsbeek gg Vitesse '08 - 4:2
Vierde Klasse Zondag Zuid - 21. Spieltag - Sportpark Zwarteweg, Milsbeek (Niederlande) - ca. 100 Zuschauer
Der nächste Stopp führte mich ins niederländische Milsbeek, nur einen Steinwurf von der deutschen Grenze entfernt. Der SV Milsbeek lud zum Heimspiel im Sportpark De Zwarteweg, einem charmanten Amateurstadion mit gepflegtem Rasenplatz, einer kleinen, überdachten Tribüne auf der Hauptseite und viel Grün drumherum. Alles sehr ruhig und heimelig, wie man es bei vielen niederländischen Amateurvereinen kennt.
An der Kasse saßen zwei ältere Herren, die mit dem Begriff Groundhopper scheinbar noch nie in Berührung gekommen waren. Als ich auf die Frage, woher ich komme, antwortete, dass ich extra aus Deutschland angereist bin, fiel ihnen fast das Wechselgeld aus der Hand. Gut, es waren nur etwas über 100 Kilometer, aber für sie schien das eine Weltreise. Umso größer war die Freude über mein Erscheinen – und genau diese echte, ehrliche Gastfreundschaft macht solche Ausflüge aus.
Zum Spiel gab’s die gewohnte Versorgung mit Frikandel und Co., und da es Muttertag war, bekam jede Frau sogar ein Stück Kuchen gratis. Kleine Geste, große Wirkung – sympathisch und typisch niederländisch.
Das Spiel gewann der SV Milsbeek auch noch 4:2 gegen Vitesse ´08, auch bei dieser Begegnung darf man wohl von einem Derby sprechen. Immer kommt Vitesse aus dem benachbarten Gennep und hatte damit eine deutlich kürze Anreise als ich.
#11 - 18. Mai 2025 - SG Agathaberg gg SV Morsbach - 2:0
Kreisliga C Berg - 26. Spieltag - Jokey Arena, Wipperfürth - ca. 30 Zuschauer
Agathaberg – ein kleiner Ortsteil von Wipperfürth, Oberbergischer Kreis, landschaftlich idyllisch gelegen, infrastrukturell eher überschaubar. Trotzdem bot sich hier an einem Wochenende die seltene Gelegenheit, zwei Leidenschaften zu kombinieren: Radsport und Groundhopping. Perfekter Anlass also, dem örtlichen Kunstrasenplatz mit dem stolzen Namen Jokey Arena mal einen Besuch abzustatten.
Benannt ist der Platz nach der Firma Jokey, einem regional ansässigen Verpackungshersteller, der hier offenbar als Sponsor fungiert. Der Ground selbst ist funktional, wie man es aus der Kreisliga kennt – ein Kunstrasen der schon ordentlich gelitten hat und nicht mehr im besten Zustand ist, dazu mit kleinem Vereinsheim und etwas Zaun drumherum. Aber der Name verleiht ihm immerhin eine gewisse Würde.
Los ging’s allerdings nicht mit Fußball, sondern mit dem Radrennen "Rund um Köln". Die Profis nahmen auf ihrer Schleife durch das Bergische Land auch den Anstieg nach Agathaberg mit – und das gleich zweimal. Und dieser Anstieg hat es in sich: bis zu 27 % Steigung, brutal für Beine und Moral. Einige mussten sogar vom Rad und schieben, was für eine Szene.Der Ort hatte sich ordentlich rausgeputzt: an der Bergwertung gab’s einen kleinen Eventpoint mit Bratwurst, Kuchenbuffet und Großbildleinwand – Volksfestcharakter mit Sportbezug. Stimmung gut, Publikum bunt gemischt, von Einheimischen bis zu Radsportnerds.
Nach dem zweiten Durchgang des Fahrerfeldes schlenderte man einfach ein paar Meter die Straße runter – und stand praktisch schon an der Jokey Arena. Dort rollte der Ball in der Kreisliga C, genauer gesagt bei der Partie SG Agathaberg gegen SV Morsbach.
Von der Volksfeststimmung des Radsports war am Platz nicht mehr viel zu spüren: maximal 30 Zuschauer verirrten sich zum Anstoß. Ein paar Anwohner, ein paar Verwandte, ein paar Mitgereiste – das war’s. Dabei war die Szenerie eigentlich ganz charmant: Der Platz liegt direkt an der Straße, auf der kurz zuvor noch das Fahrerfeld keuchend die Rampe hochgeklettert war. Jetzt rollte eben der Ball, ganz ruhig, ganz beschaulich.
Sportlich kein Leckerbissen, aber das war an diesem Tag auch Nebensache. Der Mix aus Profi-Radsport und Kreisliga-Kick war auf seine Weise einzigartig – und genau solche Tage sind es, die das Hopperherz auf besondere Art füttern.
#12 - 24. Mai 2025 - GU-Türkischer SV Pforzheim gg SV Sandhausen - 0:4
Landespokal Baden - Finale - HWH Arena, Eppingen - 2.531 Zuschauer
Der Finaltag der Amateure feierte 2025 sein zehnjähriges Bestehen und so richtig amateurhaft wirkt das Format inzwischen nur noch auf dem Papier. Was einst als Schaufenster für den echten Unterbau des deutschen Fußballs gedacht war, gerät mit Partien wie Rot Weiss Essen gegen den MSV Duisburg oder Viktoria Köln gegen Alemannia Aachen zunehmend zur Bühne für gestandene Profiklubs. Die Idee ist gut, die Realität inzwischen etwas verwässert.
Etwas beschaulicher ging es da schon im badischen Landespokal zu. Im dortigen Finale trafen der GU Türkischer SV Pforzheim und der SV Sandhausen in der HWH Arena in Eppingen aufeinander. Die Fußballstätte, früher Hugo‑Koch‑Stadion, wurde Ende der 1970er von den eigenen Mitgliedern des VfB Eppingen auf Naturrasen ohne Laufbahn errichtet. Sie fasst rund 10 000 Zuschauer – reiner Stehplatzbereich, keine Sitztribüne, keine Überdachung. Seit Sommer 2018 trägt das Stadion den Namen HWH Arena nach seinem Sponsor. Ein funktionaler, ungepolsterter Boden mit rauem Charme – kein Komfortwunderland, aber genau das macht’s für Groundhopper so wertvoll. Hier trägt normalerweise der VfB Eppingen seine Heimspiele aus. Der Verein sorgte 1974 für die "Mutter aller Pokalsensationen", als man den Hamburger SV mit 2 zu 1 aus dem DFB Pokal warf. Eine Geschichte, die im Ort bis heute nicht vergessen ist.
Zurück zum aktuellen Finale. Viel Spannung kam dabei nicht auf. Sandhausen, gerade frisch aus der dritten Liga abgestiegen, ließ nichts anbrennen und dominierte die Partie von Anfang bis Ende. Der klare 4 zu 0 Erfolg bedeutete die Qualifikation für den DFB Pokal und damit zumindest ein kleines Trostpflaster zum Saisonabschluss.
Für den GU Türkischer SV Pforzheim blieb es bei der Finalteilnahme und dem Erlebnis, Teil des bundesweiten Finaltags gewesen zu sein. Am Ende dann doch ein Tag für die Amateure, wenn auch nicht mehr ganz so wie ursprünglich gedacht.
#13 - 25. Mai 2025 - VfB Westhofen gg SG Blau-Weiss Haspe - 1:3
Bezirksliga Westfalen - 29. Spieltag - Stadion Schützenhof, Schwerte - 350 Zuschauer
Am 25. Mai 2025 war endgültig Schluss – das traditionsreiche Stadion Schützenhof in Schwerte verabschiedete sich mit einem letzten Pflichtspiel aus der aktiven Groundhopping- und Fußball-Landschaft. Gastgeber war an diesem Tag nicht etwa der VfL Schwerte, der eigentliche Hausherr, sondern der VfB Westhofen, der in der Rückrunde 2025 aufgrund von Umbauarbeiten auf seiner heimischen Sportanlage auf den Schützenhof ausweichen musste. Der VfL selbst war bereits im März ausgezogen, im Zuge der Fusion mit dem TuS Wandhofen zum neuen VfL Schwerte 1911 und dem Umzug in die moderne Sportanlage im Wandhofener Bruch – eine Entwicklung, die zwar sportlich nachvollziehbar, für Nostalgiker aber eine echte Zäsur war. Der Schützenhof, 1922 eröffnet, war jahrzehntelang das sportliche Herz von Schwerte. Mit seinen knapp 6.000 Plätzen, dem Kunstrasenplatz, Flutlichtanlage, einer kleinen überdachten Tribüne mit vier Sitzreihen sowie dem rustikalen Vereinsheim im Fachwerkstil inklusive überdachtem Biergarten war das Stadion genau das, was Groundhopper lieben – ehrlicher Amateurfußball mit Patina.
Das letzte Spiel im Schützenhof war standesgemäß kein großes Fußballfest, aber ein würdiger Abschied: Der VfB Westhofen unterlag vor offiziell rund 350 Zuschauern, von denen gefühlt 300 mit Notizbuch und Kamera ausgestattet waren, mit 1:3 gegen die SG Blau-Weiß Haspe. Der letzte Torschütze in der Stadiongeschichte hieß Giuseppe Restieri – und Haspe darf sich nun als letzter Sieger im Schützenhof verewigen.
Dass die Hopper in Scharen gekommen waren, hatte natürlich auch einen handfesten Grund: Für dieses Spiel gab es in der Futbology-App ein exklusives Badge für den letzten Stadionbesuch – Sammlerherz, was willst du mehr? So wurde das Schützenhof-Stadion mit einem stimmungsvollen, wenn auch leicht wehmütigen Nachmittag verabschiedet, bevor die Bagger anrollen und hier demnächst ein Wohnquartier mit 450 geplanten Wohneinheiten entsteht. Ein weiteres Kapitel Stadiongeschichte geht zu Ende – aber wenigstens mit einem Häkchen in der App.
#14 - 29. Mai 2025 - Royal Antwerp FC gg Sporting de Charleroi - 1:2
Jupiler Pro League - Play-off ECL - Bosuilstadion, Antwerpen (Belgien) - 14.008 Zuschauer
Am Ende der belgischen Saison stand noch das große Relegationsspiel um die Teilnahme an der UEFA Conference League an – ein echter Leckerbissen der auch meinen Saisonabschluss bildete. Gegner waren Royal Antwerpen und Sporting Charleroi, im legendären Bosuilstadion, das ohnehin schon länger auf meiner Liste stand.
In Belgien gibt es ein recht kompliziertes Playoff-System. Nach der regulären Saison spielen die besten sechs Teams die Meisterschaft unter sich aus. Die Mannschaften auf den Plätzen 7 bis 12 kämpfen in einer separaten Runde – den sogenannten Europa-Playoffs – um einen Platz im Europapokal.
Am Ende trifft der beste dieser Europa-Playoff-Gruppe auf ein Team aus den Meister-Playoffs. In diesem Jahr war das Royal Antwerpen, das in der Meisterrunde nur Fünfter wurde. Da Pokalsieger Club Brügge bereits über den Pokal für Europa qualifiziert war, durfte Antwerpen in dieses Entscheidungsspiel einziehen. Gegner war Sporting Charleroi, der Sieger der Europa-Playoffs. Der Gewinner dieses einen Spiels qualifiziert sich schließlich für die UEFA Conference League.
Tickets für einen Besuch im Bosuil sind normalerweise nahezu unmöglich gewesen – Bosuil ist heiß begehrt. Nun hatten Dauerkarten für das Relegationsspiel keine Gültigkeit und die Karten gab’s im freien Verkauf, also direkt zugeschlagen.
Das Bosuilstadion in Deurne, einem Viertel von Antwerpen, ist eines der ältesten Fußballstadien Belgiens. Es wurde am 1. November 1923 eröffnet. Aktuell finden dort knapp 16 144 Zuschauer Platz. Zwischen 2017 und 2020 wurde diese Haupttribüne komplett neu gebaut. Seit Mai 2025 läuft ein weiterer Umbau: die Osttribüne auf der Gegengeradewurde abgerissen, da sie schon Jahre wegen Betonvergiftung gesperrt war. Zum Zeitpunkt meines Besuchen sah man noch die Bagger direkt am Spielfeldrand stehen. Royal Antwerpen plant einen provisorischen Neubau für mehr als 8 500 Fans, um die Kapazität auf rund 21 000 Plätze zu erhöhen. Der neue Rang soll bis zur kommenden Winterpause fertig sein, langfristig ist auch die komplette Erneuerung aller Tribünen geplant.
Stimmungsmäßig war’s an diesem Abend absolut solide. Die Antwerp-Fans eröffneten mit einer kleinen Choreo samt Rauchtöpfen und Kanonenschlägen in der Heimkurve, auch der Gästeanhang aus Charleroi war präsent und zündete gegen Spielende noch ein paar Fackeln im Auswärtsblock.
Sportlich ging es um das letzte verbliebene Ticket für die UEFA Conference League – ein einzelnes Entscheidungsspiel ohne Rückspiel. Charleroi erwischte den besseren Start und ging mit 0:1 in Führung. Antwerpen konterte im zweiten Durchgang und glich verdient zum 1:1 aus. Als sich schon alles auf eine Verlängerung einstellte, schlugen die Gäste in der Nachspielzeit eiskalt zu – 1:2, Schockstarre im Bosuilstadion, Entscheidung gefallen.
Fazit: ein stimmungsvoller Abschluss einer langen Saison. Großer Rahmen, sportliches Drama und ein Stadion im Umbruch – so darf ein Groundhopper-Jahr enden.