#01 - 1. Dezember 2024 - SC BVV gg RKSV Boxtel - 2:4
Vierde Klasse Zondag Zuid 1 D - 10. Spieltag - Sportpark De Vliert, 's-Hertogenbosch (Niederlande) - ca. 80 Zuschauer
Das Winterprogramm wurde mit einem Doppler im niederländischen 's-Hertogenbosch eröffnet., Eigentliches Ziel der Reise war das Zweitliga-Spiel des FC Den Bosch im Stadion De Vliert, direkt nebenan fand im Sportpark De Vliert im Vorfeld aber noch ein Amateurkick der Bossche Voetbal Vereniging, kurz BVV statt. Der Rasenplatz verfügt über eine kleine Sitzplatztribüne, welche schon mal für mehr Ausbau sorgte, als auf den meisten Amateurplätzen in Deutschland. Dazu gab es noch ein Vereinsheim mit einer großen Auswahl an Speisen und Getränken. In Kombination mit dem kurz danach stattfindenden Spiel des FC Den Bosch und ein durchaus gern mit genommenes Kreuz in der Statistik.
#02 - 1. Dezember 2024 - FC Den Bosch gg FC Dordrecht - 2:3
Keuken Kampioen Divisie - 17. Spieltag - De Vliert, 's-Hertogenbosch (Niederlande) - 5.773 Zuschauer
Das Stadion De Vliert war einst das drittgrößte Stadion in den Niederlanden, als es 1951 eingeweiht wurde hatten nur das Amsterdamer Olympiastadion du De Kuip in Rotterdam ein höheres Fassungsvermögen. 1997 wurde das ursprüngliche Stadion abgerissen und an gleicher Stelle durch einen Neubau mit einer deutlich verringerten Kapazität ersetzt. Seitdem finden noch 9.000 Zuschauer im Stadion platz, was für den Zuschauerzuspruch in der zweiten niederländischen Liga vollkommen ausreicht. Die Ultras den FC Den Bosch haben ihren Standort nicht etwa auf einer Hinter-Tor-Tribüne, sondern stehen seitlich der Gegengerade. Bei meinem besuchten Spiel gegen den FC Dordrecht waren etwa 200 Ultras im Stadion, welche ihre Mannschaft organisiert unterstützten.
#03 - 8. Dezember 2024 - FC Viktoria Köln gg VfL Osnabrück - 2:0
3. Liga - 17. Spieltag - Stadion im Sportpark Höhenberg, Köln - 3.621 Zuschauer
Mal wieder ein Sonntagabend Spiel in Köln Höhenberg, die Viktoria empfing den VFL Osnabrück und es war das selbe Spielchen wie jedes mal. Etwa 3/4 der Zuschauer waren Auswärtsfans und verwandelten den Sportpark in eine Osnabrücker Festung. gebracht hat es wenig. Der Sieg ging mit 2:0 an Viktoria Köln. In der zweiten Halbzeit suchte ich mir erstmals einen Platz im Stehbereich der Heimmannschaft und konnte somit erstmals ein paar Fotos des Stadions aus einer anderen Perspektive aufnehme, die Fanszene der Viktoria ist in den letzten Jahren zwar leicht gewachsen, die aktiven Fans lassen sich aber nach wie vor fast an einer Hand abzählen. Seit ein paar Monaten wurde übrigens der Name der KVB Haltestelle am Stadion angepasst, nun steigt man nicht mehr an der Frankfurter Straße aus, sondern am Sportpark Höhenberg. Vermutlich kam es bei Auswärtsfans öfters zu Anreiseproblemen mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, weil es in Köln noch eine zweite Haltestelle mit dem Namen Frankfurter Straße gibt, dieses Problem hat man mit dem neuen Namen der Haltestelle behoben.
#04 - 11. Dezember 2024 - TV Hoffnungsthal gg Alemannia Aachen - 1:4 n.V.
Mittelrheinpokal - Achtelfinale - BELKAW-Arena, Bergisch Gladbach - 2.000 Zuschauer
Auch im Landespokal Mittelrhein das selbe Spielchen wie immer, jeder Amateurklub hofft auf das große Los. Der TV Hoffnungsthal durfte sich über Alemannia Aachen freuen, was am Mittelrhein wohl als goldenes Los bezeichnet werden darf. Standesgemäß wurde es natürlich zum "Spiel des Jahres" ausgerufen, auch wenn man die Partie natürlich nicht am heimischen Bergsegen austragen konnte. Keine Infrastruktur um dort einen Gegner wie Alemannia Aachen zu empfangen. Viele kleine Vereine entscheiden sich dann für einen Tausch des Heimrechts um einmal vor großer Kulisse im großen Tivoli auflaufen zu dürfen, dies kam diesmal allerdings nicht in Frage dann im Aachener Stadion bereits die Vorbereitungen auf das traditionelle Weihnachtssingen liefen und somit der Tivoli nicht zur Verfügung stand. So musste die BELKAW-Arena in Bergisch Gladbach als Ausweichstätte herhalten, knappe 20 Kilometer Anreise für die Hoffnungsthaler Elf welche in der Bezirksliga normalerweise vor überschaubarer Kulisse spielt. In Bergisch Gladbach aber pilgerten 2.000 Zuschauer am Abend ins Stadion, etwa 800 davon aus Aachen. Lange Zeit lag hier tatsächlich die Sensation in der Luft, der TVH ging in der elften Minute in Führung und verteidigte diese Wacker, eher ein Eigentor in der 87. Spielminute doch noch für die Verlängerung sorgte, in welcher der Drittligist aus Aachen die Partie dann aber schnell drehte und nach 120 Minuten doch deutlich mit 1:4 gewann.
Mit dabei war auch die Aachener Karlsbade, welche die zweite Halbzeit mit einer kleinen Pyroshow inklusive Feuerwerk eröffnete.
#05 - 15. Dezember 2024 - FC Teutonia Weiden gg TuS Blau-Weiß Königsdorf - 5:2
Mittelrheinpokal - Achtelfinale - Jupp-Derwall-Stadion (Kunstrasen), Würselen - 120 Zuschauer
Nach dem Spiel in Bergisch Gladbach gab es den Sonntag drauf noch eine weitere Partie des Mittelrheinpokal Achtelfinals welches ich besuchte, es ging nach Würselen wo es zum Duell der beiden Mittelrheinligisten FC Teutonia Weiden und TuS Blau-Weiß Königsdorf kam. Der Gastgeber Teutonia Weiden erreichte zu dieser Saison nach drei Aufstiegen in Folge die Oberliga und da ich die Mittelrheinliga möglichst immer komplett haben möchte, stand der Besuch des Jupp-Derwall-Stadions ohnehin auf meiner Liste. Das Gelände ist noch relativ neu, wurde erst 2021 eröffnet. Es gibt zwei Plätze, einen Kunstrasenplatz auf welchem Teutonia Weiden sämtliche Spiele austrägt plus den Rasenplatz der aber kaum bespielt wurde. Einzig für ein Testspiel gegen Alemannia Aachen rollte hier mal der Ball. Der Kunstrasenplatz des Jupp-Derwall-Stadion ist völlig unspektakulärer Ground mit einen minimalen Ausbau in Form von drei Steinstufen auf der Hauptgerade. Nichts besonderes und bei eisigem Winterwetter mit Nieselregen verirrten sich gerade mal 120 Zuschauer auf das Gelände. Ground gemacht, mehr nicht. Höchstwahrscheinlich werde ich hierhin noch mal zurückkehren, sollte der Rasenplatz bespielt werden. Aber auch der verspricht nicht mehr als einen weiteren Punkt auf der Groundkarte.
#06 - 26. Dezember 2024 - KV Mechelen gg Standard de Liège - 0:0
Jupiler Pro League - 20. Spieltag - AFAS-Stadion Achter de Kazerne, Mechelen (Belgien) - 15.895 Zuschauer
Genau wie im letzten Jahr ging es am zweiten Weihnachtstag nach Belgien wo ganz nach englischer Tradition der Boxing Day Spieltag zelebriert wird. Ziel diesmal war das AFAS Stadion in Mechelen, welches ziemlich zentral nicht weit entfernt vom Stadtkern liegt. In der Vorplanung erkundigte ich mich glücklicherweise auch nach Parkmöglichkeiten, weil im direkten Stadionumfeld gibt es kaum Möglichkeiten sein Auto einigermaßen legal abzustellen. Ein Parkhaus etwa 1,5 Kilometer vom Spielort entfernt war da noch die beste Gelegenheit und war auf Grund des Feiertages sogar noch kostenfrei nutzbar. Ein bisschen Glück gehörte auch dazu, den zum Ankunftszeitpunkt waren praktisch alle Parkplätze schon belegt, bis dann aus Zufall einer frei wurde und direkt in Beschlag genommen wurde. Es folgte ein Fußmarsch zum Stadion, welches ziemlich modern daher kommt weil es in seiner heutigen Form erst seit 2019 besteht. Durch die damalige Modernisierung hat der Ground heute eine Kapazität von 16.672 Plätzen, welche zum Spiel gegen Standard Lüttich auch weitestgehend alle besetzt waren. Ich saß im Oberrang einer Kurve und war wohl in einzigen Block des Stadions mit einer kleinen Sichteinschränkung, den genau in der Kurve wird das Stadiondach durch zwei Pfosten abgestützt. Die Stimmung beim Spiel war für belgische Verhältnisse in Ordnung, lies aber im Spielverlauf stark ab. Das Endergebnis von 0:0 gab aber auch keine bessere Stimmung her.
#07 - 12. Januar 2025 - K Beerschot VA gg Royal Antwerp FC - 1:1
Jupiler Pro League - 21. Spieltag - Olympisch Stadion, Antwerpen (Belgien) - 11.256 Zuschauer
Neues Jahr, neue Grounds! Und wie könnte man besser in das Groundhopping-Jahr starten als mit einem echten Kracher? Mein erstes Spiel 2025 war direkt das berüchtigte "Derby van 't stad" zwischen K Beerschot VA und Royal Antwerp FC.
Austragungsort: Das legendäre Olympisch Stadion in Antwerpen – eine absolute Kultstätte des belgischen Fußballs. Bevor es ins Stadion ging, ließ ich den Tag entspannt angehen und gönnte mir Frühstück im direkt angrenzenden Viertel. Doch so ruhig blieb es nicht lange. Schon beim Spaziergang in Richtung Stadion hörte ich aus der Ferne die ersten Böllerschläge. Kurz darauf lag ein Hauch von lila Rauch in der Luft – die Beerschot-Fans machten sich bereit! Schon außerhalb des Stadions war die Intensität dieses Spiels zu spüren. Dass es sich hier nicht um ein normales Ligaspiel handelt, sondern um ein echtes Hochrisikospiel, war jedem klar. Polizei in voller Montur, strikte Fantrennung – alles war auf Eskalationsvermeidung ausgelegt. Doch auf den Rängen sollte es ordentlich zur Sache gehen. Als die beiden Mannschaften den Rasen betraten, explodierte das Stadion förmlich in einem Feuerwerk aus Pyrotechnik. Beide Fanlager gaben alles, und der Rauch war so dicht, dass sich der Anstoß erstmal verzögerte. Kaum hatte sich der Rauch verzogen, legte Beerschot los wie die Feuerwehr – und wie! Erste Minute, erstes Tor für die Hausherren! Das Olympisch Stadion stand Kopf, die Fans waren völlig aus dem Häuschen. Ich hatte ja schon einige Spiele in Belgien besucht, aber diese Atmosphäre war mit Abstand die beste, die ich je erlebt habe.
Wie es sich für ein Derby gehört, ging es auf dem Rasen und auf den Tribünen weiter zur Sache. Provokationen auf beiden Seiten, hitzige Zweikämpfe – alles, was man sich von einem Stadtderby wünscht. In der zweiten Halbzeit legten die Royal-Antwerp-Fans nach und zündeten erneut Pyrotechnik. Das Spiel stand kurz vor dem Abbruch – was übrigens in der Geschichte dieses Derbys schon mehrfach vorgekommen ist. Antwerp drückte in der zweiten Halbzeit auf den Ausgleich, und irgendwann war es dann so weit: 1:1. Das Stadion brodelte weiter, beide Fanlager feuerten ihr Team bis zum Schlusspfiff an. Am Ende blieb es bei diesem Unentschieden, aber das Ergebnis war fast schon Nebensache.
Dieses Derby hatte einfach alles: Leidenschaft, Pyro, Emotionen und eine Stimmung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Perfekter Auftakt ins neue Jahr – so kann 2025 weitergehen!
#08 - 18. Januar 2025 - Club Brugge KV gg K Beerschot VA - 4:2
Jupiler Pro League - 22. Spieltag - Jan Breydelstadion, Brügge (Belgien) - 18.700 Zuschauer
Trotz zahlreicher Besuche in Belgien – sei es in Brüssel, Lüttich, Gent oder Antwerpen – hatte es mich bislang noch nie nach Brügge verschlagen. Eine echte Lücke, denn die Stadt zählt mit ihren historischen Gassen, Grachten und mittelalterlichen Fassaden nicht umsonst zu den schönsten Europas. Also kombinierte ich an diesem Samstag endlich Sightseeing mit Stadionbesuch – und holte einen Klassiker der belgischen Fußballlandschaft nach.
Das Jan-Breydel-Stadion, benannt nach einem flämischen Freiheitskämpfer, liegt etwas außerhalb des historischen Zentrums. Es bietet Platz für rund 29.000 Zuschauer und wird von zwei Vereinen genutzt: Club Brugge und Cercle Brugge. Ein echtes Oldschool-Stadion mit teilweise überdachten Tribünen, das auf den ersten Blick eher funktional als charmant daherkommt. Trotzdem: Für belgische Verhältnisse eine echte Hausnummer – und bei Club-Spielen meist gut besucht.
Gegner an diesem Abend war Beerschot aus Antwerpen – eine Mannschaft, die ich in der Woche zuvor noch im hitzigen Stadtderby gegen Royal Antwerpen erleben durfte. Belgische Wochen also für mich – und ein schöner Kontrast zum brodelnden Olympiastadion war dieser Abend in Brügge definitiv.
Denn obwohl es ein Samstagabendspiel unter Flutlicht war und Club Brugge ein unterhaltsames 4:2 auf den Rasen legte, wollte keine rechte Stimmung aufkommen. Die Kurve machte hin und wieder etwas Alarm – doch insgesamt war das Publikum erstaunlich ruhig, fast lethargisch. Stimmung kam im Grunde nur bei den Toren auf. Der Rest wirkte wie ein Arena-Erlebnis im Sitzen – viele Eventfans, viele mit Schal, aber wenige mit echter Leidenschaft.
Man fühlte sich ein bisschen wie bei einem Heimspiel von Hoffenheim oder Wolfsburg: sportlich solide, Zuschauerzahlen stimmen, aber die Atmosphäre wirkt eher wie ein Bundesliga-Erlebnis mit Dämpfer. Vielleicht ist man hier einfach zu erfolgsverwöhnt – immerhin ist Club Brugge seit Jahren eine der Top-Adressen im belgischen Fußball. Trotzdem hätte ich bei einem Samstagabendspiel gegen einen attraktiven Gegner wie Beerschot mehr erwartet.
Unterm Strich: Ein weiterer Haken auf der belgischen Fußballkarte, ein tolles Stadterlebnis in Brügge selbst, aber atmosphärisch war der Abend eher enttäuschend. Die drei Punkte dürften die Heimfans trotzdem zufrieden nach Hause geschickt haben – ich zog weiter mit dem nächsten Ground im Blick.
#09 - 19. Januar 2025 - Oud-Heverlee Leuven U23 gg KSK Heist - 1:1
National Division 1 VV - 18. Spieltag - Bergéstadion, Tienen (Belgien) - ca. 100 Zuschauer
Auf dem Rückweg aus Brügge legte ich spontan noch einen kleinen Ground-Stopp in Tienen ein – und der hat sich gelohnt. Im altehrwürdigen Bergestadion traf die zweite Mannschaft von Oud-Heverlee Leuven auf KSK Heist. Eine Begegnung der National Division 1 VV, also der flämischen Serie der dritten belgischen Liga.
Das Bergestadion ist ein echtes Schmuckstück für Liebhaber klassischer Grounds: Eine überdachte Haupttribüne mit Charme, große unüberdachte Stehtraversen rundherum, viel Beton, viel Patina – und dazu ein leicht abschüssiger, in die Landschaft eingebetteter Platz. Genau das, was das Groundhopper-Herz höherschlagen lässt.
OHL ist hier allerdings nur Untermieter – der eigentliche Hausherr ist der KVK Tienen, der ebenfalls in dieser Liga spielt. Beim Spiel der U23 von Leuven war davon aber nicht viel zu merken: Gerade mal rund 100 Zuschauer verirrten sich ins Stadion, darunter einige Offizielle, ein paar Angehörige – und vermutlich ich als einziger Tourist. Fußballromantik pur, auch wenn das Spiel selbst (1:1) eher zäh war.
Nach dem glanzlosen, aber erfolgreichen Abend in Brügge war das hier nochmal das komplette Kontrastprogramm – und genau deshalb liebe ich solche Abstecher. Ein Stadion wie aus einer anderen Zeit.
#10 - 26. Januar 2025 - Türkspor Dortmund gg MSV Duisburg - 0:3
Regionalliga West - 19. Spieltag - Ischelandstadion, Hagen - 3.363 Zuschauer
Ende Januar stand mein erster Deutschland-Ground des Jahres 2025 an – und der hatte es direkt in sich. Schauplatz war das Hagener Ischelandstadion, das in der Groundhopper-Szene schon seit Jahren als echter Geheimtipp galt. Nur selten bespielt, lange Zeit im Umbau – und plötzlich wieder regelmäßig Austragungsort für Regionalligafußball. Kein Wunder, dass sich beim Spiel von Türkspor Dortmund gegen den MSV Duisburg ein regelrechter Hopperauflauf entwickelte.
Türkspor hatte zu Saisonbeginn noch in Velbert gespielt, da im Ischelandstadion Baumaßnahmen liefen. Im weiteren Verlauf der Saison zog man dann aber nach Hagen um – ein Wechsel, der sich wie ein Lauffeuer in der Groundhopping-Community verbreitete. Denn das Ischelandstadion ist ein echtes Unikat: Ein klassisches Leichtathletikstadion mit charakteristischem Charme. Die Haupttribüne ist zwar nicht besonders groß, wirkt mit ihrem Runddach und den offenen Seiten aber angenehm retro. Auf der Gegengerade und rund um die Laufbahn gibt es breite Stufenanlagen – perfekte Fotomotive, perfekte Sicht. Betonromantik in Reinform.
Beim Spiel gegen den MSV Duisburg war der Ansturm gewaltig: 3.363 Zuschauer fanden den Weg ins Stadion, davon über 750 Groundhopper – viele mit Kamera, Notizbuch oder Aufkleber in der Hand. Der Rest bestand zum Großteil aus mitgereisten Duisburgern, die das Auswärtsspiel ihres angeschlagenen Traditionsklubs im großen Stil begleiteten. Von Türkspor-Fans hingegen: keine Spur. Keine Fahne, kein Schlachtruf – man hätte denken können, es handle sich um ein Testspiel auf neutralem Boden.
Die Atmosphäre war entsprechend skurril. Auf der einen Seite die aktive Duisburger Fanszene mit Trommeln und Gesängen, auf der anderen Seite hunderte Hopper, die das Spiel mit Interesse, aber ohne Emotion verfolgten. Und mittendrin ein Spiel, das schnell in Richtung der Gäste kippte – Endstand 0:3. Sportlich unspektakulär, stadiontechnisch ein absolutes Highlight.
Im Nachhinein kann ich von Glück reden, dass ich rechtzeitig vor Ort war. Denn wie sich mittlerweile herausgestellt hat, hat sich Türkspor Dortmund aus der Regionalliga zurückgezogen – womit sich das Kapitel Ischelandstadion wohl vorerst wieder geschlossen hat. Umso schöner, dass ich diesen besonderen Tag noch mitnehmen konnte. Für viele war’s ein Pflichttermin – für mich ein unerwartetes Highlight in einem ohnehin starken Fußballmonat.
#11 - 2. Februar 2025 - Union Saint-Gilloise gg K Sint-Truidense VV - 2:1
Jupiler Pro League - 24. Spieltag - Stade Joseph Marien, Forest (Belgien) - 6.105 Zuschauer
Anfang Februar führte mich mein Weg erneut nach Belgien – diesmal in die Hauptstadt, genauer gesagt zu einem der charmantesten Stadien des Landes: dem Stade Joseph Marien, Heimstätte von Union Saint-Gilloise. Während ich schon viele belgische Grounds besucht habe, war Union für mich bisher ein weißer Fleck auf der Karte – Zeit, das zu ändern.
Die Anreise gestaltete sich dabei ziemlich clever: Ich stellte mein Auto auf einem Carpool-Parkplatz etwas außerhalb ab und legte die letzten Kilometer per E-Scooter zurück – eine entspannte und vor allem stressfreie Lösung, denn Parken rund ums Stadion kann schnell zur Geduldsprobe werden. Der Weg führt vorbei am Dudenpark, durch enge Straßen und plötzlich steht man vor dem Stadion, das sich genau zwischen Parkidylle und dicht bebautem Stadtviertel erstreckt. Auf der einen Seite Natur und Grün, auf der anderen die typischen Brüsseler Altbauten – eine faszinierende Mischung.
Union Saint-Gilloise ist ein Klub mit einer bewegten Geschichte: Einst belgischer Rekordmeister, dann jahrzehntelanger Dornröschenschlaf. Erst 2021 kehrte man ins Oberhaus zurück – und das nicht etwa als graue Maus, sondern als mutiger, spielstarker Klub, der die Liga aufmischte und sich in Windeseile oben festsetzte. Heute ist Union Stammgast im oberen Tabellendrittel – und auch international mittlerweile ein Thema.
Das Stade Joseph Marien passt perfekt zu dieser Geschichte. Mein Platz befand sich auf der alten Haupttribüne – ein echtes Relikt aus vergangenen Zeiten, mit Holzbänken, engen Reihen und dem Charme eines Stadions, das schon viele Generationen Fußball erlebt hat. Nostalgie pur – wie eigentlich das gesamte Stadion. Union darf in europäischen Wettbewerben leider nicht hier spielen; das Stadion entspricht nicht den UEFA-Anforderungen. Stattdessen weicht man ins Stadion von Konkurrent Anderlecht oder ins König-Baudouin-Stadion aus – sportlich verständlich, emotional ein Verlust.
Die Ultras von Union stehen auf der Gegengerade, auf den Stehrängen unterhalb der Steinmauer. Dort hat sich eine alternative, kreative Fanszene etabliert – links, laut, bunt. Keine klassische Ultra-Maschinerie, aber Stimmung trotzdem gut. Es ist diese Mischung aus Vergangenheit, Aufbruch und Haltung, die Union so besonders macht.
Beim Spiel gegen Sint-Truiden war ich froh, dass es noch ein paar Tickets im freien Verkauf gab – das ist längst nicht bei jedem Spiel der Fall. Auf dem Platz gab’s einen knappen, aber verdienten 2:1-Sieg für Union. Kein Feuerwerk, aber ein Spiel, das zur Atmosphäre passte: intensiv, leidenschaftlich, bodenständig.
Für mich war’s ein echtes Highlight – sportlich, architektonisch und atmosphärisch. Union Saint-Gilloise? Kommt definitiv in meine persönliche Topliste der belgischen Grounds.
#12 - 9. Februar 2025 - FC Swift Hesper gg US Hostert - 3:0
BGL Ligue - 16. Spieltag - Stade Alphonse Theis, Hesperingen (Luxemburg) - 300 Zuschauer
Am 9. Februar führte mich mein letzter Winterbesuch in die luxemburgische BGL Ligue – genauer gesagt zum FC Swift Hesperange ins Stade Alphonse Theis. Luxemburgs erste Liga ist ja bekanntlich eher was für Liebhaber, aber wer dort unterwegs ist, weiß: Hier und da gibt’s echte Perlen – und Swift gehört da durchaus dazu.
Das Stadion in Hesperange ist für luxemburgische Verhältnisse schon fast ein kleines Schmuckkästchen. Auf der Hauptseite thront eine überdachte Sitzplatztribüne mit schönem Blick auf das Spielfeld, gegenüber befindet sich eine Traverse mit Stehplätzen und klassischen Wellenbrechern – oldschool und irgendwie charmant. Insgesamt eine Anlage, die sich definitiv sehen lassen kann, besonders wenn man sie mit dem Minimalismus anderer Grounds im Land vergleicht.
Rund 300 Zuschauer verirrten sich an diesem Tag ins Stadion – darunter vermutlich nur eine Handvoll Auswärtsfans aus Hostert. Auf dem Platz ließ Swift nichts anbrennen und fuhr einen ungefährdeten 3:0-Heimsieg ein. Spielerisch solide, atmosphärisch eher gemütlich – aber genau das erwartet man ja auch in Luxemburg.
Insgesamt ein entspannter Ground, ein kurzer Abstecher – und ein weiterer Haken auf der Stadionliste. BGL Ligue? Immer mal wieder ganz nett.